20. Nov. 2015 Lesezeit: 2 Min.

Der Medienwandel eines Jahrzehnts in Deutschland

Der Medienwandel eines Jahrzehnts in Deutschland

Holger Schmidt über ACTA-Zahlen:

In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Menschen, die sich im Internet über das aktuelle Geschehen informieren, im Durchschnitt um 11,2 Prozent pro Jahr gestiegen. Besonders hoch ist der Anteil der jungen Akademiker, aber das größte Wachstum zeigten im vergangenen Jahr die Altersgruppen zwischen 14 und 19 Jahren und zwischen 50 und 59 Jahren.

internetmediennutzung in dtl.

Erstaunlich sind die nach wie vor niedrigen Zahlen, bedenkt man etwa die Smartphone-Verbreitung in der deutschen Bevölkerung. Eine Erklärung: Viele informieren sich entweder gar nicht über Nachrichten, weder online noch offline oder nehmen beispielsweise in Facebook verlinkte Nachrichten, also passives Informiertwerden, nicht als "habe mich informiert" wahr. (Was je nach Auslegung der Fragestellung korrekt oder inkorrekt sein kann.)

Interessante Anmerkung von Holger Schmidt zur Preissteigerung bei Printmedien:

Dass der Leserschwund, der sich in teilweise zweistelligen Auflagenverlusten pro Jahr zeigt, nicht deutlichere Spuren in den Bilanzen hinterlässt, ist auf den Preisanstieg für gedruckte Produkte zurückzuführen. Die Vertriebserlöse Print sind in dem Zeitraum sogar von 4,2 auf 4,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Leser haben die kräftigen Preisaufschläge akzeptiert; die Zeitung ist also weiter auf dem Weg zu einem Premiumprodukt. Der Verlust an Print-Werbeerlösen konnte aber weder durch Online-Werbung noch durch digitale Vertriebserlöse ausgeglichen werden, so dass der Gesamtumsatz der Zeitungsbranche insgesamt von 9 auf erstmals weniger als 8 Milliarden Euro in diesem Jahr fallen wird.

Nur wer direkt oder indirekt sein Geld mit der der gedruckten Zeitung verdient, glaubt ernsthaft an eine Zukunft des Printprodukts als Premiumprodukt.

Was die Preisspirale bewirken wird, nämlich einen rasanteren Wegfall der Produktkategorie, weil unter anderem Leser preissensitiver als Werbekunden sind, hatte ich 2012 hier hergeleitet. Die Preiserhöhung ist eine sinnvolle, nachvollziehbare kurzfristige Strategie mit negativen Langzeitfolgen. Sie wird nicht wie durch ein Wunder ein Premiumsegment schaffen.1

Interessante Aufschlüsselung der Online-Nachrichtenquellen:

onlinenachrichtenquellendtl.png

Ich frage mich auch hier wieder, wie Facebook beurteilt und gewichtet wird. Unabhängig davon ist der internationale Trend auch in Deutschland offensichtich:

Die Reihenfolge der bevorzugten Nachrichtenquellen dreht sich in der Altersgruppe der 14 bis 29-Jährigen aber um: Hier liegen Facebook und Youtube vorne; Twitter hat sogar einen geringeren Wert als in der Gesamtbevölkerung.

Mehr Charts bei Holger Schmidt.


  1. Teuer = Premium?
Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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