17. Jan. 2014 Lesezeit: 2 Min.

Facebooks Flipboard-Klon könnte die mobile Neuerfindung des Newsfeeds sein

Re/code berichtet über eine potenzielle neue mobile App von Facebook, die Flipboard ähneln soll:

After years of experimentation, cancellations and redesigns, Facebook looks like it is finally going to launch in the coming weeks a news reading service built for mobile devices. The product is known as “Paper,” according to a source familiar with the matter, and it is similar to Flipboard, a buzzy mobile-focused news reading app. Paper looks to be either a standalone mobile application or a Web experience suited to mobile devices, according to this person. Facebook could launch the app before the end of January, this person said, though the timetable could change.

Das ist kein neues Gerücht. Bereits im Juni 2013 berichtete das Wall Street Journal über Ähnliches. Die Flipboard-Ähnlichkeiten würden mich nicht überraschen: Flipboard hat eine gute Designsprache für mobile Geräte gefunden. Facebook dürfte hier eher an einer Neuerfindung des Newsfeeds für mobile Geräte arbeiten; und hat sich dafür wohl unter anderem bei Flipboard 'inspirieren' lassen.

Wenn meine Vermutung stimmt, wird das ein weiterer Schritt in der eigenen Entbündelung des Facebookangebots. Einst setzte Facebook auf eine App für Alles. Heute ist das Messaging ausgelagert in den Facebook Messenger, der auch auf die Kontakte  des Smartphones zugreifen kann. Außerdem existiert für das mobile Anschauen und Hochladen von Fotos eine separate Camera-App von Facebook; neben dem übernommenen Instagram.

Warum nicht eine separate App für den gesamten Newsfeed, die sich auf diese eine Aufgabe -die mobile Darstellung des Newsfeeds- spezialisiert?

Die App-Strategie von Facebook, das die Wild Card im Kampf der mobilen Plattformen ist, bleibt spannend. Facebook Home, die erwartungsvolle Android-Integration, hat bis jetzt nicht so gezündet wie gehofft. Gleichzeitig haben Instagram, mittlerweile selbst ein Facebook-Produkt, und Whatsapp und Co. Facebook im mobilen Sektor Stück für Stück entbündelt.1

Facebook wäre dumm, wenn es diese Entbündelung nicht ernst nehmen würde. Der Hauptapp weitere spezialisierte Apps an die Seite stellen, erscheint sinnvoll und könnte langfristig auch strategisch interessante Perspektiven für Facebook eröffnen.

So wie es bei Google mehr um lernende Maschinen als um Suchmaschinen geht, geht es bei Facebook mehr um das Potenzial der Vernetzungsdaten als um dessen tatsächliche heutige Darstellung durch Facebook. Mit separaten Apps erlaubt Facebook sich die Möglichkeit, dieses Potenzial zu explorieren. Zumindest in der Theorie.

Dass Facebook hier mehr machen muss, wird außerdem spätestens dann klar, wenn man sich verdeutlicht, dass das mobile Internet in sehr naher Zukunft DAS Internet sein wird. Jeder wird ein Smartphone haben und es tagtäglich benutzen. Das Desktop-Web wird zum Randphänomen werden.2


Das heißt nicht, dass Whatsapp und Co. Facebook automatisch gefährlich werden. Sie nehmen aktuell ein Stück vom Zeitkuchen der Nutzer weg. Mobile Messaging ist aber noch ein auf Sand gebauter Markt.

Hörenswert hierzu die Analysten Ben Bajarin und Benedict Evans.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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