Christiane Schulzki-Haddouti schreibt auf Kooptech über das Verlinken und fasst den Grund, warum oft nicht verlinkt wird, in einem Satz zusammen:
Warum den Leser zum Mitbewerber schicken, wenn doch auch ein Link auf einen Beitrag auf der eigenen Website genügen könnte?
Oft, wenn es nicht einmal das gibt - einen Beitrag zum Thema auf der eigenen Seite -, lässt man einen Link eben ganz weg.
Christianes Text, der das Verlinken bei den großen Angeboten einfordert, erinnerte mich an einen Text von Benedikt Köhler vor geraumer Zeit. Benedikt schreibt über das Verlinken:
Das ist meiner Ansicht nach der große Graben zwischen ins Internet gedruckten Zeitungen und echten Digitalformaten wie Blogs. Süddeutsche, Spiegel etc. geizen mit Links nach draußen aus Angst, dadurch den Leserstrom von den eigenen Inhalten wegzuleiten.
Die Wirklichkeit ist allerdings etwas hässlicher.
Nicht nur die Onlineangebote der alten Verlage, sondern auch zunehmend Blogs beherrschen das Linken nicht so, wie es sich der Theoretiker wünscht und vorstellt.
Wie kann man etwas von den Immigranten erwarten, das nicht einmal die 'echten Digitalformate' hinbekommen?
In den USA zum Beispiel: Man wird keinen Link von Techcrunch zu Paidcontent.org oder Mashable finden. Oder von Mashable zurück zu Techcrunch. Ain't gonna happen no more. Und das sind Blogs.
Und auch bei uns im deutschsprachigen Raum, wo praktisch keine Gelder und vergleichsweise lächerliche Reichweiten die Blogwelt beherrschen, treffe ich mehr und mehr auf Blogger, die offensichtlich Themen aufnehmen aber nicht entsprechend verlinken. Ich hatte es schon ein paar Mal bei neunetz.com bemerkt.
Bei netzwertig.com, das um einiges größer ist, fällt es mir als Leiter der Site mittlerweile regelmäßig auf, dass sich andere bedienen, aber nicht den jeweiligen netzwertig.com-Artikel als die Quelle verlinken.
Erst kürzlich hat ein Online-'Nachrichtendienst' einen Artikel von netzwertig.com praktisch nacherzählt, auch Martin Weigert als der 'zitierte' 'Experte' wurde genannt. Aber weder wurde netzwertig.com erwähnt, noch Martins Artikel verlinkt.
Oder: Ein kleines Techblog hat uns erwähnt, als es vor einigen Wochen eine Nachricht wiederholt hat, die wir exklusiv veröffentlicht hatten. Für einen Link zu uns hat es nicht mehr gereicht.
usw. usf.
Wer also behauptet, die Zeitungen sollten von den Bloggern das Verlinken lernen, der sollte vielleicht noch mal etwas genauer hinsehen und die rosa Brille absetzen.
Ich habe hier schon immer so viel wie möglich nach außen gelinkt. Auch bei netzwertig.com linken wir ohne Scheu auf andere Seiten, wie alle anderen Blogwerk-Blogs übrigens auch.
Aber ich bemerke verstärkt, wie deutsche Blogs vermehrt, sagen wir, eher konservativ verlinken (Was neben anderen Dingen wohl auch Rivva zu schaffen macht. ).
Das ist alles umso bedauerlicher als Blogs untereinander nicht Konkurrenten sondern Mitstreiter sind. Das Verlinken endet aber in dem Moment, wenn man in all den anderen Seiten Konkurrenten sieht. Blogosphäre und Blog-Reichweiten sind aber kein Nullsummenspiel und Verlinken hilft letztlich allen. Dem Verlinkten, dem Verlinkenden und last not least dem Leser.
Bedauerlich, dass es weitaus weniger Blogger gibt, die das auch tatsächlich wissen, als man für gemeinhin annimmt.