8. Apr. 2010 Lesezeit: 1 Min.

Wikileaks-Video: Investigativer Journalismus abseits der Presseverlage

Das Wikileaks-Video auf der Collateral Murder-Site schlägt aktuell hohe Wellen. Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, würde ich nicht so weit gehen wie Peter Sennhauser auf netzwertig.com und von einer "journalistischen Bankrotterklärung" der klassischen US-Medien sprechen.

Aber: In erster Linie ist dieses Video doch der Beweis, dass das mantraartige Vortragen vom Qualitätsjournalismus, seiner Bedeutung für die Demokratie und dass er nur von Presseverlagen kommen kann so nicht stimmt.

Man kann es nicht deutlich genug sagen: Wikileaks hat keine direkten Beziehungen zu Presseverlagen. Es ist kein Projekt eines Presseverlags. Es ist keine journalistische Institution im hergebrachten Sinne.

Ich glaube auch nicht, dass ich der Einzige bin, der zuerst von dem Video und der Site in Blogs oder seinem Twitterstream erfahren hat.

Hier zeigen sich die ersten Züge eines 'Journalismus' oder journalismusähnlichen Prozesses für eine Post-Presseverlags-Zeit.

Robin Meyer-Lucht auf Carta:

Die Zahl der Stellen, bei denen man derartige Videos abgeben kann, ist explodiert. Und viele der neuen “Outlets” haben sogar noch den Vorteil größerer Unabhängigkeit von der Macht als die klassischen Medien. Damit ist der Nimbus der Whistleblower- und Recherchemedien dahin. Der Fall vom Montag macht dies nur noch einmal sehr deutlich. Er ist daher keine “Schande” für die klasssichen Medien, sondern eine logische Folge der Systemveränderungen durch das Internet – und damit auch sein Anzeiger.

Lesenswert dazu auch Michael Seemann:

Sobald Daten existieren, ist ihre Reichweite nicht mehr sicher eingrenzbar. Der Kontrollverlust weitet sich aus, je mehr Medien zum Einsatz kommen. Von den Journalisten, über die Soldaten, über die Opfer bis hin zu jenen stummen Zeugen des Oberkommandos, die kalt und unbewegt alles aufzeichnen, werden sich die Medien multiplizieren. Und das einzige, was es dann noch braucht, ist ein klitzekleines Leck.
Der Kontrollverlust hat einen Kulminationspunkt gefunden: Wikileaks. Wikileaks ist für den Kontrollverlust das, was die New York Times für den Journalismus war ist. Die wichtigste Institution und das Paradebeispiel seiner Funktionsweise. Kein Monopol, aber ein Sinnbild.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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