Martin Weigert fasst die Entwicklung von Social Networks gut zusammen und schiebt sie in drei 'Evolutionsstufen':
- Walled Gardens: Diese Erscheinung würde ich eher als Portale bezeichnen. (Als Walled Gardens werden eher Plattformen bezeichnet, die jede Aktion auf ihnen nach außen hin abtrennen.) Das Friendster-Prinzip der Vernetzung von Mitgliedern und Nutzung von Funktionen, die vom Anbieter selbst kommen. Die Anfangsstufe, auf der die deutschen Netzwerke zu lang hängen geblieben sind.
- Das Netzwerk als Plattform: Auf den Social Networks selbst können Anwendungen gebaut werden, die den Social Graph einsetzen. Ich habe das im Plattform-Kontext an anderer Stelle mal als Binnenintegration bezeichnet. Das bekannteste Beispiel ist die Facebook-Plattform. Nach jahrelangem Zögern fängt studiVZ an, eine eigene Plattform auf Open-Social-Basis einzusetzen. Amüsanterweise ist auf der VZ-Plattform der FarmVille-Klon "Frohe Ernte" eine der erfolgreichsten Apps.
- Das Web als Plattform: Die Daten des Social Networks können außerhalb des Angebots verwendet werden. Ich habe das anderenorts mal als Außenintegration bezeichnet. Twitters API und Facebook Connect sind die bekannteren Beispiele aus dem Web.
Die Entwicklung ist logisch, wenn man Social Networks als Infrastrukturanbieter für zwischenmenschliche Interaktion über das Internet begreift. Freundschaften über explizite Verlinkungen von privaten Seiten, wie es Friendster angefangen hat, sind dann nur der erste Anfang, alles andere logische Schritte.
Facebook zeigt mit seinen Neuerungen gerade, dass man dort radikal diese zwischenmenschliche Interaktion im Netz für sich pachten will.
Facebook wird der Infrastrukturanbieter für soziale Verknüpfungen im Netz.
Konkurrenten wie die VZ-Netzwerke, die sich lang als Poesie-Alben im Netz sahen (O-Ton eines ehemaligen Geschäftsführers in einer TV-Sendung), werden es aufgrund ihrer strategisch schlechten Aufstellung zunehmend schwer haben. Weil sie nur einen minimalen Teil dieser Interaktionen auf ihren Angeboten unterstützen.