28. Juni 2018 Lesezeit: 3 Min.

Anmerkungen zu Apples geleakter künftiger Medienstrategie, Musik, TV, News, alles in ein Bündel zu stecken

Apple kauft fleißig Video-Inhalte ein, von Oprah über Asimovs Foundation bis zu einer Serie mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon. (Und das sind nur die bekannt gewordenen Projekte.) Aber noch weiß niemand so richtig, wie ihr Videoangebot aussehen wird.

Jessica Toonkel auf The Information bringt Licht ins Dunkel: "Apple Eyes Streaming Bundle for TV, Music and News" (paywall):

Apple is considering creating a single subscription offering that would encompass its original TV shows, music service and magazine articles, two people familiar with the company’s plans told The Information.

Such an ambitious offering would bear some similarity to Amazon’s Prime service, which spans video, music and some news. Yet it would be sharply different from many other subscription media services, which tend to be focused on one specific entertainment area.

The Information gehört zu den bestinformierten Publikationen im Techbereich. Deshalb kann man dieses Gerücht durchaus ernst nehmen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass das Gerücht die Runde macht, Apple wird Video und Musik in ein Abonnementangebot werfen.

Ein paar Gedanken zu Apples Medienbündel:

  • Ein Blick auf die Überschrift reicht aus, um die erste Assoziation "Amazon Prime" aufkommen zu lassen. Prime ist ein extrem erfolgreiches Bündel über Produktkategorien und Branchen hinweg. Amazon Prime ist das größte Bündelexperiment der Wirtschaftsgeschichte. Prime sichert Amazon auch eine begehrte Kundengruppe: Haushalte mit höherem verfügbaren Gehalt. Das passt auch zu Apple: Solch ein Bündel zielt auf den Premium-Markt, also da wo sich Apples Kunden eh tummeln.
  • "There are only two ways to make money in business: One is to bundle; the other is unbundle.” - Jim Barksdale, (via u.a.)
  • Es bleibt offen, wie Apple sein vertikales Geschätsmodell mit dem horizontalen Medienmodell zusammen bringen will. Vertikal heißt: Devices an das obere Segment im Markt verkaufen. Horizontal heißt: Das Medienangebot auf allen verfügbaren Plattformen bereitstellen, damit die Kunden es überall nutzen können, nicht nur auf Apple-Geräten. Apple Music gibt's auch auf Android. (Den Vorgänger Beats Music gab es auch auf Android.) Aber das muss nichts heißen. Apple will/muss iPhones, iPads, Apple TVs und HomePods verkaufen.
  • Muss Apple wirklich in das Inhaltegeschäft einsteigen? Der vorherige Punkt zeigt die internen Reibungspunkte auf: Egal, was Apple macht (Alles auf Apple-Geräten halten; oder geräteagnostisch Medien anbieten), es gibt keinen optimalen Weg. Entweder der Services-Vorteil für die Geräte bleibt auf der Strecke oder das Medienangebot sieht sich einem vergleichsweise kleinen Markt gegenüber. ("Nur" Apple-Kunden)
  • Muss Apple wirklich in das Inhaltegeschäft einsteigen? Pt. 2: Radiosender, Sitcoms? Ist das wirklich das, womit ein Apple seine Zeit verbringen sollte? Warum baut Apple nicht plattformspezifische Features, die ein Spotify oder Netflix oder Hulu oder Deezer in die Lage versetzen, Dinge zu tun, die sie auf Android nicht tun können.
  • Oder noch einmal anders: Apple hat mit der Files-App auf iOS Cloudspeicher von Dropbox bis OneDrive noch austauschbarer gemacht, als sie bereits sind; und einen Anreiz geschaffen, trotzdem mitzumachen (Dank Marktmacht neue Hygienefunktionen etablieren..). Ähnliches wäre auch für Mediendienste auf Plattformebene möglich. (Wohl eher nicht im Videobereich. Dafür ist Netflix bereits zu stark.)
  • Es entsteht schon seit geraumer Zeit ein eigenes Apple-Universum. Apple News beispielsweise liefert enorm viele Leser in den USA; die in Apple News angezeigten Top-Artikel werden hinterzimmermäßig von Verlagsvertretern an Apple-Mitarbeiter in einem Slack-Channel gepitcht. Der viel gelobte redaktionelle Ansatz.. (Die Nachteile sollten offensichtlich sein.)

Trotz all der Fragen und Bedenken ergibt ein großes, Kategorien übergreifendes Medienbündel von Apple Sinn. Nicht nur weil Apple kein Geld direkt mit Musik machen muss (und deshalb mehr Spielraum mit dem vorgegebenen Preis der Majorlabels hat als etwa Spotify).

Apple selbst weiß offenbar auch noch nicht, wie es denn mal aussehen soll, das Bündel. The Information:

But questions remain about Apple’s ultimate TV distribution strategy, which is overseen by software and services chief, Eddy Cue. It isn’t clear if Apple would roll out some of its original programming for free initially and then bundle it with the other services, the people said. The discussions at Apple are still ongoing about what the subscription service ultimately will look like and could change, they said.

Benjamin Mayo auf 9to5mac über mehr Details:

The report says Apple will allow customers to subscribe to each service separately, perhaps there is a cost saving in subscribing to the all-encompassing package compared to paying for each individually however.

Echoing a timeline previously reported by Bloomberg, The Information says the company wants to a launch an Apple branded news subscription service in 2019. The company acquired Texture in March of this year, a $9.99/mo subscription service that unlocked access to more than 200 premium magazines.

The timeline for Apple’s original content TV efforts is still murky, but there are some hints that the first shows will be ready to air later next year. TV show production is often prone to delays and setbacks, but Apple has enough shows in the wings at the moment that it should still have a healthy offering even if only half of the orders are ready in 2019.

Es wird spannend zu sehen sein, wie das Medienbündel dann konkret ausgestaltet sein wird.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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