30. Jan. 2012 Lesezeit: 1 Min.

Lokale Netzmedien und die Demokratie

Steffen Greschner macht sich auf [x politics] Gedanken zur Nachhaltigkeit lokaler und hyperlokaler Medien:

Gerade in lokalen Gebieten können Medien nur schwer über Jahrzehnte unabhängig sein. Zumindest ist das extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Zu klein ist das Netzwerk aus Politik, Wirtschaft und Journalismus. Zu eng werden die Kontakte zu denen, die man eigentlich jeden Tag aufs neue kritisch hinterfragen muss. [..]

Das Internet bietet uns in der Hinsicht eine große Chance: Die Einstiegshürden in den Journalismus sind gefallen. Wer mit der lokalen Berichterstattung unzufrieden ist, kann sich selbst ans Werk machen.

Die Grundproblematik lokaler Medien wird immer bestehen bleiben, also das Spannungsfeld von Redaktionen und einzelnen Journalisten, die nicht nur immer nah am überschaubaren Pool ihrer Subjekte bleiben, sondern von diesen auch direkt (über Werbung) finanziert werden.

Dieses Spannungsfeld wird aber durch das Netz potentiell abgeschwächt: Zum einen dürfte die Konkurrenz durch niedrigere Markteintrittsbarrieren zu besserer lokaler Berichterstattung führen, oder überhaupt erst zu Berichterstattung, wo vorher keine war. (Konkurrenz ist in solchen Fällen immer besser als ein Monopol.)

Zum anderen sehe ich gerade im Bereich hyperlokaler Netzmedien gute Anknüpfungspunkte für Flattr-ähnliches Micropayment. (Nicht: Bezahlschranken. Für eine Effektivität der Medien im lokalen Bereich muss die Bezahlung nach dem Konsum erfolgen.) Im besten Fall lassen sich lokale Medien irgendwann komplett ohne Werbung refinanzieren. In den nächsten Jahrzehnten dürften die Transaktionskosten dafür genug sinken. (Denn der Bedarf für solche Systeme ist da. Sie werden also kommen.)

Zusätzlich sollte man auch nicht vergessen, dass viele Aufgaben des klassischen Journalismus aufgedröselt und verteilt werden. Nicht weniges wird nebenbei von Privatpersonen auf Facebook, YouTube, Twitter, Google+ oder Tumblr in die Welt getragen. Auch und besonders Lokales. Man denke etwa an den Twitternutzer, der ohne es zu wissen, Übergriff der US-Truppen und Tod von Osama Bin Laden live auf Twitter kommentiert hat.

Man sollte sich aber auch hier keine Illusionen machen: Das Netz hilft, Situationen zu verbessern. Aber nur, wenn Leute bereit sind, die dafür notwendige Arbeit zu machen. Und eine perfekte Welt wird auch durch das Netz nicht möglich. Nur eine bessere. Immerhin.

Marcel Weiß
Unabhängiger Strategy Analyst, freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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