12. Sep. 2011 Lesezeit: 1 Min.

Groupons steiniger Weg zur Profitabilität

Auf Exciting Commerce habe ich über Groupon und seinen steinigen, aber entgegen aller Unkenrufe zum Trotz möglichen, Weg zur Profitabilität geschrieben:

Entgegen der Annahmen aus eher pessimistischen Analysen ist das Wachstum von Groupon nicht komplett von den Marketingausgaben abhängig. Wenig überraschend übernehmen die bestehenden Kunden mittlerweile einen Teil des Wachstums,

[..]

Kann Groupon profitabel werden? Ja, wenn es weiter die Marketingausgaben zurückfährt:
"Bottom line, thanks to a steady gross margin and reductions in marketing and other operating spending, Groupon's losses as a percent of revenue are narrowing. This, combined with the fact that the majority of the company's revenue now comes from existing customers, suggests that Groupon has a viable model and can eventually be profitable."

Am Bemerkenswertesten an der Prä-IPO-Debatte zu Groupon war/ist,

  1. wie viele relativ unbefleckt von ökonomischem Grundverständnis über Groupon öffentich in Branchenpublikationen vor sich hin urteilen dürfen
  2. und wie sehr viele nicht zwischen Geschäftsmodell und Geschäftsgebahren unterscheiden können. Als wäre alles, was Groupon macht, unwiderruflich mit dem grundsätzlichen Geschäftsmodell verbunden und könnte niemals von anderen Unternehmen anders umgesetzt werden.

Fakt ist, dass Groupon viele Herausfoderungen meistern muss:

  1. Schnelles organisationales Wachstum wie bei Groupon kann mittelfristig ausgesprochen problematisch werden. (Das ist aber nicht automatisch ein Grund zur Implosion.)
  2. Groupon wechselt langsam aber sicher über von einer Hyperwachstumsphase in eine mit gemäßigterem Wachstum. Das bringt mit sich teils drastische Veränderungen, wie ein Unternehmen im Alltag operiert.

Das sind nicht vernachlässigbare Herausforderungen. Wer aber die ausführlichen Analysen von Business Insider und Yipit zu Groupons Gesamtsituation genau liest, stellt auch fest, dass Groupon nicht so schlecht dasteht, wie es viele Kommentatoren hinstellen. (Wie leider so oft zählt auch bei Groupon-Artikeln, besonders bei denen mit dem Blasen-Blickwinkel, vielerorts der alte Vorsatz 'Narration vor komplexer Realität'.)

Groupon kann scheitern, besonders auch wenn die Deal-Qualität fallen sollte. Aber das Grundprinzip, lokale Dienstleistungen mit zeitlich begrenzten Deals anzubieten, wird in der einen oder anderen Art uns im  Netz erhalten bleiben.

Warum? Rabattsysteme gibt es schon länger. Preisdifferenzierung, das Prinzip dahinter, ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll, wenn es richtig eingesetzt wird, wie ich vor ein paar Monaten ausführte.

Die Hauptunterschiede bei Liveshopping-Angeboten im Netz im Vergleich zu Offline-Äquivalenten liegen in der höheren Reichweite, der höheren Geschwindigkeit und dem möglichen höheren Umsatzvolumen.

Deswegen bleibt Groupon, das neben dem von Amazon übernommenen Woot! der größte Liveshoppingbetreiber weltweit ist, (Woot! für physische Produkte, Groupon für Dienstleistungen) weiterhin extrem spannend. Nicht zuletzt weil noch immer alle Richtungen für das Unternehmen offen sind.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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