20. Juli 2010 Lesezeit: 1 Min.

Vorsitzender der FDP-Kommission für Internet und Medien zur Tagesschau-App-Debatte

Hans-Joachim Otto, Bundestagsabgeordneter, Vorsitzender der FDP-Kommission für Internet und Medien und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, auf Carta über eine Tagesschau-App für Smartphones und Tablets und warum sie seiner Meinung nach nicht sein darf:

Kurzum: öffentlich-rechtlich finanzierte und für den Nutzer kostenlose Applikationen führen zu Wettbewerbsverzerrungen gegenüber privaten Anbietern. Und sie können dadurch die deutsche Medienlandschaft, vor allem aber die für unsere Demokratie unverzichtbare Medienvielfalt, insgesamt beeinträchtigen.

[..]

Man stelle sich einmal vor, ein öffentlich-rechtliches Rundfunkunternehmen hätte vor 20 Jahren angefangen, eine “kostenlose” qualitativ hochwertige Tageszeitung anzubieten. Ob wir dann noch über einen so vielfältigen Zeitungsmarkt wie heute verfügen würden, darf man sicherlich bezweifeln. Denn Zeitungs- und Zeitschriftenverlage verdienten zumindest früher ihr Geld ausschließlich mit dem Verkauf ihrer Druckerzeugnisse und mit Werbung – und wenn es eine kostenlose Zeitung gegeben hätte, wären viele kostenpflichtige Zeitungen schlicht in den Regalen liegen geblieben. Das hätte das Aus für nicht wenige Anbieter bedeutet.

Ein zumindest eigenwilliges Argument. Mit diesem Argument liese sich auch gegen ARD und ZDF argumentieren, um das Privatfernsehen zu schützen. Außerdem liese sich damit gegen das komplette Online-Angebot der Öffentlich-Rechtlichen argumentieren. (Das Bemerkenswerte an nahezu allen Debatten rund um das iPad ist die Tatsache, dass viele so tun, als würde das Tablet keinen Browser besitzen.)

Außerdem bekommt man die Vorstellung, dass Otto für Medien online genau ein Geschäftsmodell sieht: die komplette Übersetzung des analogen Geschäfts in's Digitale, flankiert mit Bezahlschranken. Und auch hier wieder die vom FDP-Politiker wiederholte typische Verleger-Sicht, dass die Presseverlage für ihre eigenen Internetangebote nicht Mehrwert schaffen müssen, sondern die Öffentlich-Rechtlichen notfalls abbauen müssen, um die privaten Angebote attraktiv zu machen.

Das ist für den Vorsitzenden der FDP-Kommission für Internet und Medien zu wenig.

Oder wie es ein Kommentator auf Carta zusammenfasst:

Für den Vorsitzenden der FDP-Kommission für Internet und Medien ist ein derartiger Beitrag schlichtweg peinlich. Man hat den Eindruck, dass Herr Otto noch nie in den Android Market geschaut hat. Sonst wüsste er, dass es sowohl für private wie für öffentlich-rechtliche Newsportale dort Apps dutzendweise gibt – und zwar mit gewaltiger Redundanz. Warum? Weil diese Apps eben häufig nicht von den Portalen selbst zur Verfügung gestellt werden sondern von Dritten progammiert werden.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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