1. März 2013 Lesezeit: 1 Min.

Leistungsschutzrechtsopfer (1): Rivva bald ohne Snippets

Frank Westphal, der Macher des Memetrackers Rivva, über die Folgen des  Presseleistungsschutzrechts für Rivva:

Durch das Ausschließlichkeitsrecht der Verleger und dabei unvermeidbaren Ansteckungseffekten (wenn der Anreißer eines Blogs schon Verlagstext zitiert), sehe ich mich im Grunde genommen dazu gezwungen, auf Snippets auf rivva.de kategorisch zu verzichten. Die Frage ist, wie stark nehmen Infogehalt und Klickzahlen Schaden dadurch? Vom Anriss weiß man, dass er Interesse für den Beitrag wecken soll. Snippet = Teaser. Im Zweifel verlieren also uninformative Schlagzeilen. Oder gewinnen sie gerade, weil die Leser dann die Neugier treibt? Wer weiß …

Vor zwei Tagen habe ich die Länge der Vorschautexte auf 160 Zeichen beschränkt. Im Code ändere ich dafür zwei Bytes, auf der Titelseite ist der Unterschied dagegen riesig und gar nicht mal negativ. Vielleicht habe ich darüber eine andere Meinung, wenn ich es frisch neu designt vor mir habe, aber "No Snippet" ist der rechte Weg. Hacker News und Reddit, zwei der für mich wichtigsten Sites, fahren schließlich auch gut damit. (Das Meta-Tag "nosnippet" scheidet übrigens aus, weil ein Grep durch's Archiv zeigt, dass es überhaupt niemand nutzt.)


Das ist wenig überraschend und exakt das, was von Kritikern vorhergesagt wurde.

Westphal über das heute im Bundestag verabschiedete Gesetz:

Wie viel Prozent des gesamten Internets mag auf Open Source Software laufen oder aufbauen? Verlässliche Zahlen dazu habe ich auf die Schnelle keine gefunden, doch ich schätze einmal, 95% könnten es wohl etwa sein.

Das bedeutet doch, unzählige Programmierer haben unzählige Stunden damit verbracht, dieses Internet, mitsamt WWW und allem, ins Leben zu programmieren, "ohne (Zitat aus dem ganz fantastischen Perlentaucher vom 30.8.2012) je auf die Idee gekommen zu sein, dafür die Hand aufzuhalten."

Auf Befürworterseite hatte man in puncto Leistungsschutzrecht oft genug mit diesem sogenannten "Geburtsfehler des Internets" argumentiert. Dass jetzt Google der deutlichste Profiteur und deutsche Startups die deutlichsten Verlierer des heutigen Beschlusses sind, ist der Geburtsfehler dieses Gesetzes.


Wir werden in nächster Zeit viele solcher Nachrichten lesen dürfen.

Update: Leistungsschutzrecht: Rivva schaltet Snippets ab und verliert über 650 Zeitungen und Blogs

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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