Immer mehr Menschen können auf immer mehr verschiedene Arten online Geld verdienen.
Was mit Influencern und Werbung anfing, setzt sich jetzt wirtschaftlich nachhaltig in alle großen und kleinen Nischen fort.
Man muss die Begrifflichkeiten nicht mögen, auch weil sie unötig Unvereinbares verquicken, aber it is what it is. Man nenne es "Passion Economy" oder "Creator Economy" oder anders, ich bevorzuge "Creator Economy". Egal. Entscheidend ist: Es ist der Megatrend des Jahrzehnts für die digital getriebene Wirtschaft.
Dazu zählen YouTuber und Instagrammer ebenso wie Newsletter-Publisher via Substack, Steady und co. (und ebenso neunetz.com Nexus). Ebenso Podcaster, Menschen die Kurse auf Teachable geben, oder über OnlyFans ihr Geld verdienen. Die Aufzählung liese sich für sehr lange Zeit fortsetzen.
In den letzten Monaten hat eine rasante Professionalisierung der Dienstleister begonnen, was die Dynamik weiter beschleunigen wird.
In den Exchanges haben Jochen Krisch und ich vor ein paar Tagen ausführlich über meine Gedanken zu diesen Themen gesprochen.
Exchanges #273: Die Creator Economy:
Das Themenfeld "Creator Economy" hat es längst zu den festen Themensträngen im Nexus-Newsletter geschafft.
In Nexus 58 (Der Megatrend des Jahrzehnts, Twitters ‚Super-Follow‘, Spotify + Creators, NFTs) schrieb ich:
Wir sehen diesen Megatrend an allen Stellen Fahrt aufnehmen: Der Aufstieg von Patreon, Steady und Substack, Twitters Übernahme von Revue und Ankündigung von Super-Follow (siehe unten), Spotifys Ausbau des Geschäftsmodells auch Richtung Creators (siehe unten), Clubhouse‘ Creator-Programm und geplante Creator-Funktionen, die Fonds diverser Social Networks von TikTok bis Snapchat (siehe letzte Woche) und so weiter. Alle reden von den Creators, den Kreativschaffenden auf ihren Plattformen, und wie sie unterstützen (und halten) können.
Die letzten 10 Jahre waren dominiert von Influencern und ihren Werbemodellen. Die nächsten 10 Jahre bedeuten vor allem Ausdifferenzierung und Diversifizierung der Einkommensströme für, ich sage mal, öffentliche Entitäten im Netz. Es sollte klar sein, dass damit neue Formate, neue Arten der Zusammenarbeit und auch noch nicht vorhersehbare Effekte zweiter und dritter Ordnung im Positiven wie im Negativen damit einhergehen werden.
In Nexus 57 (Australien vs. Internet, Shopify vs. Amazons „Project Santos“, Apple vs. VW) schrieb ich Bezug nehmend auf die australische Linksteuer unter anderem:
Einer der Megatrends der nächsten Jahre ist die Creator Economy oder Passion Economy, eine Ausweitung der Influencerwelt auf fast alle Bereiche, wenn man so will. Damit einher geht unter anderem, dass Plattformen die Erschaffer von für sie wertvollen Inhalten zunehmend direkt bezahlen, aus offensichtlichen Gründen. Snapchat schüttet aktuell 1 Million US-Dollar pro Tag(!) an Schöpfer/innen populärer tiktokiger Kurzvideos aus (Variety). Clubhouse ist noch in der Beta und plant bereits Payment-Features für Creators, TikTok hat einen 200-Millionen-$-Fonds für Creators (Wired). usw. usf. Der Punkt ist: Das Geld geht nicht an die traditionelle Presse. Das Geld geht an Menschen, die wertvolle Inhalte auf den Plattformen erzeugen, die die Plattformen wiederum wertvoller machen. Die Plattformen zahlen dieses Geld deshalb freiwillig. Mir scheint, man könne auch als Politiker/in hieraus etwas lernen, wenn man wöllte.
Es ist die Fortsetzung der Frage, wie die Zukunft von Kultur und Kunst im Internet-Zeitalter aussieht. Zu dieser Frage zählt die leidige Urheberrechtsdebatte, zu der ich vor ungefähr 10 Jahren alles gesagt habe, was es zu sagen gibt. Dazu zählt der Aspekt der Geschäftsmodelle für Kreativschaffende, der mich ebenso lang schon beschäftigt. (Siehe etwa diesen re:publica-Vortrag zum Thema von Leander Wattig und mir von 2011.) Dieser Aspekt hat jetzt, 10 Jahre später, enorm an Fahrt aufgenommen. Die Optionen explodieren. Das werde ich begleiten. Unter anderem arbeite ich aktuell an einem Projekt zu diesem Thema, zu dem ich in naher Zukunft mehr sagen kann.
Was wir hier sehen, ist die andere Seite der Plattform-Medaille. Während Uber-Fahrer/innen und co. in der Gig-Economy austauschbar sind, sind die 'Creators' nicht austauschbar.
Übrigens: Dass Plattformprovider die Creators und deren Erlösströme für sich entdecken, hat nicht nur defensive Gründe sondern ist auch eine Folge des Werbe-Oligopols, das für Jahre neue, an Endkonsumenten gerichtete Social Networks unmöglich gemacht, weil Werbung kein Refinanzierungsweg mehr für noch wachsende Social Networks ist.
Native Erlösströme für Creators auf den Plattformen ist in vielerlei Hinsicht ein Gamechanger.