Wenn Frank Schirrmacher und Frank Rieger z.B. gemeinsam gegen die kalifornische Ideologie opponieren, tanzen wenigstens die Verhältnisse, aber wenn Hajo Schumacher blindwütig auf Apple eindrischt und den Konzern wahlweise mit Nordkorea, einem Mullah-Regime oder Opus Dei vergleicht, sollte man bei Amazon schon mal vorsichtshalber ein paar Sicherheitswesten bestellen. Da macht sich eine Haltung in Deutschland breit, die so gefährlich wie bequem ist: In Kalifornien steht der Feind, der unser schönes Leben bedroht. Ohne ihn könnten wir ruhig schlafen und weiter machen wie bisher. Also auf ihn mit Gebrüll!
Es ist die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung für Menschen, die einen Feind mit Gesicht brauchen, auf den sie einschlagen können.
Es ist viel einfacher, auf das ‚erzkapitalistische‚ Google einzuprügeln oder Apple mit Nord-Korea zu vergleichen, als tektonische Verschiebungen im Marktumfeld und der Gesellschaft insgesamt als die Ausgangslage für die eigenen Herausforderungen zu erkennen und zu benennen.Natürlich gehören zu diesem neuen Umfeld neue, aufsteigende Unternehmen. Aber sie sind eben zuerst einmal Folge, nicht Auslöser der Veränderungen.
Nein, die kapitalistischen Kalifornier sind die dankbarere Grundlage für eine klassische Narration des Gut gegen Böse im Hollywood-Stil.
Wolfgang Michals Wetterprognose:
Es ist ein Kennzeichnen von Abstiegsideologien, dass die Anlässe für Erregungen immer kleiner werden, während der dafür aufgewendete Sprachbombast immer größer, pathetischer, wilder und aggressiver wird.
Karsten Wenzlaff says
Unternehmen sind ja immer Treiber und Sklaven von technologischen Innovationen. Disruptionen in den Märkten entstehen aus kollektiven Entscheidungen, sowohl in Unternehmen als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Es wird einen Grund geben, warum bis auf SAP im IT-Bereich kein Unternehmen aus Deutschland eine Relevanz hat.