Das Unternehmen hat eigens eine Deutschlandkarte mit allen Bundestagsabgeordneten erstellt. Gegner des Leistungsschutzrechtes können sich darüber direkt an ihren Abgeordneten wenden, um gegen das Gesetz zu protestieren.Dabei ist der Konzern in der Debatte natürlich nicht objektiv oder unbeteiligt. Daher kritisiert der Verein Digitale Gesellschaft die Kampagne Googles: "Sowohl Google als auch die Presseverlage missbrauchen im Streit um ein Leistungsschutzrecht ihre Macht- und Marktpositionen um ihre jeweiligen Wirtschaftsinteressen zu artikulieren", schreibt Markus Beckedahl, der Vorsitzende des Vereins. "Beim Leistungsschutzrecht geht es für diese beiden Seiten nur ums Geld." Dabei berge das Leistungsschutzrecht vor allem für Nutzer die Gefahr, die digitale Meinungsfreiheit einzuschränken und ein ohnehin überkomplexes Urheberrecht weiter zu verkomplizieren.
Beide Seiten mögen ihre Macht- und Marktpositionen missbrauchen, wobei ich das bei Google hier nicht unbedingt sehe. Während die Presseverlage in Gestalt von Christoph Keese einen Lobbyisten in Hinterzimmern verhandeln liesen, setzt Google zumindest jetzt auf die eigenen Endnutzer und die Öffentlichkeit. (Nicht unwahrscheinlich, dass Google als Reaktion auch Lobbyisten diesbezüglich beschäftigt. Nur erfolgreich waren sie nicht.)
Ich kann daran nichts Verwerfliches erkennen. Es steht jedem frei, gegen das extrem gefährliche Leistungsschutzrecht aktiv zu werden - oder nicht.
Ich sehe in der Stellungnahme von Markus Beckedahl eher eine strategische Distanzierung von Google. Etwas, das leider dank des vergifteten Klimas zu diesen Thema hierzulande notwendig geworden zu sein scheint.
Gut daher auch, was John F. Nebel auf Metronaut/netzpolitik.org schreibt:
Viele Netzaktivisten haben Angst mit Google in einen Topf geworfen zu werden. Eine Finanzierung von NGOs durch Google ist ein heikles Thema, da es die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Finanzierten unterminiert. Hinzu kommt, dass etliche Journalisten momentan mögliche Verbindungen des Konzerns mit der Zivilgesellschaft recherchieren. Auch das erklärt die Abwehrreflexe vieler gegenüber der Google-Kampagne.Doch wer keine wirtschaftlichen Verbindungen zu Google hat, kann diese Kampagne getrost unterstützen. Sie ist gut aufgesetzt, sie ist emotional und trifft die richtigen Aussagen. Sie kämpft mit offenem Visier und verschleiert nicht den Absender. Solange Google bei Kampagnen nicht die Führung übernimmt oder Astroturfing versucht, ist eine Zusammenarbeit durchaus sinnvoll, wenn die Zielrichtung stimmt.
Das Interessante ist, dass die Presseverlage nicht auf die Idee kommen würden, ihre Leser direkt zu mobilisieren. Nein, sie spielen ihre Macht indirekt aus. Aus verschiedenen Gründen. Es lohnt, darüber nachzudenken. warum das so ist.