Markus Spath über die Verschiebungen nicht nur der Öffentlichkeit selbst sondern (direkt dazu gehörend) der Wahrnehmung dessen, was man -in diesem Falle Politiker der SPD beim Thema Vorratsdatenspeicherung– als Öffentlichkeit wahrnimmt und gewichtet:
was ihnen ihre informationsströme aber nicht gesagt haben ist, dass die vds (oder dinge wie netzneutralität) grundwerte einer digitalen gesellschaft sind, die sie selbst allerdings nicht als solche wahrnehmen können, einfach weil sie daran nicht teilnehmen. für sie ist es ein thema wie jedes andere und etwaige kritik im netz darf man nicht überbewerten, die wird, so versichern es uns unsere berater, von einer handvoll agitatoren aufgestachelt. die ganze bewertung als grundrechtsverletzung ist ja doch eher hysterisch, man muss dann doch die kirche im dorf lassen. es geht mir gar nicht darum, wer dabei recht hat (zynisch betrachtet wird wohl nur ein insignifikanter bruchteil von dem legalisiert, was seit jahren ohnehin gemacht wird), es geht eher darum, dass die gesellschaftlichen sinn-ebenen nicht mehr synchronisiert werden, was natürlich mittelfristig sich verstärkende gesellschaftliche dissonanzen erzeugen wird
Die Diskrepanz, die auch (aber nicht nur natürlich) eine Generationenfrage ist, ist in Deutschland bereits enorm groß und wird noch größer werden. Nicht zuletzt auch wegen der demographischen Besonderheiten in Deutschland, dem bald ältesten Land der Welt.1
- Auch nicht vergessen sollte man eine alternde Elite, die zunehmend realitätsfern agiert. Das kann man an den deutschen Positionen zur Digitalpolitik im internationalen Vergleich sein. (Stichworte: Breitbanddesinteresse oder Presseleistungsschutzrecht etwa) Man sieht es aber auch zum Beispiel am deutschen unbelehrbaren Sonderweg der Austertätspolitik und ihrer europäischen Auswirkungen. (Besonders hier sieht man erstmals abseits der Digitalpolitik wie sehr Politik und Massenmedien in Deutschland in einen gemeinsamen kollektiven Wahn verfallen können, der im Ausland nur noch kopfschüttelnd beobachtet wird.) ↩
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