Spannender Artikel von Dusan Zivadinovic auf heise zu den Plänen eines deutschen Routings der Telekom, in dem es auch um aktuelle Praktiken geht:
Normalerweise übergeben die Provider einander ihren Datenverkehr, indem sie ihn über einen Peering-Punkt leiten (Internet Exchange Points, IXP). Der in Frankfurt ansässige Austauschknoten DE-CIX ist der größte, daneben gibt es noch diverse regionale (im Wesentlichen riesig dimensionierte Switches, mit denen sich IP-Provider über einen Router verbinden). So sind die Wege untereinander kurz, die Paketlaufzeit klein und also die Dienstequalität hoch. Doch die Deutsche Telekom macht einen großen Bogen um Peering-Knoten wie den DE-CIX: Sie setzt darauf, dass viele Provider gezwungen sind, Verbindungen zur Telekom direkt zu unterhalten. Und dafür möchten sie dann Geld sehen.
Wer nicht an die Telekom zahlt, weil er ja schon am DE-CIX teilnimmt, dessen Router müssen teils enorme Umwege nehmen, um Pakete seiner Nutzer an Telekom-Ziele zu übergeben. Und dabei sind nicht selten auch ausländische Leitungen im Spiel. Diese Politik will die Telekom nun aber nicht etwa aufgeben, wie es öffentlich heißt, sondern im Sog des NSA-Skandals und unter einem durchscheinenden Mäntelchen der Kundenfürsorge vollenden. Thomas Tschersich von der Telekom erklärte: Mittlerweile seien nur noch drei nationale Provider nicht direkt mit dem Telekom-Netz verbunden.
Die Deutsche Telekom dürfte die größte Rent-Seeking-Unternehmung der jüngsten deutschen Wirtschaftsgeschichte sein. Sie kann nur einen Bogen um DE-CIX machen und die anderen Provider zu direkten Verbindungen drängen, weil sie auf das staatlich finanzierte Netz zurückgreifen kann.
Das Unternehmen wird versuchen, immer noch eins draufzusetzen, solang es nicht in seine Grenzen verwiesen wird.