Gestern habe ich auf netzwertig.com darüber geschrieben, wie die deutschen Verlage aus allen Rohren gegen Google schießen. Dabei erwähnte ich auch Susanne Gaschkes Artikel in der ZEIT. Dort heißt es gleich im Einstieg:
Der Internetgigant kennt bald jeden unserer Schritte. Es ist Zeit, dass die demokratische Gesellschaft sich wehrt
Da meint man doch, wenn das die Einstellung der ZEIT-Redaktion ist, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht. Nur wenige Zentimeter vom Artikel entfernt findet man auf ZEIT ONLINE aber: genau, Google-Anzeigen:
Abgesehen davon, dass es billig aussieht, entlarvt es auch die Bigotterie: Im Artikel gegen Google und dessen Allmacht (oder besser gegen dessen erfolgreiches Geschäft) argumentieren und die demokratische Gesellschaft anrufen, aber gleichzeitig weiterhin die Google-Dienste selbst einsetzen. Da passt doch etwas nicht zusammen.
Das ist so ähnlich wie Google News als Dieb bezeichnen, sich aber daraus nicht austragen.
Ähnliche Diskrepanzen zwischen den Aussagen über Google in einem Artikel und dem Verhalten des den Artikel veröffentlichenden Verlag gab es jüngst bei brand eins zu bestaunen.
Ich finde es ein bisschen bestürzend, wie bigott und wie teilweise skrupellos (siehe Leistungsschutzrecht-Debatte) die deutschen Verlage über das Internet berichten oder damit umgehen. Eine vierte Gewalt stelle ich mir anders vor. (Und ja, natürlich sind nicht alle Verlage gleich, und nicht alle Journalisten einer Meinung. Die Grundtendenz, die man bei den großen deutschen Publikationen aber feststellen kann, lässt ein Verantwortungsgefühl mittlerweile zu oft vermissen.)
Update: Heute sind die Google-Anzeigen von ZEIT ONLINE wieder verschwunden.