Hi,
wenn es ein Mission Statement für neunetz.com geben müsste, dann wäre es nah an dieser Aussage von Kevin Kelly:
For maximum results, focus on your biggest opportunities, not your biggest problems.
Herausforderungen, Probleme und negative Effekte müssen thematisiert werden, aber jede konstruktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Potenzial oder bei Fachpublikationen die Begleitung ihres Themenfelds muss zwingend den Fokus auf die Möglichkeiten, das Potenzial, haben. 90 Prozent von allem ist Mist, die Musik liegt in den übrigen 10 Prozent. Es gehört zur zentralen Aufgabe von neunetz.com, diese 10 Prozent zu identifizieren.
Marcel
Im Fokus dieser Ausgabe:
- OpenAI launcht ChatGPT Agent, der komplexe Aufgaben eigenständig im Netz erledigen kann
- KI-Browser und Cloud-Funktionen werden auf unterschiedliche Arten verwischen
- Große Plattformen und Händler setzen verstärkt auf KI-Bot-Sperren – Google bleibt wegen seiner Bedeutung die Ausnahme.
- Chinas KI-Lab Moonshot übertrumpft westliche Modelle mit Kimi K2 und etabliert die Nation endgültig als führenden Anbieter offener KI-Modelle.
- Substack erfindet sich als Social-Media-Plattform neu und gewinnt mit 'Notes' massiv Momentum bei Publishern.
- und mehr
Zitat der Woche
If you make guaranteed generational wealth in a few short years, doing virtually the same work as before - who would stick with the lower-paying company? This is how OpenAI recruits from smaller AI startups - I hear it all the time. And now how Meta recruits from OpenAI!
Kontext:

KI-Browser
OpenAI ChatGPT Agent oder: Aus Modellen werden endlich Anwendungen
- kann eigenständig komplexe Aufgaben im Internet vollständig ausführen, indem es Websites aktiv bedient und verschiedene Werkzeuge nutzt.
- Steht ab sofort Pro-, Plus- und Team-Nutzer:innen zur Verfügung.
- Datenschutz und Sicherheit durch explizite Nutzerbestätigung und neue Kontrollmechanismen (Altman empfiehlt etwa explizit, dem Agenten nicht alle Zugriffe für alle Aufgaben zu geben)
Ich habe letzte Woche im Briefing zu KI-Browsern geschrieben, dass die Funktionen in KI-Browsern maßgeblich über die Cloud kommen und dass der Übergang zwischen Cloud-Angeboten und lokalen Browsern fließend ist. Gestern hat OpenAI ChatGPT Agent vorgestellt, der ähnliche Dinge ausführen kann wie der KI-Browser Comet, das aber komplett im Webdienst macht.
Die Details sind gar nicht so entscheidend. Entscheidend ist Folgendes: Die KI-Branche hat seit mindestens Ende 2024 mit den Reasoning-Modellen die notwendige Technologie für KI-Agenten. Seit über einem halben Jahr wurde an Interfaces und Produkten auf dieser Technologie gearbeitet, die nun auf den Markt kommen. (China war mit Manus etwas schneller als die Amerikaner. Europa schaut weiter mit Händen auf dem Schoß fasziniert zu.)
KI wird für die Endnutzer:innen jetzt (endlich) mehr als nackte Chats.
Was davon funktioniert besser? Sowohl Details des Interfaces als auch die eigentliche Ausgangslage -Cloudservice oder nächste Browser-Generation etc.-, das alles wird ausprobiert.
Aufgrund dieser jetzt auf den Markt kommenden Produkte (ChatGPT Agent, Dia, Comet etc.) ist die Annahme realistisch, dass die Entwicklungen in der zweiten Hälfte 2025 und nächstes Jahr sehr viel rasanter und spürbarer werden als es 2024 der Fall war.
Widerstand gegen KI-Bots
Neben Cloudflare (Briefing 266) legen jetzt auch Größen im Onlinehandel nach: Amazon sperrt Googles Shopping-Bot aus, Shopify alle AI-Bots per Default.

Hier spielt auch die Sonderposition von Google hinein. Googles KI kann nicht überall ausgeschlossen werden. Stratechery:
There is one important exception to these new defaults: Google, which has two crawlers.Googlebot
crawls the web for Google search, whileGoogle-Extended
crawls the web to capture data for Gemini. What is critical to understand, however, is that data for Google Search AI products — including AI Overviews and AI Mode (i.e. the search funnel) — is gathered byGooglebot
; that means that if you want your website to show up in Google Search you have no choice but to have that data also be used by any AI products that are under the Search umbrella.
Es ist für Startups wie Perplexity zumindest in der aktuellen Phase hilfreich, wenn sie die Bot-Sperrungen über den lokalen Browser ihrer Nutzer:innen umgehen können.
“Phase” bedeutet: Sie müssen groß genug werden um, wie Google, nicht mehr ignoriert werden zu können.
Mobile KI-Browser
new iOS dock pic.twitter.com/xegMh7mz3C
— Aravind Srinivas (@AravSrinivas) July 17, 2025
Richtig spannend wird es erst, wenn die mobilen Versionen der KI-Browser landen. Natürlich wird daran fieberhaft gearbeitet. Denn hier sitzt der wahre Preis: Der Mainstream.
Mobile Browser sind eine besondere Appgruppe mit einem eigenen Discovery-Weg:

Ein Discovery-Weg, der unter anderem von der EU regulatorisch forciert wird.
Dias neue Skills-Galerie
Dia hat jetzt eine Skills-Galerie. Skills sind heute vorgelagerte Prompts. Dia hat bereits Funktionen für KI-generierten Code angekündigt, womit User Websites verändern können. Wenn man die Augen zusammenkneift, sieht man eine daraus entstehende, ferne Plattform auf der Roadmap von Dia.
Das Skills-Verzeichnis eignet sich auch, um sich ein Bild davon zu machen, was heute mit dem KI-Browser bereits geht.
Interfaces, Ansätze & Experimente, ein neues UI-Spielfeld
Dieser Thread auf X gibt einen Einblick in die Denkweise hinter Dia und die philosophischen Unterschiede zwischen den Startups. OpenAI wird wiederum einen anderen Weg wählen. Anthropic scheint sich auf MCP als Hauptsäule einzuschießen.
Sicher ist lediglich: Es wird nicht den einen Weg geben.
Völlig unklar dagegen: Welcher Ansatz populärer sein wird.
🤖 KI
OpenAI kopiert Palantir
OpenAI kopiert Palantirs Beratungsstrategie und setzt auf maßgeschneiderte KI-Lösungen für Großkunden.
OpenAI's offering starts at $10 million for enterprise-grade GPT‑4o deployments, staffed with forward‑deployed engineers embedded in client workflows. Early adopters reportedly include the U.S. Department of Defense and Southeast Asia's Grab.
Eine mittlere Katastrophe für Accenture.

China legt erneut offenes SOTA-Modell vor: Moonshot Kimi K2
Für die FAZ habe ich über Moonshot Kimi K2 geschrieben:

Das neue Modell von Moonshot AI schlägt westliche Spitzenmodelle in den Benchmarks und ist gleichzeitig bis um den Faktor fünf günstiger. Und das Modell kommt mit MIT-Lizenz und offenen Gewichten.
Moonshot ist einer der "KI-Tiger" Chinas, eines der Frontier-Labs. Moonshot hat eine Milliarde $ von Alibaba und 300 Millionen $ von Tencent eingesammelt.
K2 ist kein Reasoning-Modell. Es ist Moonshots V3. V3 war Deepseeks jüngstes Basismodell, von dem Deepseek zum Jahreswechsel R1 abgeleitet hat.
K2 ist so gut, dass das unweigerlich kommende davon abgeleitete Reasoning-Modell mindestens so große Wellen schlagen könnte wie R1. (Und Deepseek arbeitet an V4 und R2.)
Kimi K2 ist im Ranking der tatsächlichen Nutzung auf Openrouterbereits auf Platz 5 in der Kategorie Programmieren gelandet, eine Woche nach Veröffentlichung:

Was wir hier sehen, ist nichts weniger als eine tektonische Verschiebung in der KI-Landschaft. Kimi K2 von Moonshot AI ist kein einfacher "GPT-Killer", sondern der Beweis, dass China jetzt systematisch die Führungsrolle bei offenen KI-Modellen übernimmt.
Die wirkliche Dimension erschließt sich erst durch die praktische Relevanz: Für europäische Unternehmen öffnet sich hiermit eine günstigere, flexiblere Alternative zu US-Anbietern. Die strategische Machtverschiebung ist unverkennbar.
Ich sehe aktuell nicht, dass die USA hier mithalten kann oder will. Meta ist der einzige große Player, der offene Modelle veröffentlichte und von Meta kommen Gerüchte an die Öffentlichkeit, dass die neue Superintelligenz-Ausrichtung mit geschlossenen Modellen einhergehen könnte.
Damit bleiben im Westen als relevante Player nur noch das US-Nonprofit AI2 und Mistral aus Paris.
Kimi K2 lässt sich recht einfach testen und auch nutzen.
K2 kann über Groq in Witsy genutzt werden.

Es ist im Vergleich nicht günstig, aber sensationell schnell.
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