fscklog fasst die Abopreise für Apps der Springergruppe zusammen:
die ‚Welt‘ kostet 30 Euro pro Monat, die ‚Welt Kompakt‘ 13 Euro pro Monat und die ‚Welt am Sonntag‘ lässt sich für 8 Euro pro Monat abonnieren.
Das kommt mir nicht sonderlich niedriger vor als die Printabos (Printabo der Welt kostet z.B. regulär 36,9€/Monat). Indem man nicht einmal teilweise die Kostensenkungen an die Kunden weitergibt, erhofft man sich wohl in diesem Umfeld eine Cash Cow. Das könnte nicht weiter von der Realität enfernt sein.
Was mich nach wie vor verwundert zurücklässt, ist die Tatsache, dass man bei den Verlagen der Ansicht zu sein scheint, man könne mit Tablet-Apps erfolgreich das machen, was im Internet seit einer Dekade nicht funktioniert hat: Das Print-Angebot ungeachtet aller veränderter Rahmenbedingungen 1:1 in das Digitale zu übersetzen.
Eine schöne, leicht zu bedienende Oberfläche hebelt nicht die Dynamiken des Internets aus. Der Apple-Appstore mag geschlossen sein, aber einen Browser wird das iPad trotzdem haben.
Volker Weber teilt meine Bedenken und hat den Umstand auf Buzz heute gut zusammengefasst:
I am reading about some offerings for the iPad that look quite expensive. Do publishers believe that people will buy the iPad, pay for a monthly data plan, and on top of that spend a lot for a subscription of their e-paper?
That might work, under the assumption that the rest of the web suddenly becomes boring, starting next Saturday. But what are the chances?
Die zwei wichtigen Aspekte, die man auf Verlagsseite völlig zu ignorieren scheint:
- Die Leute bezahlen bereits für das iPad und eventuell den Internetzugang für das iPad, und sollen dann noch zusätzlich für E-Paper-Abos monatlich zahlen? Wer wird bereit sein, so viel Geld aufzubringen?
- Das Internet bleibt erreichbar, vielfältig und bietet weiterhin kostenfreie Alternativen. Wie viele werden sich angesichts dieser Tatsache für die Springerapp-Abos entscheiden?
Martin says
Apple kassiert 30 Prozent des Verkaufspreises, sprich die Ersparnis für Verlage gegenüber der Druckversion hält sich leider in Grenzen … insofern sind die hohen Preise für mich verständlich.
Was das viele Geld betrifft, sehe ich kein Problem – das Problem ist nicht das Geld, sondern die Bereitschaft, es dafür auszugeben … für andere Dinge wird viel Geld ohne viel Nachdenken ausgegeben, Konsumgesellschaft halt.
marcel weiss says
Stimmt, den Anteil, den Apple kassiert hatte ich vergessen. Danke für den Hinweis. Ich glaube allerdings nicht, dass die Druck- und Distributionskosten für die Printerzeugnisse lediglich 30% des Preises ausmachen. Tatsächlich machen sie meist den kompletten Verkaufspreis und mehr aus…
„das Problem ist nicht das Geld, sondern die Bereitschaft, es dafür auszugeben … für andere Dinge wird viel Geld ohne viel Nachdenken ausgegeben, Konsumgesellschaft halt.“
Das ist müßig, Marktpreis bildet sich aus Angebot und Nachfrage etc. ..
Ranjit says
Nunja, wer bereit ist, sich ein iPad zu kaufen ist wohl generell eher bereit sich sein (Konsum-)Verhalten von wohlmeinenden Firmen diktieren zu lassen.
Was die Kostenlosalternative angeht: Wenn hier ein Verlagshaus nen Murdoch pullt, dann Springer. Ich hoffe mal, dass sie dafür von den Kunden abgestraft werden. Ansonsten hoffe ich noch auf funktionierende Fusionsreaktoren, Grundeinkommen für alle und evidenzbasierte Politik.
Christoph Hoffmann says
Springer kann gerne den Murdoch machen.
Am besten mit der Bild. Oder warte, für die Bild wäre der noch radikalere Ansatz „Ganz raus aus dem Internet, damit niemand klaut“ noch besser. Dann hätten wir schon mal _eine_ schmutzige Ecke weniger im WWW. :p