Apropos Realitätsverweigerung. Malte Buhse und Patrick Kremers auf Zeit Online:
Viele junge Leser haben ihre Entscheidung bereits getroffen. Nur jeder dritte Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren liest noch regelmäßig eine Tageszeitung. Vor zehn Jahren war es noch mehr als die Hälfte.
"Nur"?
Ich bin 33 und ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der regelmäßig eine Tageszeitung liest. Die einzigen Personen, die ich kenne und die eine Tageszeitung abonniert haben, sind meine Eltern und meine Großeltern.
Ich bin überrascht, dass überhaupt noch Jugendliche Tageszeitungen lesen. Wer heute 14 ist, kann sich schon fast nicht mehr an eine Zeit ohne iPhones erinnern. Wer heute 14 bis 19 ist, kennt in der Regel kein Leben ohne Internet mehr. (Es sei denn natürlich die von den deutschen Debatten der letzten Jahre aufgeschreckten Eltern schließen alle elektronischen Geräte weg und zwingen das Kind zum Lesen der Tageszeitung bei Kerzenlicht. Zu seinem eigenen Besten.)
Es gibt natürlich noch Menschen jeden Alters die regelmäßig Tageszeitungen lesen. Aber dass der Anteil derjenigen in der Altersgruppe von 14 bis 19 Jahren noch im zweistelligen Prozentbereich liegt, glaube ich nicht. Die Überschrift des Tages auf der Titelseite der von den Eltern abonnierten Tageszeitung auf dem Küchentisch zu lesen zählt nicht.
Ich weiß nicht, wo diese Zahl herkommt, denn guter Journalismus bedeutet in Deutschland auch, seine Quellen nicht zu nennen, aber nehmen wir einmal an, diese Zahl stimmt. Jeder dritte Jugendliche liest also noch immer regelmäßig Tageszeitung. Nicht am Rechner oder auf dem Smartphone, auf Papier. Kein Abhängen im Einkaufszentrum, kein Angry Birds, YouTube, Facebook oder weißderfuchswasdieheutesonstnochmachen.de, nein, man macht stattdessen regelmäßig Zeit frei für Journalismus auf Papier. Mit 14 bis 19 Jahren. Das wäre eine Sensation, die es zu feiern gilt.
1/3.
"Nur."
Ernsthaft?