Der Analyst Benedict Evans hat den globalen Tablet-Markt seinen Berechnungen folgend aufgeschlüsselt:
Wie immer fehlen naturgemäß die Zahlen von Amazons Kindle Fire.
Aber drei Aspekte sind trotzdem interessant:
1. Der sinkende Anteil des iPads bei den Neuverkäufen.
2. Die steigenden Verkaufszahlen der ‚nicht aktivierten‘ Android-Geräte, also extrem günstige Android-Tablets, die ohne Google-Apps kommen. (Sprich: China.)
3. Die marginalen Verkaufszahlen des Nexus.
Vor allem (3) ist interessant, weil Google mit dem Nexus 7 und 10 gut verbaute Tablets zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Im Gegensatz zu den anderen Android-Geräten bringt das Nexus auch ein reines, nicht mit Hersteller-Apps und eigenen Oberflächen verstopftes Android mit.
Aber anscheinend interessiert das die potenziellen Käufer nicht. Warum? Und, daran anschließend, warum verkaufen sich extrem billige Android-Tablets so gut?
Zum einen sind die Nutzungsszenarien bei iPads weitreichender als bei Android-Tablets. Dank der vielzahligen Apps stellt sich für jeden, der sich auf die ‚Post-PC-Ära‘ einlassen möchte, gar nicht die Frage ob es ein iPad werden soll oder nicht. Das heißt außerdem, dass ein leicht besseres Android-Tablet wie die Nexus-Reihe keinen ausreichenden Mehrwert für eventuelle Käufer bietet. (Das erklärt auch die große Preisdifferenz zwischen iPad Mini und Nexus 7. Sie konkurrieren dank der unterschiedlichen Ökosysteme nur bedingt miteinander.)
Zum anderen werden die extrem günstigen Tablets für wenige Aufgaben genutzt: Web, Video. Benedict Evans Vermutungen:
But there’s also another proposition, a $75-$150 black generic Chinese Android tablet, half the price of a Nexus 7. That proposition is also selling in huge numbers, but it appears to come with a very different type of use.
Why are people buying these? What are they being used for? They’re mostly in China (that’s the pink bar above) and emerging markets and in lower income groups in the west. And it seems that they’re being used for a little bit of web, and a bit of free gaming. Perhaps some book reading. And a LOT of video consumption. In fact, one might argue that for many buyers, these compete with TVs, not iPads, Nexuses and Tabs. But regardless of what they’re being used for, they’re not being used the way iPads are used. In effect, they are the featurephones of tablets.
If this theory is correct, it suggests that Apple’s $300 Mini really isn’t a competitive problem, because the iPad doesn’t yet face a strong competitive threat (quite unlike the iPhone). Rather, there are actually two quite different markets: the post-PC vision, where Apple is dominant, and a ultra-low margin product that’s also called a tablet but which is really a totally different product.
(Hervorhebung von mir.)
Evans’ Fazit: Diese Tablets sind praktisch die Featurephones unter den Tablets.
Die entscheidende Schlussfolgerung in meinen Augen, die Evans nicht zieht oder zumindest nicht ausspricht: Das bedeutet am Ende, dass diejenigen, die heute Android-Tablets kaufen kaum eine Bindung an die Plattform entwickeln. Vor allem ganz im Gegensatz zu den Nutzern von iPads.
Das ist zwar ein gutes Zeichen für Apple. Aber es ist vor allem ein sehr gutes Zeichen für andere Plattformprovider. Es bedeutet nämlich, dass die Felle auf dem Tablet-Markt noch nicht einmal bei den heutigen Käufern, also denen, die sich schon mit dem Formfaktor angefreundet haben, verteilt sind.
Gute Nachrichten für Windows, Firefox OS, Ubuntu Touch, Kindle Fire und wer noch alles kommen mag.
Carsten Pötter says
Die Nexus Tablets (und Telefone) gibt es meines Wissens nicht offline zu erwerben. Das ist m.E. ein großer Nachteil, weil man ein solches Gerät durchaus mal in der Hand halten sollte, um zu entscheiden, ob es einem liegt (z.B. 7″ oder 10″). Zwar kann ich mir die Geräte auch von Amazon liefern lassen und bei Nichtgefallen wieder zurück schicken, aber es ist doch eine Hürde. Apple ist in der Beziehung mit eigenen Stores und weiteren Retailpartnern (sprich fast jedes Kaufhaus mit Computerabteilung) im Vorteil.
Ramon says
Du kannst Sie Dir auch von Google liefern lassen und bei nicht gefallen wieder zurück schicken. Google schickt dir dafür ein leeres Paket für das Device und wieder ab damit.
Ging ganz problemlos.
Marcel Weiss says
Das ist praktisch, eliminiert aber nicht die Hürde von der Carsten spricht. Es minimiert sie nur.
Amazon hat letztlich das gleiche Probem mit seinem Kindle Fire.
Ramon says
Es ist auch ein Vorteil.
Durch das zweiwöchige Rückgaberecht, dass auch per Email wahrgenommen werden kann, hat der Konsument die Gelegenheit das Produkt ausgiebig zu testen. In meinem Fall dauerte es noch ca. eine Woche bis ich den Karton erhalten hatte und dann gab es eine erneute Frist bis zu der das Paket wieder aufgegeben werden musste.
So können knapp vier Wochen Testzeit herausgeholt werden, sorgsamer Umgang vorausgesetzt.
In einem Ladengeschäft wird das nicht klappen :-)