Vor kurzem hatten wir hier die Diskussion zu abgeschnittenen Feeds, Volltextfeeds und wie sich beide in der Aufmerksamkeitsökonomie verorten lassen.
Auch das Blognetzwerk Gawker hat die Feeds seiner Blogs abgeschnitten, um mehr Leser auf die Website zu locken. Interessant dort: Man kann die Statistiken öffentlich einsehen. Markus Spath hat die Zahlen betrachtet:
ihre besucherzahlen haben sich laut sitemeter – wenn man die woche vor der umstellung und die woche nach der umstellung betrachtet – um 8,5% bzw. ~700k verringert.
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eines sieht man mehr als deutlich: ein kurzer feed konvertiert ganz sicher nicht massenweise feedleser in webseitenklicker
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es gibt ja nicht einmal ein auch nur irgendwie wahrnehmbares sprüngchen oder einen wie auch immer messbaren ausschlag.
Gawker lernt also, was schon viele Blogger vorher gelernt haben und diese Tage wohl auch Basic Thinking feststellen dürfte: Abgeschnittene Feeds erzeugen keinen Anreiz, der zu mehr auf die Website klickenden Stammlesern führt.
Die Gawker-Zahlen bestätigen meine Erfahrungen aus der Vergangenheit. Hier nochmal meine Ausführungen:
Erfahrungswerte aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass es sehr selten passiert, dass viele Leute einen Feed abbestellen. Gleichzeitig weiß man aber auch aus Erfahrung, dass die Klickraten von Volltextfeeds und von abgeschnittenen Feeds auf die Site selbst ungefähr gleich hoch sind. Das heißt, die meisten Leser klicken nicht mehr durch, sie lesen einfach die Artikel nicht mehr komplett[..]
Der Zeitraum ist aktuell noch zu kurz, um endgültige Schlüsse für Gawker zu ziehen. Interessant dürfte eine Untersuchung der Gawker-Zahlen in zwei, drei Monaten sein.
Meine Vorhersage: Die Leserzahlen bei Feed und Website werden wachsen. Das Wachstum wird aber prozentual spürbar hinter dem Wachstum aus der Zeit mit dem Volltextfeed liegen. Es ist wie bei Facebook-Fanpages: Auch der Einsatz von Feeds ist kein Nullsummenspiel.
Was allerdings jeden Netzpublisher zu denken geben sollte: Nicht einmal Gawker, eines der größten Blognetzwerke der Welt, schafft es, seine Feeds direkt zu monetarisieren. Das ist für die Welt des Publizierens im Netz sehr bedauerlich. Die richtige Schlussfolgerung daraus ist aber nicht, den Feed dergestalt einzusetzen, dass er weniger attraktiv wird.