29. März 2011 Lesezeit: 4 Min.

Cloud Drive und Cloud Player: Amazon startet eigenen Onlinemusikspeicher

Apple und Google bereiten ihre Onlinemusikspeicherdienste noch vor, Amazon hat sein Angebot eben gestartet: Amazon Cloud Drive, Amazon Cloud Player for Web und Amazon Cloud Player for Android.

Im Gegensatz zu dem was mancherorts vermeldet wird, ist Amazon Cloud Drive auch in Europa abrufbar. Zumindest über Amazon.com und zumindest bestätigt in Schweden und hier in Deutschland (bei mir laufen sowohl Cloud Drive als auch Cloud Player). Man kann das neue Amazon-Angebot unter www.amazon.com/clouddrive aufrufen.

5 Gigabyte sind kostenfrei. Danach geht es ab 15€ für 20GB gestaffelt los. (Aktuell geht es auch sehr viel günstiger. Siehe Ende des Artikels.) Spiegel Online hat die Preisliste und vergleicht sie unter anderem mit der von Dropbox.

amazon-cloud-drive

Das Cloud-Drive-Angebot ist praktisch ein simpler Cloudspeicherdienst. Zusätzlich kommt der Cloud Player als spezieller Musik-Unterdienst hinzu. Online-Speicherung und Abruf, sprich Streaming, von Musikdateien wird damit erleichtert.

Für digitale Vielkäufer von Musik ist auch interessant, dass bei Amazon gekaufte Musik automatisch zum Cloud Drive hinzugefügt wird und nicht zu Lasten des verfügbaren Speichers geht.

Neben dem Cloud Player und einer App für Android bietet Amazon auch mit dem Amazon MP3 Uploader ein kostenfreies Upload-Programm auf Basis der AIR-Runtime an. Der Upload von Musik gestaltet sich mit diesem Programm als erheblich einfach.

amazon-mp3-uploader

Das interessanteste und schwerwiegendste Manko dürfte sein, dass Amazons Cloud Player nicht auf iOS, also iPhone, iPad und iPod Touch, funktioniert:

it appears that Amazon may simply be blocking the mobile version of Safari from playing back songs through Cloud Player. When you attempt to load the player, you get a warning that the browser isn’t supported. But you can continue anyway and everything seems like it may be fine. But when you click “Play” nothing happens.

Für Android existiert eine eigene App. Für iOS fehlt sie. Möglicherweise hängt das mit den neuen Subscription-Regeln für Apples App Store zusammen. (Apple verlangt 30 Prozent für In-App-Verkäufe von Content-Abonnements und verlangt für Abo-Angebote, die auch über Apps abrufbar sind, dass sie zu gleichen Konditionen In-App an Kunden angeboten werden. Noch ist unklar, ob das auch auf Angebote wie das hier besprochene zutrifft.)

amazon-cloud-player

Also, ein spektakuläres Angebot? Ein gutes Angebot, aber revolutionär oder spektakulär ist es aktuell nicht:

I can’t think of a reason not to use Amazon’s service, especially since its freemium pricing model gives you 5 gigabytes of storage, gratis.

But I also can’t imagine it fundamentally changing the way anyone consumes music: If you buy digital music, it might make you ever-so slightly inclined to buy it from Amazon, because the file won’t count against your storage limits. But stuff you buy from iTunes, which dominates the market, will work just fine, too.

And if you acquire music through other means, there’s no reason to stop doing that — Amazon doesn’t care where the file came from, as long as it’s in a format it supports. To put a fine point on it: Amazon doesn’t encourage music piracy. But it doesn’t discourage it, either.

Dieser Aussage würde ich mich für die heutige Inkarnation des Cloud Drive anschliessen.

Aber: Meine Prognose ist, dass Amazon über kurz oder lang aus dem Cloud Drive eine Plattform macht, die quasi eine Art AWS für Endkonsumenten darstellt und mittels APIs von Startups integriert werden kann. Man denke etwa an leichte Transfermethoden von Dateien von externem Dienst zu Cloud Drive und in die andere Richtung. Oder man denke auch an Apps zur Bearbeitung von im Cloud Drive abgelegten Dateien (ähnlich Box.net) oder Clients für den Zugriff auf dort abgelegte Dateien (Innovative Musikplayer für verschiedenste Plattformen etwa).

Da Amazon mit S3 und AWS allgemein bereits für den B2B-Bereich Erfahrung in der Bereitstellung von Onlinespeicher und Rechenpower im großen Stil sammeln konnte, sehe ich kein Argument, warum Amazon mit Cloud Drive nicht zum neuen Intermediär für diesen Bereich auch auf der B2C-Seite werden kann. Amazon kann zumindest auf Kostenseite/Preise für die Endkonsumenten aufgrund enormer Skaleneffekte punkten. Kein zu unterschätzender Aspekt.

Mittel- bis langfristig kann das enorme Auswirkungen nicht zuletzt auf den Sektor der Onlinemusikspeicher- und Streamingdienste haben. Apple und Google dürften sich also jetzt beeilen, um nicht zurück zu fallen.

Interessant ist auch, dass Amazon keine Lizenzvereinbarungen mit Labels für den Speicherdienst getroffen hat. Wie ich meine, zu recht:

"We don't need a license to store music. The functionality is the same as an external hard drive," according to Craig Pape, director of music at Amazon. But not everyone agrees. Sources tell Hypebot that Warner Music Group is particularly upset by Amazon's unlicensed launch and considering how to react. WMG, may however, find that other labels aren't ready to join them in a fight with Amazon. "It's about time someone did this and we're just glad its not Apple," one label source shared privately. "It will push other negotiations forward."

Im Zusammenhang mit Google Music hatte ich mich vor einiger Zeit gefragt, warum Labels für Streaming von bezahlten Musiksammlungen nochmal bezahlt werden wollen.

Ceter Networks erklärt, wie man aktuell für 0,69$ an einen 20GB-Account für ein Jahr kommt (via):

The Amazon Cloud Drive service comes with 5GB of storage at no cost. You can upgrade to 20GB for $20/year, 50Gb for $50/year and up to 1TB for $1,000/year. If you purchase a MP3 album on Amazon, you get a one-year upgrade to the 20GB level for free.

Here’s how to get the upgrade to 20Gb for only $0.69 — purchase the Trouty Mouth Glee album on Amazon. If Glee isn’t your cup of tea, you could purchase a Beethoven album for $0.89.

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Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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