Der Deutsche Musikrat ist wenig überraschend weiterhin gegen eine Kulturflatrate und für härtere Strafen für Urheberrechtsverletzungen:
Nachdem Staatsminister Bernd Neumann Ende November sein Zwölf-Punkte-Papier veröffentlichte, wurde ihm als Antwort vom Deutschen Musikrat deren 3. Berliner Appell überreicht. Das Legalisieren von illegalem Filesharing lehnt man komplett ab. Statt eine Kulturflatrate einzuführen, soll lieber die Strafverfolgung den Bedürfnissen der Industrie angepasst werden.
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Vor allem die nationale und internationale Ausrichtung neuer Gesetze wurde vom Musikrat gefordert. „Nur durch harmonisierte Rahmenbedingungen für alle kann der Schutz des Urhebers – insbesondere im „world wide web“ – sichergestellt werden.“ Und das müsste sowohl auf nationaler, europäischer als auch auf internationaler Ebene geschehen.
Den kompletten 3. Berliner Appell findet man hier.
Eine Anmerkung zu Punkt 3 des Appells sei noch erlaubt:
3. Adäquate Rahmenbedingungen für Urheber
Am Anfang jeder kreativen Entwicklung steht der Urheber, dessen Leistung einzigartig ist. Ohne gesellschaftliche Wertschätzung des kreativen Schaffens wird es nicht möglich sein, adäquate Rahmenbedingungen – auch in rechtlicher und finanzieller Hinsicht – zu schaffen. Ohne Urheber keine Kreativität.
Am Anfang jeder kreativen Entwicklung stehen die kreativen Entwicklungen, die vor ihr kamen. Ohne die Urheber von gestern gibt es heute keine Kreativität.
Deshalb umfassen adäquate Rahmenbedingungen auch, dass Kulturerzeugnisse nicht mit Schutzfristen versehen werden, die in ihrer Länge weder ökonomisch noch gesamtgesellschaftlich Sinn ergeben.
Auch einzelne Schutzrechte müssten für ein adäquates Urheberrecht auf den Prüfstand gesetzt werden.
Von „harten Strafen“ ist in dem Papier nichts zu lesen. Das hast du schlicht mal vom Artikel von gulli.com übernommen und auch dieser Artikel erklärt mir nicht warum man in der Überschrift so laut wird. Außerdem, wenn ich das richtig verstehe, fehlt der Idee der Kulturflatrate ein brauchbarer Verteilerschlüssel. Erkläre doch mal warum die Kulturflatrate ein brauchbares Konzept ist, das wäre hilfreicher. Ich ärgere mich jetzt schon ein bissl deinen Link retweetet zu haben ohne vorher genauer nachzulesen.
Was deine Anmerkung auf Punkt 3 angeht, gebe ich dir teilweise Recht. Ich sehe da nicht so, dass es unbedingt die kreativen Entwicklungen geben muss die vor einer neuen kreativen Entwicklungen stehen. Ich bin eher dafür die Aussage von Punkt 3 umzukehren. Die Aufreihung laut Musikrat ist folgendermaßen. Zuerst kommt die Leistung des Urhebers und dann folgt die Gesellschaft, die das wertschätzen soll. Wird aber die Kunst nicht erst durch ihren Betrachter zur Kunst? Was ist denn der Kreative ohne die Gesellschaft? Bewegt sich die Kunst im luftleeren Raum? Der Künstler nimmt von der Gesellschaft und sollte natürlich für den Mehrwert den er ihr zurückgibt auch eine Wertschätzung erhalten. Sorum würde ich das drehen. Und ja, diese Gesellschaft ist natürlich u.a. von vorherigem kreativen Schaffen geprägt.
Geben und Nehmen und nicht „gottesgleiche“ Leistungen. Ausserdem ist kreatives Schaffen nicht nur denen vorbehalten, die damit ihr Geld verdienen.
Was ich ja auch witzig finde, dass man den Punkt drei mal anders herum denken muss. „Am Anfang jeder kreativen Entwicklung steht der Urheber, dessen Leistung einzigartig ist.“ Bei der ganzen Scheiße die sich so durchs Radio quirlt kann ich keine einzigartige Leistung erkennen, folglich kann es da auch keinen Urheber geben ;D
Unter Punkt 5 heißt es: „Die Politik ist aufgefordert, unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft, Abstimmungsprozesse auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zur Verständigung auf verbindliche gemeinsame Normen im Netz einzuleiten und deren Um- und Durchsetzung zu befördern.“
„Um- und Durchsetzung zu befördern“ ist Politikersprache für härteres Durchgreifen. Das Gleiche gilt für die widersinnige Straßenverkehrsmetapher am Ende des Appells.
Aber ich verstehe, was du meinst. Ich werde da künftig mehr darauf achten, dass die Überschrift nicht missverständlich ist.
Kulturflatrate: Ich halte nix von dem Konzept. Unter anderem eben weil es keinen vernünftigen Verteilungsschlüssel gibt. Meine Gedanken zur Kulturflatrate findest du unter anderem hier:
http://netzwertig.com/2009/06/29/kulturflatrate-pro-und-contra/
„Geben und Nehmen und nicht „gottesgleiche“ Leistungen.“
Genau.