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Fehlende Selbstreflektion in der Medienwandel-Debatte

23. September 2010 by Marcel Weiß 5 Comments

Stefan Niggemeier:

Ich kann nicht glauben, dass man das im Jahr 2010 immer noch hinschreiben muss: Der Print-Journalismus ist dem Online-Journalismus nur insofern überlegen, als der Print-Journalismus jahrzehntelang ein lukratives Geschäftsmodell hatte, das dafür sorgte, dass Redaktionen gut ausgestattet wurden und sich relative hohe Standards entwickeln konnten. Dass auf sueddeutsche.de oder „Welt Online” Artikel stehen, die es nie in die gedruckte „Süddeutsche Zeitung” oder „Welt” schaffen würden, hat nichts mit dem Medium an sich zu tun, sondern allein damit, wie es die Verlage behandeln. Online, glauben sie, muss es nicht so gut sein, weil online ja auch nicht so viel Geld verdient wird. Das „weil” in diesem Satz ist sinnlos, aber Realität.

Falsche Freunde.

Das ist in der Tat bemerkenswert. Meine Erkenntnis auch aus den Debatten rund um Filesharing oder das moralisch untermauerte Recht auf Werbefinanzierung ist in erster Linie, dass wir diese Debatten die nächsten Jahre ohne nennenswerten Fortschritt weiterführen werden.

Der Grund ist so simpel wie erschütternd: Die Veränderungen gehen oft so tief, dass es selbst intelligenten Personen, die sich intensiv und offen damit auseinandersetzen, schwer fällt, den grundlegenden Umfang der Veränderungen zu erfassen (und mindestens ein Punkt dieser Charakterbeschreibung trifft nicht auf Neumann und Kilz zu, um die es in Niggermeiers Artikel geht). Wenn wir uns von Vorstellungen lösen müssen, mit denen wir aufgewachsen sind, dann ist das keine einfache Angelegenheit. Für viele scheint das unmöglich. Noch schwerer wird es, wenn man direkt in einer der betroffenen Branchen arbeitet, noch dazu auf der Seite, die zunächst erst einmal negativ beeinflusst ist.

Sich in absurde Argumentationen versteigen, ist leicht, wenn allen das Koordinatensystem fehlt und der Widerspruch eher zaghaft oder gar nicht kommt. (Die aktuellen Veränderungen sind im Grunde der Lackmustest für Intellektuelle. Wer kann sich zurecht finden, wenn er sich nicht mehr so sehr wie sonst mittlerweile üblich auf andere berufen kann und für sich selbst denken und praktisch alles Erlernte hinterfragen muss? In Deutschland praktisch niemand, der Feuilletons füllen darf. In den USA gibt es mit Shirky, Benkler, Thompson etc. allerdings auch nicht sonderlich viele.)

Stefan Niggemeier:

Aber wenn es ums Internet geht, lässt man den Leuten das durchgehen, dass sie das Medium mit dem Genre verwechseln.

Es ist intellektuell faul, sich die Prämissen passend zur eigenen Argumentation zu basteln, aber es ist eben auch einfacher, vor allem in Zeiten des Wandels ™.

Das ist alles keine Entschuldigung für fehlende Selbstreflektion und, gelinde ausgedrückt, widersinnige Argumentationen. Aber es deutet darauf hin, dass wir zumindest weiter so lang Absurditäten zum Thema Internet auch und vor allem von Personen in gehobenen Positionen erleben werden, bis die Zahlen und Fakten aus der Realität erdrückend werden und nicht mehr ignoriert werden können. (Und selbst dann ist nicht gesagt, ob eine Änderung bei der Haltung von Personen eintritt, die in einer nichtdigitalen Welt aufgewachsen sind  und ihr dort erlerntes Koordinatensystem stur weiter anwenden wollen.)

Strukturwandel ist ein leicht dahin gesagtes Wort, dessen Implikationen nach wie vor nur wenigen klar sind. Das gilt leider auch für viele deutsche „Internet-Experten“.

Strukturwandel bedeutet Wandel. Von Strukturen. Von Strukturen wie Presseverlagen oder Musiklabeln und unzähligen anderen Wirtschaftsstrukturen, die im industriellen Zeitalter gewachsen sind.

Die Erfolgsstrategien werden in den seltensten Fällen ein simples „mehr Qualität“ und „1:1-Übersetzung des analogen Vorgehens“ heißen, und nie „Wir müssen das Digitale ignorieren“ oder „Wir müssen unseren Kunden zeigen, was Moral bedeutet.“. Das sind alles mehr oder weniger argumentative Abkürzungen, die direkt in die Sackgasse führen.

Von einem ernsthaften öffentlichen Diskurs zu den Veränderungen sind wir allerdings  in Deutschland auch 2010 noch Jahre entfernt.

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Filed Under: Medienwandel

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About Marcel Weiß

Marcel Weiß, Jahrgang 1979, ist Gründer und Betreiber von neunetz.com. Kontaktaufnahme für potenzielle Zusammenarbeit bitte gern an marcel@neunetz.com.
Er ist Diplom-Kaufmann, lebt in Berlin und ist seit 2007 als Analyst der Internetwirtschaft aktiv. Er arbeitet als freier Strategy Analyst und ist Co-Host des Exchanges-Podcasts und weiterer Podcasts zur digitalen Wirtschaft. Er schreibt als freier Autor unter anderem für "Tagesspiegel Background: Digitalisierung & KI", und hält Vorträge zu den Treibern der digitalen Wirtschaft. Marcel Weiß berät Unternehmen auf der strategischen Ebene. Mehr zum Autor.
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Was Nexus-Mitglieder dazu sagen

  1. Friedemann says

    23. September 2010 at 16:44

    Ohja. Niggemeier, Knüwer und Du sowie ein paar wenige andere sind wenigstens im Netz angemessen präsent.

    Ich frage mich immer, wie wenig man reflektieren muss, um immer wieder schlichtweg FALSCHE Fakten und darauf aufbauende wenig stringente Argumentationen zu wiederholen. Durch welche Denkschule sind diese „Intellektuellen“ denn gegangen, bevor der durch das Internet angestoßene rhetorische Evolutionsdruck ihre mangelhaften Fähigkeiten zu Perspektivwechsel und simpler Logik aufgezeigt hat? Wie können denn 90% aller „führenden“ Denker in diesem Land ihre Defizite so lange versteckt haben halten können?

    Dass in den Feuilletons niemand eine andere Sicht ausbreiten darf, sagt wiederum viel über die Durchlässigkeit der Medien aus. Wer da anderer Meinung als das Establishment ist, kann ja im Internet agitieren und sich unter die verrückten Bloggern mischen.

    Mich würde mal eine kleine Studie reizen, wie schon auf rein rhetorischer, oder sogar syntaktischer Ebene gewisse Paradigmen und Prämissen etabliert und von keiner für sie noch so ungünstigen Faktenlage überdacht werden. Bspw. werden Internetakteure wie Google/Facebook etc. (und gerne auch ihre „Anführer“) besonders schnell personifiziert („Google, die Datenkrake, sammelt unsere Daten“) und diabolisiert. Oder es wird der alte Taschenspielertrick angewandt, der Gegenseite utopische Versprechen nachzusagen,die natürlich so nicht eingetroffen sind, was wiederum als Gegenargument zu ganz wertfreien Thesen verwendet wird („Statt der versprochenen Demokratisierung schafft das Internet blablabla…“). Auf wie vielen Ebenen so eine Argumentationsweise schief läuft, mag man nicht mal durchdenken.
    Den meisten Diskutanten möchte man also erstmal die ganz elementaren W-fragen stellen, bevor man überhaupt reagiert: Wer hat wann was gesagt, versprochen, vorhergesehen? Wer macht „im Internet“ eigentlich was genau und wie? Das wäre als Grundlage für eine einigermaßen fruchtbare Debatte leider notwendig, da ihnen ihre eklatanten Wissenslücken vielleicht den Mut zu dem daraus destillierten Quatsch nehmen würde.

    Was würde man für einen deutschen Shirky geben…

  2. Marcel Weiß says

    23. September 2010 at 17:51

    Der Kommentar ist doch online? Disqus scheint aktuell ein paar Probleme zu haben.

  3. Fk says

    23. September 2010 at 15:27

    Äh, wo ist mein Kommentar hin?

Trackbacks

  1. Die Nation der Blogger | sagt:
    24. September 2010 um 14:21 Uhr

    […] Die in den erwähnten Reden zum Vorschein kommende Feindseligkeit ist befremdlich. Was soll der Streit über die Frage, ob Blogger nun Journalisten sind oder Blogs die Tageszeitungen “killen”? Statt sich in Konkurrenzdenken und Abgrenzung zu üben, sollte vielleicht einmal darüber nachgedacht werden, wie beide Seiten voneinander profitieren könnten. Online- und Tageszeitungsjournalismus sind keine Erscheinungen, die sich diametral gegenüber stehen. Niggemeier hat Recht, wenn er schreibt, dass in dieser Diskussion das Medium mit dem Genre verwechselt wird. Ich würde den verantwortlichen Chefredakteuren den Blick in ein Lexikon, meinetwegen auch den Besuch von Wikipedia, nahe legen, um einmal den Begriff “Synergieeffekte” nachzuschlagen. Leider steht zu befürchten, dass wir diese Debatte auch “die nächsten Jahre ohne nennenswerten Fortschritt weiterführen werden”, wie Marcel Weiss auf neunetz fest stellt. […]

  2. CARTA sagt:
    27. September 2010 um 15:28 Uhr

    Facebook Phone: Der “Social Layer” durchdringt einfach alles…

    Facebook wird ein eigenes Mobiltelefon auf den Markt bringen – und könnte damit großen Erfolg haben. Denn dadurch wird die soziale Dimension zum Mittelpunkt einer Geräteklasse, die technisch schon alles kann und deren Markt nach ne…

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