Tweetie 2 gehört zu den besten iPhone-Clients für Twitter. Bei mir befindet sich Tweetie 2 auf dem Homescreen des iPhones und ist mein bevorzugter mobiler Client für Twitter. Kurz: Tweetie 2 ist eine hervorragende Applikation.
Trotzdem ist der Kauf des Tweetie-Entwicklers und damit die Übernahme des populären Clients eine strategische Fehlentscheidung für Twitter.
Es ist eine altbekannte Weisheit in der Internet-Branche, dass die API und das durch sie entstehende Ökosystem wesentlichen Anteil am Erfolg Twitters hat.
Daraus folgt, dass jede Veränderung in diesem Ökosystem Auswirkungen auf Twitter haben kann, die nicht zu unterschätzen sind. Wenn Twitter selbst jetzt in das Client-Geschäft einsteigt, heißt das in erster Linie, dass Twitter künftig mit Drittanbietern in den wichtigsten Kategorien konkurrieren wird.
Mit einem Mal wird die Twittercliententwicklung risikobehafteter. Denn jetzt konkurriert man mit dem Plattformanbieter selbst, der notfalls seinen Client mit der Nutzung privater APIs bevorzugten Zugang zur Plattform geben könnte.
Auch andere sehen Probleme für Twitter darin entstehen:
Engadget editor Nilay Patel said that Twitter buying Tweetie was “roughly equivalent to Microsoft building it’s own WP7 phone – bye bye, ecosystem.”
Former Engadget editor and gdgt co-founder Ryan Block said: “As of today, if your app depends on Twitter for anything other than identity or content syndication, you are officially on notice.”
Martin Weigerts Ansicht kann ich mich nicht ganz anschliessen:
Wie immer lässt sich das Glas sowohl als halbleer als auch als halbvoll betrachten. Während manch ein Entwickler jetzt fürchtet, Twitter würde Schritt für Schritt immer mehr eigene Produkte rund um seinen 140-Zeichen-Service anbieten, dürften andere sich angespornt fühlen, ein derartig gutes Angebot auf die Beine zu stellen, um anschließend von Twitter übernommen zu werden.
Das ist eine relativ naive Sichtweise auf die Dynamiken einer Plattform. Denn letztlich ist es doch so: Wenn ein Plattformanbieter eine Applikation selbst anbietet, konkurrieren die Drittanbieter in dieser Kategorie mit einem übermächtigen Gegner. Hinzu kommt: Twitter braucht nur einen iPhone-Client – dieser Bereich hat sich also geschlossen. Mit jeder Übernahme einer Applikation beendet Twitter mehr oder weniger diese Kategorie:
- Twittersuche – nach der Übernahme von Summize ist in diesem Subsystem nichts Bedeutendes mehr passiert
- Clients – auch hier werden unter iPhone weiter andere Clients angeboten werden. Aber die Ressourcenverteilung bei den Entwicklern wird künftig anders aussehen, was sich im Gesamtangebot bemerkbar machen wird (siehe auch unten).
Außerdem: Wie hoch ist der Verhandlungsraum für einen Entwickler, der nur an die Plattform verkaufen kann, auf der sein Geschäft beruht? Denn ist so ein Feld noch attraktiv für andere Unternehmen und Investoren?
Twitters Plattform wird durch diesen Schritt nicht attraktiver, eher im Gegenteil.
Twitter hat mit dem Kauf von Tweetie mehr noch als damals mit der Übernahme von Summize gezeigt, dass sich das Verhältnis von Twitter zu seinem Ökosystem ändert (denn die Hauptkategorie für Twitter-apps waren immer Clients).
Auch Facebook hat einen eigenen iPhone-Client, aber der Unterschied könnte nicht größer sein: Das Gleiche wäre es nur, wenn Facebook FarmVille-Entwickler Zynga kauft und künftig mit den anderen Spielen auf Facebook konkurrieren würde. Auch das würde keinem Entwickler gefallen.
Aber auch Facebook und andere Plattformanbieter zeigen immer wieder, dass sie die Kontrolle haben:
Apple ändert schlagartig die Regeln für die Einreichung neuer Apps. Facebook stellt viele von den Notifications ab, die die Spiele von Zynga haben so rasant wachsen lassen. Twitter nimmt das Ruder selbst in die Hand und entwickelt künftig eigene Applikationen für diverse Plattformen.
Wie sich das alles langfristig auswirken wird, wird sich zeigen. Steigende Frustration mit geschlossenen Systemen bei den Entwicklern könnte aber mittel- bis langfristig dazu führen, dass offene, verteilte Systeme an Zulauf von Entwicklern gewinnen.
Nur eins ist sicher: Noch weniger Entwickler werden künftig all ihre Ressourcen auf ein Angebot setzen, das ausschließlich auf Twitter angewiesen ist. Denn es könnte ja sein, dass Twitter einen Konkurrenten übernimmt und man dann auf einmal im Regen steht.
In den nächsten Monaten werden wir von vielen Twitterclients lesen, die auf einmal etwas machen werden, was der offizielle Twitter-Client nie machen wird: Andere Dienste wie Facebook, Tumblr, Google Buzz und Status.net unterstützen. Denn das wird der einzige Weg sein, sicherzustellen, dass der eigene Client Mehrwert gegenüber dem offiziellen Twitter-Client haben wird.
Twitter hat sich in die Küche begeben. Wir werden sehen, ob es die Hitze erträgt.
Matthias Jakel says
Der Vergleich ist jetzt zwar sehr abstrakt, aber ich finde man kann Twitter ein Stück weit mit einem Infrastruktur-Anbieter vergleichen. Twitter liefert den Roh-Content und der Rest wird den externen Entwicklern überlassen. Ähnlich wie mit einer Autobahn und den Autos. Es ist nicht Twitters Aufgabe für gute Clients zu sorgen, sondern den Betrieb der Server und der APIs sicher zu stellen.
Martin Weigert says
Marcel, was du als naiv bezeichnest, nenne ich differenziert. Aber bring mir gerne mal zur re:publica die Glaskugel mit, die dir so ganz genau verrät, was in Zukunft passieren wird ;)
marcel weiss says
Da ist was dran.
marcel weiss says
Martin, wir haben beide eine Prognose abgegeben, nur ich habe versucht, die Abhängigkeiten zwischen Drittanbieter und Plattformen mit einzubeziehen. :)
Andreas Goeldi says
Marcel, ehrlich gesagt ist es Deine Sichtweise, die naiv ist.
All diese geschäftsmodellfreien Twitter-Startups spekulieren doch ganz genau darauf, von Twitter gekauft zu werden. Das ist der einzige Grund, warum solche Firmen überhaupt Kapital kriegen: weil die Investoren auf einen schnellen Exit hoffen, wenn sie das Ding dem Besitzer des Ökosystems andrehen können.
So ein Ökosystem ist ja nicht schöngeistiger Selbstzweck, sondern ausschließlich dazu da, dass der Besitzer desselben mehr Geld machen kann. Und da Twitter noch immer kein echtes Geschäftsmodell hat, ist die Firma darauf angewiesen, Tools wie iPhone-Clients aus dem Nerd-Ghetto in den Mainstream reinzukriegen. Das geht nur, wenn sie dieses Element kontrolliert. Nur so kann sie z.B. potentiellen Werbekunden garantieren, dass die Leute die Anzeigen auch sehen.
Fred Wilson hat in seinem Blogpost ja auch geschrieben, dass das Füllen relativ trivialer Löcher in so einem Ökosystem nie ein gutes Konzept für ein Startup ist. Das weiss man, wenn man sich etwas mit Technologiegeschichte beschäftigt und nicht nur an die neusten Hype-Konzepte glaubt. Microsoft ist genau so gewachsen: externe Entwickler haben interessante Applikationen für Windows gebaut, und wenn ein Sektor erfolgreich genug wurde, hat Microsoft den führenden Anbieter gekauft oder selbst ein Produkt entwickelt. Man muss Microsoft dafür nicht lieben, aber der langfristige geschäftliche Erfolg ist wohl unbestreitbar. Andere Firmen, Sun zum Beispiel, haben immer brav auf Offenheit gesetzt und sind darum vom Markt verschwunden. Das wollen Twitters Investoren bei ihrer Firma offensichtlich verhindern.
marcel weiss says
„All diese geschäftsmodellfreien Twitter-Startups spekulieren doch ganz genau darauf, von Twitter gekauft zu werden.“
Tweetie 2, Twitterific Pro, Birdfeed und andere iPhone-Twitterclients sind kostenpflichtig. Das ist in meinen Augen ein Geschäftsmodell.
Dass der Entwickler von Tweetie trotzdem verkauft hat, dürfte auch daran liegen, dass ihm klar war, dass Twitter notfalls zum nächsten Entwickler geht, wenn er 'nein' sagt, und _er_ dann künftig gegen einen Twitter-Client anschreiben muss. So ein Szenario deutet meiner Meinung nach auf eine eher schlechte Verhandlungsbasis seitens der Entwickler.
„So ein Ökosystem ist ja nicht schöngeistiger Selbstzweck, sondern ausschließlich dazu da, dass der Besitzer desselben mehr Geld machen kann.“
Ich habe nie etwas anderes behauptet. Meine Ansicht ist, dass langfristig diese Entscheidung den Erfolg des gesamten Twitter-Unternehmens mehr kosten als einbringen könnte.
„Und da Twitter noch immer kein echtes Geschäftsmodell hat, ist die Firma darauf angewiesen, Tools wie iPhone-Clients aus dem Nerd-Ghetto in den Mainstream reinzukriegen.“
Nach Meinung einiger Analysten ist Twitter durch die Suchmaschinen-Deals mit MS/Bing und Google bereits im Break Even. Das plus andere Möglichkeiten wie zB mit kostenpflichtigem Firehose-Zugang Geld zu verdienen, ist ein Geschäftsmodell in meinen Augen. Warum nicht in Deinen? Natürlich kann Twitter noch mehr machen. Aber warum braucht es dafür einen iPhone-Client?
„Das geht nur, wenn sie dieses Element kontrolliert. Nur so kann sie z.B. potentiellen Werbekunden garantieren, dass die Leute die Anzeigen auch sehen.“
Wenn Du Werbung als einzige Möglichkeit siehst, mit der Twitter Geld verdienen kann, dann ja. Aber das ist wirklich zu kurz gedacht.
„Fred Wilson hat in seinem Blogpost ja auch geschrieben, dass das Füllen relativ trivialer Löcher in so einem Ökosystem nie ein gutes Konzept für ein Startup ist.“
Clients im Falle Twitter sind alles andere als trivial, wenn es um den Erfolg des Twitter-Gesamtsystems geht. Auf den Markt dort einzugreifen, ist auch nicht trivial in meinen Augen.
„Das weiss man, wenn man sich etwas mit Technologiegeschichte beschäftigt und nicht nur an die neusten Hype-Konzepte glaubt.“
Was genau ist hier ein Hype-Konzept? Ich meine das ernst, ich wüsste gern, wo Du hier ein Hype-Konzept siehst.
„Microsoft ist genau so gewachsen: externe Entwickler haben interessante Applikationen für Windows gebaut, und wenn ein Sektor erfolgreich genug wurde, hat Microsoft den führenden Anbieter gekauft oder selbst ein Produkt entwickelt. Man muss Microsoft dafür nicht lieben, aber der langfristige geschäftliche Erfolg ist wohl unbestreitbar.“
Ganz ehrlich: Man kann MS/Win für vieles als Vergleich heranziehen, aber man kann nicht immer alles im Tech-Bereich damit vergleichen und erklären.
In diesem Fall passt der Vergleich nur bedingt, weil die Dynamiken zum Zugang anders sind. Windows ist ein OS, Twitter ist, nicht nur aber in erster Linie, ein Datenangebot.
Wenn, wie ich oben geschrieben habe, Twitter die Entwickler, die den Zugang zum Datenfluss anbieten, zwingt, sich über Multihoming etc. zu differenzieren vom eigenen twitter-eigenen Angebot, dann kann das mittel- bis langfristig für Twitter eine nicht zu unterschätzende strategische Gefahr darstellen.
„Andere Firmen, Sun zum Beispiel, haben immer brav auf Offenheit gesetzt und sind darum vom Markt verschwunden. Das wollen Twitters Investoren bei ihrer Firma offensichtlich verhindern.“
Offenheit ist nicht gleich Offenheit. Twitter ist doch in einer völlig anderen strategischen Position als es Sun je war. Der Vergleich ergibt keinen Sinn. Mit der Aussage könnte man doch jedes API-gestützte Angebot, das marktähnliche Verhältnisse ermöglicht, künftigen Misserfolg pauschal vorhersagen.
ckappes says
Stimme Andreas Goeldi zu. Man muss erstens das Handeln von Twitter aus der Sicht von Twitter betrachten; das Ökosystem ist nur sinnvoll, soweit es Twitter nützt. Ausserdem gibt es bereits einen Client von Twitter, das Web nämlich. Und: Wenn Twitter den Webclient in den nächsten Jahren ausbaut und mit den neuesten JS-Frameworks verajaxt, geht den meisten Third-Party-Clients sowieso die Puste aus. Wer hier in diesem Ökosystem naiv ist, sind die Client-Anbieter, den sie hängen am Twitter-Tropf und mit Ausnahme von 1 oder 2 Anbietern wird natuerlich keiner von Twitter gekauft.
David Abel says
„Wenn Du Werbung als einzige Möglichkeit siehst, mit der Twitter Geld verdienen kann, dann ja. Aber das ist wirklich zu kurz gedacht.“
Werbung ist sicherlich nicht der einzige denkbare Revenue Stream, aber sicher ein potenziell zentraler. Und da leuchtet es schon ein, dass Twitter sich mehr Kontrolle über den Vertrieb wünscht.
Mir scheint grade insbesondere der Preis für die Akquise recht günstig, so rein laienhaft von außen betrachtet, wenn man überlegt, wieviele Nutzer man jetzt auch auf dem Vertriebsweg wieder an Twitter als Firma gebunden hat. Der Entwickler hat vermutlich eine gute Handvoll Shares und einen gutdotierten Job gekriegt und war damit zufrieden = Kein Bargeld aus der Tür, perfekt.
Nur weil Twitter auch auf anderen Wegen Geld verdienen kann (und es auch tut), heisst das ja noch lange nicht, dass man nicht alles machbare tun sollte, um den Umsatzkanal „Endkunden-Werbung“ so gut wie möglich abzuschöpfen. Und dafür macht es eben Sinn, auch den Vertrieb zu einem guten Teil zu kontrollieren.
Ansonsten ist es doch auch so, dass wahrhaft revolutionären Client-Entwicklungen weiterhin aus der Community kommen werden (da sie ja einen Mehrwert gegenüber der aktuellen offiziellen App besitzen) und sich auch durchsetzen, wohingegen die große Masse an durchschnittlichen Clients jetzt vielleicht eben nicht mehr entwickelt wird. Da ist aber für mich kein Schaden zu erkennen.
Letztlich war die offene Architektur für Twitter sicher anfangs von Vorteil, weil die Clients den Nutzwert klar erhöht haben, aber jetzt, wo Twitter offenbar selber in der Lage ist, die Lücken, die bisher aus der Community gestopft wurden, zu schließen, ist der Nutzen für Twitter in Abwägung gegen mögliche Werbeumsätze doch eher gering.
Von daher: Keine Fehlentscheidung in meinen Augen.
marcel weiss says
Ich habe die Entscheidung aus der Sicht von Twitter betrachtet.
„Wenn Twitter den Webclient in den nächsten Jahren ausbaut und mit den neuesten JS-Frameworks verajaxt, geht den meisten Third-Party-Clients sowieso die Puste aus. „
Klar, nur die Frage ist, ob Twitters Ressourcen gut aufgehoben sind im Ausbau des Webclients. Da er der Einstieg für neue User ist, sollte man ihn sicher nicht vernachlässigen. Aber wichtiger wäre meiner Meinung nach, der Ausbau der API und der Unterstzüung des Ökosystems um beides im Geschäftsmodell besser melken zu können.
„Wer hier in diesem Ökosystem naiv ist, sind die Client-Anbieter, den sie hängen am Twitter-Tropf und mit Ausnahme von 1 oder 2 Anbietern wird natuerlich keiner von Twitter gekauft.“
Da liegt doch das Problem, das ich meinte. Niemand sagt, dass ein Entwickler naiv ist, wenn er ein Programm nur für Windows oder nur für Mac entwickelt. Aber er ist naiv, wenn er jetzt nur für Twitter baut, genau. Warum? Weil Twitter die Regeln für das Ökosystem nicht festigt. Es schwächt damit das Ökosystem. Twitter ist aber hauptsächlich durch das Ökosystem groß geworden. Es ist also ein Erfolgsfaktor, den sie hier auf's Spiel setzen könnten.
marcel weiss says
„Ansonsten ist es doch auch so, dass wahrhaft revolutionären Client-Entwicklungen weiterhin aus der Community kommen werden (da sie ja einen Mehrwert gegenüber der aktuellen offiziellen App besitzen) und sich auch durchsetzen, wohingegen die große Masse an durchschnittlichen Clients jetzt vielleicht eben nicht mehr entwickelt wird. Da ist aber für mich kein Schaden zu erkennen. „
Wenn das neue Revolutionäre künftig in Clients eingebunden wird, die auch aus Gründen der Kompetitivität mit mit Twitter konkurrierenden Diensten funktionieren, verliert Twitter eventuell langfristig einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, weil das dann schließlich allen Diensten zugute kommt. Muss nicht, klar, ist aber sehr wahrscheinlich.
„Letztlich war die offene Architektur für Twitter sicher anfangs von Vorteil, weil die Clients den Nutzwert klar erhöht haben, aber jetzt, wo Twitter offenbar selber in der Lage ist, die Lücken, die bisher aus der Community gestopft wurden, zu schließen, ist der Nutzen für Twitter in Abwägung gegen mögliche Werbeumsätze doch eher gering.“
Warum sollte Twitter jetzt plötzlich besser als der Markt dazu in der Lage sein, alles abzudecken? Kann auch sein, sehe ich aber eher nicht.
Andreas Goeldi says
@Marcel: Einen Datenfeed an zwei Grossunternehmen für ein paar Millionen zu verkaufen, ist noch lange kein tragfähiges Geschäftsmodell, schon gar nicht für eine Firma, die von Investoren zuletzt mit einer Milliarde Dollar bewertet wurde. Um diese Bewertung plus Upside zu rechtfertigen, müsste Twitter deutlich mehr als $100 Mio. Umsatz im Jahr machen, und das geht nur, wenn sie ihre Userbasis mindestens so gut wie Facebook monetizen, also etwa mit $1.6/User/Jahr (BTW, Google kommt etwa auf mehr als das zehnfache pro User).
Mit einem reinen Datenfeed kann man das vergessen, denn auch niemand sonst hat bisher rausgefunden, wie man den vernünftig monetarisieren kann. Google und Microsoft können sich das als Hobby leisten, aber alle anderen müssen schon konkrete Umsatzströme sehen, um Twitter Geld zahlen zu können.
Mit anderen Worten: Twitter muss sich selbst alle Umsatzströme erschliessen, die die Firma kriegen kann. Und darum ist Kontrolle über das Client-Frontend wichtig, denn nur so kann man Werbung sinnvoll kontrollieren und schnell neue Services ausrollen.
Es würde mich daher nicht besonders wundern, wenn Twitter auch für einfache API-Zugriffe schon bald Geld verlangen würde. Nicht so sehr, weil man damit viel Geld machen könnte, sondern um andere Client-Anbieter in Zaum zu halten. Denn wenn Twitter z.B. eine Profi-Client für Unternehmen verkaufen will, muss es Konkurrenten wie Hootsuite und CoTweet loswerden.
Twitter hat jetzt lang genug Venture-Kohle verballert ohne jeden Ansatz eines Geschäftsmodells. Ganz offensichtlich werden die Investoren jetzt nervös und wollen Umsatz sehen. Sonst hätte nicht Fred Wilson mit seinem Blogpost ganz klar die neue strategische Richtung signalisiert.
Das alles ist ein sehr bewusster Strategieschwenk von Wachstum um jeden Preis hin zu Monetarisierung. Die externen Entwickler werden jetzt als das aufgedeckt, was sie aus Sicht von Twitter schon immer waren: Nützliche Idioten, die neue Geschäftsfelder testen, damit Twitter selbst dann risikoarm ernten kann.
Chris Dixon, der fast sicher Insiderinfos hat, kommt übrigens in etwa zum gleichen Schluss:
http://cdixon.org/2010/04/10/twitter-and-3rd-pa…
marcel weiss says
„Einen Datenfeed an zwei Grossunternehmen für ein paar Millionen zu verkaufen, ist noch lange kein tragfähiges Geschäftsmodell,“
Das habe ich auch nie behauptet. Ich habe im obigen Kommentar als Antwort auf Dich geschrieben:
„Nach Meinung einiger Analysten ist Twitter durch die Suchmaschinen-Deals mit MS/Bing und Google bereits im Break Even. Das plus andere Möglichkeiten wie zB mit kostenpflichtigem Firehose-Zugang Geld zu verdienen, ist ein Geschäftsmodell in meinen Augen.“
„Mit anderen Worten: Twitter muss sich selbst alle Umsatzströme erschliessen, die die Firma kriegen kann. Und darum ist Kontrolle über das Client-Frontend wichtig, denn nur so kann man Werbung sinnvoll kontrollieren und schnell neue Services ausrollen.“
Das unterstellt, dass die Kontrolle des Client-Frontends für Twitter Teil der profitmaximierenden Strategie ist. Genau das sehe ich eben nicht, weil die Nachteile signifikant sein können. Wenn es das in meinen Augen wäre, würde ich es auch nicht als strategische Fehlentscheidung bezeichnen.
„Es würde mich daher nicht besonders wundern, wenn Twitter auch für einfache API-Zugriffe schon bald Geld verlangen würde.“
Klar, sehe ich auch so. Auf eine Preisstaffelung beim API-Zugang warte ich schon lang.
„Nicht so sehr, weil man damit viel Geld machen könnte, sondern um andere Client-Anbieter in Zaum zu halten.“
Genau da sind wir unterschiedlicher Meinungen. Zum einen sehe ich da signifikante Einnahmemöglichkeiten und zum anderen ist der Weg, andere Client-Anbieter mit zu hohen API-Gebühren zu knebeln kein Erfolgsmodell mMn.
„Das alles ist ein sehr bewusster Strategieschwenk von Wachstum um jeden Preis hin zu Monetarisierung. Die externen Entwickler werden jetzt als das aufgedeckt, was sie aus Sicht von Twitter schon immer waren: Nützliche Idioten, die neue Geschäftsfelder testen, damit Twitter selbst dann risikoarm ernten kann.“
Dass das ein Strategieschwenk ist, der auch von den Investoren getrieben wird, ist offensichtlich. Da sind wir uns einig.
Ich sehe es nur als eine falsche Richtung, die da eingeschlagen, weil sie langfristig für Twitter eher problematisch werden wird.
Das Ökosystem nur als ausgelagertes R&D zu betrachten, ist gerade im Falle von Twitter schlicht zu kurz gedacht.
Ich wüsste übrigens immer noch gern, wo Du hier Hype-Konzepte siehst.