Und noch eine interessante Liste: Martin Weigert hat auf zweinull.cc über 100 Social Networks aus Deutschland zusammengesucht und thematisch geordnet.
Besser kann man die Einfallslosigkeit und Risikoaversion der deutschen Webmacher eigentlich nicht darstellen. Die aktuelle Lage in Webdeutschland als absurd zu bezeichnen, wäre noch beschwichtigend. Social Networks zu jedem Thema, das nicht bei drei auf den Bäumen ist oder gleich fast identische Kopien amerikanischer Dienste . Wahrscheinlich glauben Einige, dass Social Networks die neuen Portale sind*.
Allein 10 Netzwerke für Eltern& Familie. Und -festhalten- 20 ( in Worten: zwanzig) Social Networks für Sportler& Sportfans. 4 Social Networks für Tiere und weitere 4 ausschließlich für Hunde(!). Du meine Güte.
Abgesehen von vielversprechenden Projekten wie dem Mobile-Socialnetwork aka-aki (ich schrieb hier darüber), ist das eine Liste von ner ganzen Menge Totgeburten.
Und man muss nur die Pressemitteilungen Artikel auf deutsche-startups.de verfolgen, um zu sehen, dass diese Liste absurderweise weiter wächst (marketresearch, anyone?).
Es ist bedauerlich, dass so viele Ressourcen und Energie nicht in interessantere (und vielversprechendere) Projekte gesteckt wird. Denn let’s face it: 2/3 der in der Liste genannten Dienste werden die kritische Nutzermenge nicht erreichen und über kurz oder lang eingehen oder zumindest vor sich hindümpeln.
Der einzige Ausweg für Nischen- bzw. Specialinterest-Socialnetworks: Andocken an Plattformen wie facebook und den anderen bald kommenden Plattformen. Denn alle großen SNs planen, sich mehr oder weniger zu öffnen. Nur so können SISNs (get it?) die Hemmschwelle zur Nutzung entsprechend senken und überleben. Nur die Wenigsten werden es schaffen, unabhängig ihre eigene SocialGraph-Infrastruktur aufzubauen.
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*Falsch!!12 (siehe )
Matthias says
Bei der Auflistung vermisse ich irgendwie die Ranking-Networks, etwa rankaholics. Oder sind das keine Social Networks? Dort kann man ja auch ein Profil anlegen und dann Gleichgesinnte finden (die man sonst im Leben nie kennengelernt hätte)…
Und Deine Kritik würde auch in dieser Gattung den Nagel wieder auf den Kopf treffen: Was einer einmal anfängt, muss so gut sein, dass es gleich mehrere andere nachmachen und sich damit von Beginn an gegenseitig das Wasser abgraben.
Markus says
Das mit der Einfallslosigkeit kann man so nicht stehenlassen, statistisch betrachtet machen SNs in DE so um die 15% aus und das liegt deutlich unter dem Weltdurchschnitt, also lassen sich stolze 85% zumindest von was anderem inspirieren…
Marcel Weiß says
Matthias: Martin konzentrierte sich auf Dienste bei denen das Networking im Vordergrund steht. Konsequenterweise hat er da Seiten, die auch einen SN-Aspekt haben, wegegelassen.
Aber Du hast recht was die Rankingdienste angeht. Den Hype um woobby fand ich zum Beispiel ziemlich peinlich für die deutschen Blogs. Völlig kritik- und distanzlos wurde da für eine Hand voll Bratwürste eine mittelmäßige Idee hochgeschrieben und -gehypt (Listen? Ernsthaft?). Unschön. Leider fehlte mir da die Zeit, sonst hätte ich was dazu geschrieben.
Markus: Tatsächlich? Ich hätte vom Gefühl, das ich beim Verfolgen der Nachrichten habe, darauf getippt, dass man in Dtl. über dem Weltdurchschnitt liegt, was den prozentualen Anteil an beliebigen Nischen-SNs angeht. Auf ds liest man beispielsweise fast nur von solchen SNs. Hm, gibt es dann da ein Ungleichgewicht bei der Berichterstattung in den Blogs? (Nicht dass wir eine funktionierende TEchblogosphäre hätten, das ist ja immer noch oft eher meh.)
Markus says
Ach stimmt, den zeitlichen Faktor hab ich ganz vergessen, die 15% beziehen sich auf den bisherigen Gesamtoutput der letzten 2 Jahre, über die letzten 6 Monate betrachtet schaut das sicher anders aus.
Marcel Weiß says
Ja, das ergibt Sinn. 2007 war in Dtl. dann wohl doch das Jahr der SISNs.
Igor says
Die Einfallslosigkeit ist in vielen Fällen allerdings ein Produkt der Finanzierungsmöglichkeiten. Die Risikobereitschaft der VCs in den USA ist deutlich höher als in die der Deutschen. Die VCs hier wollen funktionierende Geschäftsmodelle sehen oder zumindest jemanden, der ähnlich doof war es schon zu probieren. Das hemmt die Möglichkeit zu entwickeln ungemein. Jedenfalls wenn man darauf aus ist damit am Ende auch wirklich Geld zu verdienen.
Marcel Weiß says
Igor: Stimmt, von der Risikoaversion deutscher Investoren höre ich auch oft. Und wenn man sich das Verhalten der großen Player, also Holtzbrinck Ventures und Samwer, anschaut, scheint das auch zu stimmen. Sehr schade, wie ich finde. Denn nur weil der Copycatinismus bei studivz ‚funktioniert‘ hat, wird das an anderen Stellen immer schwerer (siehe deutsche Twitterclone). Zu recht und zum Glück. Denn ich hätte in den hiesigen Gefilden gern mehr originäre Dienste.
Igor says
Deutschland war eben noch nie das Land in dem man viel riskiert hat. ,)
Wobei ich die Copycats auch nicht immer „schlecht“ finde. Vieles was in den USA gemacht wird ist, aus diversen Gründen, kein Produkt, welches gut in Deutschland oder Europa funktioniert. D.h. eine Übersetzung für den deutschen Markt kann durchaus Sinn machen, wenn sie nicht eine 1:1 Kopie ist. Domestizierung, wenn du so willst.