25. Mai 2007 Lesezeit: 2 Min.

Facebook öffnet sich für Drittanbieter, ist auf dem Weg zum Metanetwork

Facebook, das amerikanische Social Network, das zunächst nur für Studenten startete und sich später für den Rest der Menschheit öffnete (und als..Vorbild..für das deutsche Studivz herhalten musste) hat gestern, also vor ein paar Stunden, einen in der US-Blogosphäre zu Recht hoch beachteten Schritt gemacht.

Facebook startet mit der Facebook Platform eine neue API. APIs, Widgets und Mashups und dergleichen kennt mittlerweile jeder der im Web2.0 unterwegs ist. Und im Grunde geht es auch hier darum, Facebook geht aber noch einen Schritt weiter.

Denn die neue API erlaubt weitreichende Eingriffe in den Aufbau der Facebookseiten selbst. Jetzt können Drittanbieter direkt auf Facebookseiten ansetzen und darauf ihr Angebot bauen. Ein Beispiel, das Michael Arrington auf Techcrunch bringt:

The API would allow, for example, a third party to recreate Facebook Photos, the most used photo application on the web. Users could then remove the default Facebook Photos and install the third party version instead.

Auch Werbung von Drittanbietern ist explizit, wenn auch eingeschränkt, erlaubt. Lediglich wo facebookeigene Werbeplätze zu sehen sind, darf nicht geworben werden. Wie genau das im Detail geregelt wird, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Das ist eine völlig neue Dimension in der Verzahnung von Social Networks mit den von ihren Usern lebenden Drittanbietern. Auf GigaOm spricht man bereits von dem Social Operating System. Andere sehen mit diesem Schritt Facebook eine so große Zukunft voraus, dass es im Nachhinein nachvollziehbar erscheint, warum Facebook in der Vergangenheit die Millionen (Milliarde?) von Yahoo für eine Übernahme abgelehnt hat.

Fazit

Fakt ist, dass Facebooks Entscheidung, den Markt das beste Angebot für die User des Networks erstellen zu lassen, dynamischer und effizienter als der Ichmachallesallein-Ansatz von myspace ist, das Widgets gern mal nach Gutdünken aussperrt. Techcrunch spricht ziemlich treffend vom Anti-MySpace.

Dass Drittanbieter explizit erwünscht sind, und sogar auf Facebook aufbauend mitverdienen können, bringt diesen eine Sicherheit die sie so zur Zeit nirgendwo sonst finden (man denke nur an die Amazon/Alexaholic Klage). Allein das dürfte unzählige Parteien an die Facebooktür klopfen lassen.

Facebook wiederrum dürfte in kürzester Zeit das Social Network mit den mit Abstand weitreichesten Customizationmöglichkeiten werden. Das dürfte den so schon starken Netzwerkeffekt (100.000 neue Nutzer/Tag laut Facebook CEO) nur weiteren Aufwind geben.

Es könnte sogar Facebook zum Metanetwork schlechthin machen und langfristig in Userzahlen sogar myspace schlagen. Schließlich könnten theoretisch hier die Drittanbieter sämtliche zusätzlichen Features für die Interessierten einbauen und anbieten, die sonst nur auf ihren speziellen Filmnetworks oder Musiknetworks usw. finden.

Everything goes and the market is going to do it for you. Let's talk about being smart, eh.

Wenn Facebooks Rechnung aufgeht, dürften in absehbarer Zeit weitere Social Networks dem Vorbild folgen und sich weiter öffnen. Ob es für sie dann nicht schon zu spät ist, wird sich zeigen.

Facebook ist eins der größten Social Networks weltweit.

Leseempfehlungen

englisch:

Techcrunch: Analyse und kurze Mitschrift von der Keynote des Facebook CEOs zum Launch

Read/Write Web: ausführliche Analyse

Webware: Stellt zwei Beispiele genauer vor und geht auf die Wichtigkeit des Facebooknewsfeeds ein ('It will be like Twitter, but automatic.')

Splashcast: FAQ zu den Neuerungen auf Facebook

Deep Jive Interests: sieht eine strahlende Zukunft für Facebook

GigaOm: einige Hintergrundinfos

und mehr

deutsch:

Robert Basic sagt sogar mal mehr als nur das übliche Zitat + Link

(ansonsten ist es in Deutschland eher ruhig zu dem Thema, von Ankündigungen abgesehen)

[tags]Facebook[/tags]

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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