10. Dez. 2013 Lesezeit: 2 Min.

Foursquare: Massenphänomen in der Türkei, Randphänomen in Deutschland

Martin Weigert auf netzwertig.com über den aktuellen Stand bei Foursquare:

Der deutsche Markt liegt [dem aus Deutschland stammenden Holger Luedorf, Business-Development-Chef bei Foursquare,] nach eigenem Bekunden aufgrund seiner Herkunft natürlich besonders am Herzen. Das jedoch ändere nichts daran, dass Deutschland als großer Werbemarkt zwar generell für Foursquare attraktiv sei, allerdings derzeit nicht die oberste Priorität besitze. Dazu böten andere Länder eine deutlich größere Nutzermasse. Wie bei Twitter und anderen neuen Social-Konzepten seien die Deutschen auch im Bezug auf Foursquare eher zurückhaltend – obwohl das Startup zwischen Nordsee und Alpen durchaus eine aktive Community habe. Dies sei jedoch nichts im Vergleich zu Ländern wie der Türkei oder Brasilien, wo der Dienst zu einem Massenphänomen avanciert. Vom kleinen Londoner Europa-Büro aus, wo aktuell drei Personen stationioniert sind, werde sich demnächst ein neues Team-Mitglied ausschließlich um den türkischen Markt kümmern. Jemanden speziell für den deutschsprachigen Markt einzustellen oder gar ein Büro in Deutschland zu eröffnen, stehe laut Luedorf momentan nicht zur Debatte.

Gleichzeitig kommt die (strategisch natürlich enorm wichtige) Ortsdatenbank gut voran:

Luedorf merkt stolz an, dass die komplette Datenbank auf Basis von Crowdsourcing durch User entstanden sei. Das Unternehmen habe niemals Daten einkaufen müssen. Durch jetzt rund 30.000 mit Sonderprivilegien ausgestattete “Superuser” sowie neu eingeführte, nach Check-Ins auftauchende Mini-Abfragen zu Orten soll das Datenmaterial aktuell gehalten werden. Speziell diese in einer kleinen grünen Box erscheinenden Abfragen haben sich laut Luedorf als wahres Wundermittel erwiesen, um Datenpflege und -vervollständigung zu betreiben.

Die neuen Mini-Abfragen, die die Informationsfülle auf Foursquare erheblich vergrößern, sind mir auch bereits aufgefallen. Sie sind eine interessante und konsequente Erweiterung des Check-Ins. Es ergibt Sinn, dass sie, gekoppelt an die Check-Ins und mit geringstem Zusatzaufwand verbunden, sich positiv entwickeln.

Das macht Foursquare insgesamt so einzigartig:

Foursquare hat eine sehr eigene, auf den speziellen Einsatzzweck zugeschnittene Interaktionsarchitektur gefunden, die Nutzern und Dienst genau das gibt, was beide benötigen.

In meiner Analyse von Foursquare schrieb ich 2011:

Ob Prag oder Provinz, Foursquare scheint das Henne-Ei-Problem des ortsbasierten Webs – man fängt in jeder Region wieder bei Null an – schneller zu lösen als alle anderen und damit schneller als alle anderen überall präsent zu sein. Und das ist das Fundament, auf dem die Plattform, die Community, die Empfehlungsmaschine, die Apps und die Kooperationen gedeihen können.

Mehr zum Thema ortsbasierter Netzwerke und Empfehlungsdienste:

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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