“If the news is that important, it will find me.” so laut New York Times ein College-Student in einer Studie über den Medienkonsum junger Leute.
Das trifft die aktuellen Veränderungen des Weges der Nachrichten vom Sender zum Empfänger ziemlich gut.
Ist auch im Grunde nix Neues. Aber in seinen Implikationen gar nicht zu unterschätzen. Man muss sich wirklich mal ein paar Minuten (oder mehr) Zeit nehmen und darüber nachdenken.
Andreas Göldi hat sich dazu ein paar Gedanken gemacht und das gut zusammengefasst .
Im Prinzip sagt dieser Satz aus, dass Nachrichten immer mehr vom Pull- zum sozialen Push-Medium werden. Wir gehen als Medienkonsumenten nicht mehr rituell in regelmässigen Abständen zur Newsquelle — so, wie man früher morgens die Zeitung gelesen oder brav zu einer festgelegten Zeit die Tageschau geguckt hat –, sondern wir warten ab, welche Nachrichten sich als relevant genug herausstellen, dass sie uns von anderen empfohlen werden.
Immer weniger bestimmen professionelle Medienschaffende, welche News wir als wichtig empfinden. News werden sozial. Empfehlungen anderer Leute — Freunde, Arbeitskollegen, Geschäftspartner, Gleichgesinnte — werden wichtiger als das, was Redaktionen als berichtenswert empfinden.
Es ist quasi eine schleichende Entmachtung der großen Redaktionen. Denn deren Zusammenstellung, Gewichtung und Anordnung an Nachrichten wird immer unwichtiger.
Es ist der Weg weg von Hierarchien und hin zu offenen, teilweise völlig neuen Ansätzen, die so typisch für das Netz sind.
Aggregatoren wie Techmeme oder Rivva erzeugen die Gewichtung, die Relevanzeinstufung über offene, marktähnliche Strukturen (man könnte es auch mit der Evolution vergleichen: „Survival of the most important“ sozusagen).
Und der eigene Freundeskreis agiert zusätzlich als Bündel menschlicher Filter.
Auch Websites, die primär eine soziale Funktion erfüllen — Facebook oder Twitter beispielsweise — werden immer mehr als Kanal genutzt, mit dem man andere Leute auf interessante Meldungen aufmerksam machen kann.
Wie ich bereits am Ende meines Artikels über APIs, Märkte und Hierarchien nebenbei anmerkte:
Nicht der (anpassungsfähige) Journalist wird mit dem Netz somit in großen Teilen überflüssig, sondern der Redakteur…
Andrea Jülichs says
Die Ausführungen decken sich mit Analysen zu verändertem Konsumentenverhalten. Der Verbraucher wird mündiger – was nicht bedeutet, dass jeder automatisch besonders ethisch entscheidet. Es bedeutet, dass der Kunde (oder Leser) nur danach entscheidet und selektiv wahrnimmt, was er subjektiv will, weil er seine eigenen Entscheidungsparameter als ausreichend ansieht. Interessant dazu auch die Gedanken des Cluetrain Manifest.
Marcel Weiß says
Andrea, das war aber bei Vielen früher auch schon so, oder? Wenn in der Tagesschau der Sport drankommt, klinke ich mich sofort aus und mach was anderes weil’s mich nicht interessiert. Nachrichten im gesamten Bündel wie in den MSM hatte schon seine Wirkung. Ich denke aber, die franste an den Rändern auch schnell aus.