Am 29. Mai hat eine Richterin des Central District of California in Los Angeles beschlossen, dass Torrentspy das Verhalten ihrer User speichern muss und diese Daten anschließend der MPAA, Organisation der us-amerikanischen Filmindustrielobby, übergeben muss. Torrentspy ist eine der größten BitTorrent-Suchmaschinen der Welt.
Torrentfreak dazu:
The owners have been granted a stay of the order in order to make an appeal, which must be filed by June 12, says Ira Rothken, TorrentSpy’s attorney.
“It is likely that TorrentSpy would turn off access to the U.S. before tracking its users,” said Rothken. “If this order were allowed to stand, it would mean that Web sites can be required by discovery judges to track what their users do even if their privacy policy says otherwise.”
Auch wenn das Torrentspynutzer außerhalb der USA zunächst nicht näher zu betreffen scheint, wird auch diese Aktion wieder zu einem ähnlichen Ergebnis führen wie damals, als man von den USA aus Schweden mit Handelssanktionen drohte, falls es nichts gegen die piratebay tut: BitTorrent-Tracker und Suchmaschine The Piratebay wird an Nutzern gewinnen, und noch größer und damit effizienter werden. Schließlich haben die Macher hinter der Piratebay mehr als einmal bewiesen, dass sie sich solchen Forderungen scheinbar immer erfolgreich entziehen können.
Rechtlich fragwürdig
Von einer Seite zu verlangen, sie solle entgegen ihrer Datenschutzbestimmungen ihre Nutzer tracken und dies dann an eine dritte Stelle weitergeben, ist äußerst bizarr.
Denkbar ist, dass die Richterin nicht verstanden hat, wie BitTorrent funktioniert. Zugegeben, es ist auch nicht ganz einfach. Neulich fragte mich ein Freund, wie das denn nun genau aussehe mit BitTorrent und ich war überrascht, dass ich erstmal einen Augenblick überlegen musste, wie ich das am besten erkläre. Trotzdem: Wer ein Urteil als Richter fällt, muss verstanden haben worum es geht. Punkt.
Das Argument, der Torrentspy-Betreiber, wer Torrentsuchmaschinen verklagt, der soll auch Google verklagen, ist zwar auf den ersten Blick eigenartig, aber letztlich schlüssig: Seiten wie Torrentspy sind nichts weiter als Indexseiten. Sie hosten keine illegalen Dateien. Alle Torrents, die man auf öffentlichen Trackern finden kann, kann man auch über Google finden. Ein Beispiel: Gibt man auf Google die Wörter "south park s11e04" ein (ohne Anführungszeichen), findet man unzählige Links zu Torrents der 24-Folge von South Park (In der Suche wurde nicht einmal das Wort Torrent verwendet, trotzdem landen Torrents auf den ersten Ergebnissen. Sagt Einiges über die Verbreitung von BitTorrent aus.). Google liefert letztlich ähnliche Ergebnisse wie zur selben Suche auf Torrentspy. Auf letzterer werden die Ergebnisse 'nur' torrentfreundlicher aufbereitet.
EFFs von Lohmann sagt zum Richterspruch auf cnet:
"In general, a defendant is not required to create new records to hand over in discovery," von Lohmann said. "We shouldn't let Web site logging policies be set by litigation."
Recht hat er, der gute Mann. Allerdings scheint die MPAA entschlossen, Daten über die Nutzer von Torrentspy in die Finger zu bekommen, notfalls auch illegal:
One way or another, it seems that the MPAA is determined to obtain information about TorrentSpy and it’s users. A complaint issued by TorrentSpy suggests the MPAA paid a hacker $15,000 to steal steal e-mail correspondence and trade secrets. The hacker admitted that this was true.
Hat hier jemand eben Bigotterie gerufen?
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