Chris Dixon, VC bei Andreessen Horowitz, hat in einem Artikel über die mobile Internetnutzung geschrieben. Mobil, also auf Smartphones und Tablets, wird das Internet vornehmlich über Apps genutzt. Dixon verbindet damit das Ende des Webs.
Auf dem Desktop sind Web und Internet für Endnutzer mehr oder weniger synonym, weil das Web das Internet war. Dass das nicht das gleiche ist, war lange für die meisten Betrachtungen relativ egal, beziehungsweise nur wenigen wichtig. Mobil ändert sich das nun. Mobile apps arbeiten über das / mit dem internet, nicht aber zwingend mit dem Web (es sei denn sie haben Webview, dazu gleich mehr).
Dixon argumentiert in seinem Artikel, dass der Aufstieg der Apps das Ende des (freien) Webs bedeutende würde:
The likely end state is the web becomes a niche product used for things like 1) trying a service before you download the app, 2) consuming long tail content (e.g. link to a niche blog from Twitter or Facebook feed).
Tatsächlich ist es ein bisschen komplexer. Viele Apps haben einen eingebauten Browser, Webview. Das Web bleibt auch mit dem Aufstieg der nativen Apps wichtig. Es ist und bleibt die ultimative Plattform, mit der man auf wirklich allen Hardware-/OS-Plattformen erreichbar ist. Ausnahmslos immer.
Mit Appstores ist nun ‚lediglich‘ ein endlich eine Verteilungsform gefunden, die Verbreitung und Nutzung lokal installierter Programme für viele Menschen wieder attraktiv macht. Windows hatte genau das für private Nutzer komplett ruiniert.
Die Arten wie Menschen mit Internetdiensten interagieren sind nun also reichhaltiger geworden. Jetzt nicht mehr nur über den Browser sondern auch über Apps, die auf alle Vorzüge der Smartphones zurückgreifen können.
Das Web bleibt aber weiter attraktiv.
Ben Thompson hat in einem Gastbeitrag auf dem Blog des Wordpress-Gründers Matt Mullweg dazu geschrieben und das Web treffend mit Wasser, das jede Lücke füllt, verglichen:
There is no question that apps are here to stay, and are a superior interaction model for some uses. But the web is like water: it fills in all the gaps between things like gaming and social with exactly what any one particular user wants. And while we all might have a use for Facebook – simply because everyone is there – we all have different things that interest us when it comes to reading.That’s why very few of us devote all of our reading time to a single general interest newspaper these days, and that’s why we at WordPress.com have no intention of pushing anyone to any one particular platform or app. Instead our focus is on enabling and empowering individuals to create new content that is at home in the mobile browser, the WordPress.com app, Facebook or Twitter webviews, or any other channel that makes sense for the reader. Let the water flow to exactly where it’s needed! That’s the power of the web, and now that a computer is with us in so many more places, we need that flexibility more than ever.
John Gruber macht es an einigen Beispielen deutlich:
I publish a website, but tens of thousands of my most loyal readers consume it using RSS apps. What should they count as, “app” or “web”?
I say: who cares? It’s all the web.
Man sollte außerdem, wenn man über die Kontrolle, die Apple und Google in ihren Appstores ausüben können, nicht die Konkurrenz zwischen den Plattformen vergessen. Diese Konkurrenzsituation macht den ewig irreführenden AOL-Vergleich hinfällig:
Yes, Apple and Google (and Amazon, and Microsoft) control their respective app stores. But the difference from Dixon’s AOL analogy is that they don’t control the internet — and they don’t control each other. Apple doesn’t want cool new apps launching Android-only, and it surely bothers Google that so many cool new apps launch iOS-first. Apple’s stance on Bitcoin hasn’t exactly kept Bitcoin from growing explosively. App Stores are walled gardens, but the apps themselves are just clients to the open web/internet.
Letzten Endes ist es mit Apps und dem Web kein entweder oder sondern ein und.
Apps haben unsere Interaktionsoptionen vergrößert nicht verringert.