Matthias Spielkamp im Kulturkampf-Blog der ZEIT über die von der Tonträgerindustrie, die sich gern Musikindustrie nennt, oft verbreiteten Zahlen:
Demnach sollen den Rechteinhabern (nicht den Urhebern!) durch Verletzungen von Imaterialgüterrechten 200 bis 250 Milliarden Dollar an Einnahmen verloren gehen und es würden 750.000 Jobs gefährdet. Das Problem an den Zahlen ist nicht allein, dass nicht klar ist, worauf sie sich beziehen. Gehen diese Jobs und diese Einnahmen pro Jahr verloren? Oder kumulativ? Über welchen Zeitraum?
Sondern dass bislang auch unklar blieb, wie diese Zahlen zustande kamen. Wer hat sie erhoben? Mit welcher Methode?
[..]nichts ist dran an den Zahlen. Ausgedacht, weitererzählt, zitiert, dann wieder zitiert, dann nochmal zitiert, und schon hat man Quelle über Quelle, auf die man sich berufen kann – völlig unabhängig davon, dass es nie eine belastbare Aussage gab.
[..] Ich gehe (weiterhin) davon aus, dass alles, was von dieser Industrie kommt, als falsch betrachtet werden muss, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Matthias Spielkamp verweist auf einen lesenswerten Artikel auf Ars Technica zum Thema vom Oktober 2008, in dem beispielhaft der Umgang mit Scheinfakten aufgezeigt wird:
both numbers are seemingly decades old, gaining a patina of currency and credibility by virtue of having been laundered through a relay race of respectable sources, even as their origin recedes into the mists. That's especially significant, because these numbers are always invoked as proof that the piracy problem is still dire—that everything we've done to step up international enforcement of intellectual property laws has been in vain. But of course, if you simply recycle the same numbers from 15 and 20 years ago—remember that IACC's 2005 publications still cite that 1995 congressional testimony, from which it seems safe to infer that they have no more recent source—then it will necessarily seem as though no ground has been gained.