..also, das "Interessanteste" ist, dass das neue Angebot unnötig die Spiegelmarken mit von außen nicht vorhersehbarer Vermischung der Inhalte zu einem undurchsichtigen Dschungel anschwellen lässt:
Einmal am Tag die Welt anhalten - das will das Redaktionsteam von SPIEGEL DAILY für den Leser leisten: Entschleunigung, Einordnung und Orientierung. Täglich um 17 Uhr erklärt DAILY die wichtigsten News des Tages, liefert pointierte Kommentare, fasst die Debatten in den sozialen Netzwerken zusammen und hat Tipps für den Feierabend.
Exklusive Geschichten aus dem SPIEGEL, Highlights von SPIEGEL ONLINE und Videos von SPIEGEL TV runden das Angebot ab. Die redaktionelle Leitung des neuen Produkts liegt bei Timo Lokoschat und Oliver Trenkamp.
Dass man künftig in diesem neuen Angebot nicht mehr Inhalte von Spiegel, Spon und Spaily (? Let's roll with it) unterscheiden kann und man etwa, zum Beispiel, nicht weiß, welche Inhalte von wo wohin hausintern syndiziert werden, ist vielleicht nicht unbedingt so gedacht gewesen1, aber das ändert nichts am Ergebnis. Statt einer thematischen Klammer setzt man auf eine zeitliche Klammer (der Tag). Und statt es dem Leser einfach zu machen (Was bekomme ich), macht man es der Redaktion einfach. (Eigene Inhalte + übernommene Inhalte; ohne zum Beispiel ein Fokus auf bestimmte Ressorts/Themenfelder)
Hier ist ein einfacher Test:
Angenommen, ich bin interessiert an Inhalten aus dem Hause Spiegel. Wann entscheide ich mich für ein Spiegel-Abo, wann für ein Spiegel Daily-Abo? Wo liegt der konkrete, für mich als Leser verständliche Unterschied zwischen Spiegel, Spiegel Online und Spiegel Daily? Was vermisse ich ohne Spiegel Daily?
Kurz, die wichtigste Frage, die jedes Produkt beantworten muss: Warum?
Spaily scheint, wie so viele Medienmarken, nicht vom Kunden her gedacht zu sein.
Spaily kostet, also, hier:
Der Wochenpass kostet 2,49 Euro und endet automatisch nach einer Woche. Abonnenten des digitalen SPIEGEL erhalten DAILY kostenlos, Print-Abonnenten bekommen für 0,50 Euro über ein Digital-Upgrade Zugriff auf die digitale Abendzeitung.
So wenige Produkte, so komplizierte Preise.
Spaily ist ein Versuchsballon, der vergleichsweise günstig im Betrieb sein dürfte, aber in seiner heutigen Form keine 2 Jahre überleben wird.2
Spaily zeigt, wie Bento und co. davor, dass der deutschen Medienlandschaft auch 2017 keine richtige Antwort auf das Internetumfeld, in dem sie operiert, einfallen will. Der Wille ist mittlerweile da, aber das grundlegende Verständnis fehlt in der deutschen Verlegerlandschaft leider noch immer.
In den USA sieht man aktuell neben Quartz, das seit Jahren spannende Medienformate entwickelt (oder etwa auch an Buzzfeed), vor allem am neuen Axios, wie redaktionelle Medien heute aufgebaut werden müssen.
Besonders der direkte Vergleich zwischen Axios und Spaily zeigt schmerzhaft den großen Unterschied auf zwischen Kür und dem, was hierzulande gelauncht wird.
- Es gab sicher kein Meeting, in dem jemand aufsprang und sagte "Wir müssen die Produkt- und Preisstruktur von Versicherungen endlich zum Journalismus bringen!" ↩
- Tipps für den Feierabend: Schauen Sie heute abend doch einmal auf Facebook vorbei. Vielleicht hat einer Ihrer Freunde ein schönes Bild gepostet. ↩