Podcasts gibt es als Medium seit langer Zeit. Richtig benutzbar sind sie aber erst in den letzten Jahren geworden.
Wer 2005 versucht hat, wie ich, Podcasts in den eigenen Alltag zu integrieren, verlor vor allem Nerven. Mit Podcatchern genannten Programmen konnte man Podcast-Feeds abonnieren, und die so heruntergeladenen Episoden in Dateiform am Rechner hören oder auf einen MP3-Player übertragen. Nach dem Hören am Rechner liesen sich Episoden automatisch löschen, wenn man das eingestellt hatte. Am MP3-Player war das aber nicht möglich. Also entweder am Rechner hören oder umständlich merken, welche Episoden schon gehört wurden und welche nicht, um anschließend aufräumen zu können.
Kurz: Es war aufwendig und nur schlecht bis gar nicht in den Alltag integrierbar. Das Medium Podcast war spannend, aber seine Zeit war noch nicht gekommen.
Nicht (allein) die Integration von Podcasts in iTunes verhalf dem Medium schließlich zu dem Durchbruch, den man aktuell beobachten kann. Es war stattdessen, wie so oft dieser Tage, das Smartphone.
Podcast-Apps für iPhone und Android erlauben das bequeme Finden, Abonnieren, Organisieren und Hören von Podcasts. Das Finden passiert dabei fast immer über das umfangreiche iTunes-Verzeichnis. Mittlerweile können neue Episoden abonnierter Podcasts von diesen Apps automatisch im Hintergrund heruntergeladen werden. Das eliminiert den Organisationsaufwand im Alltag praktisch komplett.
Nimmt man nun die steigenden Integrationsmöglichkeiten der Smartphones in Heimanlagen und Automobile hinzu, wird schnell deutlich, warum mit Podcasts das Talkradio in eine neue Phase eintritt.
Im Grunde verhilft die Mischung aus Podcast und Smartphone dem Talkradioformat zu einem neuen goldenen Zeitalter.
Neben den sehr viel populäreren Comedy-Podcasts erreichen populäre Tech-Podcasts in den USA bereits kleine Massenmedienzahlen. John Grubers The Talk Show erreicht im Schnitt zwischen 70.000 und 80.000 Hörer. atp.fm von Marco Arment, John Siracusa und Casey Liss erreicht ebenfalls ca. 80.000 Hörer. Die Werbepreise für diese Podcasts sind nicht günstig. Squarespace, ein Websitebaukasten-Anbieter, wirbt in sehr vielen US-Podcasts und sagt, dass man sehr genau einen Unterschied in den Zahlen zwischen der Zeit vor dem Schalten von Werbung in Podcasts und danach feststellen konnte.
Selbst noch relativ junge deutsche Tech-Podcasts wie Neuland von Sascha Pallenberg und Carsten Knobloch können 8.000 bis 9.000 Hörer erreichen. neunetzcast erreicht aktuell um 1.500 Hörer. Für Tech-Analysen in deutscher Sprache keine schlechte Zahl. Noch beeindruckender sind die Hörerzahlen von Exchanges, dem Podcast, den ich gemeinsam mit Jochen Krisch für Exciting Commerce produziere. In den Exchanges sprechen wir über Innovationsthemen und Wachstumsthemen des Onlinehandels. Eine ausgesprochen spitze thematische Ausrichtung. Trotzdem erreichen wir mit Exchanges aktuell im Schnitt 1.100 Hörer.
Alle Hörerzahlen der genannten Podcasts sind natürlich tendenziell steigend. Podcasts sind ein rasant wachsendes Medium. Sie sind ein persönliches Medium - ich wurde in den letzten Jahren öfter auf meine Podcasts als auf die Texte von mir angesprochen. Und, last not least, ein Medium, das zu produzieren enorm viel Spaß macht.
Deshalb starte ich heute ein neues Podcast-Netzwerk.