Wer noch Zweifel daran hat, dass weite Teile der Journalismusbranche das Netz nicht überleben werden, sollte sich folgenden Kommentarstrang durchlesen, in dem sich (offenbar) mehrere Journalisten der WAZ-Gruppe zu Wort melden:
WAZ Protestblog » Blog Archive » Kampf ums Lokale geht weiter
Kleine Kostprobe:
Die Onliner nehmen es bedenkenlos in Kauf, dass Zeitungen und mit ihnen Zeitungsjobs dabei draufgehen, wenn sie Print-Inhalte komplett & kostenlos absaugen und gratis ins Netz stellen.
“Tradition ist kein Geschäftsmodell”, predit ein engagierter Ober-Blogger und Netz-Gläubiger wie Thomas Knüwer (Handelsblatt) immer.
Am meisten Sinn macht es für Tageszeitungsverlage aus meiner Sicht wohl, wenn sie nur die reinen Nachrichten in ihre Internet-Auftritte stellen und dabei stets auf ausführlichere Texte im gedruckten Blatt zu verweisen. Möglich ist auch: Lediglich Abonnenten kriegen den vollen Durchklick.
Alles andere ist und bleibt eine die Zeitung gefährdende Verschwendung von teuer erarbeiteten Print-Inhalten.
Auch die Flip-Kamera-Diskussion dürfte symptomatisch für den Umbruch im Journalismus sein.
Ich weiß nicht, was Borchert bei DerWesten.de intern richtig und was sie falsch gemacht hat, ich würde aber mal schätzen, dass sie wohl nie eine Chance auf echten Erfolg hatte. Nicht mit Mitarbeitern, die bereits das Beackern des Marktes selbst als Fehler ansehen (Ich hoffe, von denen sitzt niemand im Wirtschafts-Ressort.).
Wie Pferdekutscher, die sich über den Lärm der Automobile aufregen und das alles für grundsätzlich sinnlos halten. Mit den Pferden ist doch schließlich alles in Ordnung. Mit solchen Mitarbeitern hätte Ford kein Jahr überlebt.
Es ist sicher keine einfache Zeit. Aber wie man ernsthaft die Weiterfahrt diskutieren kann, während sich links und rechts die wenigen Rettungsboote füllen und der Eisberg bereits über einem ist, bleibt mir rätselhaft.
(„Tradition ist kein Geschäftsmodell“ stammt übrigens nicht von Knüwer, sondern iirc von Clay Shirky.)
klklein says
Genug der Argumente! Das Für und Wider ermüdet mich langsam.
Allerdings nehme ich die konkrete Existenzangst der Journalisten ernst.
Nach 20 Jahren in der IT-Branche habe ich einige fundamentale Umbrüche „er- und überlebt“.
Mein Vorschlag für die „Edelfedern“, bietet eure Dienste als Service an.
Versucht nicht mir die reine „dpa-Meldung“ zu verkaufen! Bietet mir Mehrwert gegen Bezahlung an. Gut recherchiert und aufbereitete Hintergründe, Zahlen, Fakten und Zusammenhänge als Dossier auf Bestellung!
Wäre das nicht einen Versuch wert: „Journalismus als Service“?
Nadine Bayer says
tradition ist kein geschäftsmodell passt sehr gut. aber wenn man mit ehrlichem journalismus irgendwann kein geld mehr verdienen kann wirds problematisch.
Spielzeug says
In der letzten Zeit gab es ja schon viele Insolvenzen, auch von großen und etablierten Unternehmen. Ich kann die Angst der Journalisten gut nachvollziehen, denn der Trend geht dahin, dass jeder alles im Internet umsonst haben möchte. Ich bin gespannt wo das Ganze noch hingeht…