Das Team hinter dem Lifestreaming-Tool friendfeed nutzt das aktuelle Momentum, hat Nebensächlichkeiten wie Schlaf verschoben und feuert neue Features en gros ab.
Gestern startete man eine eigene API (FAQ). Was friendfeed nochmal stark verbessern wird. APIs sind, wie wir hier bereits diskutiert hatten, der beste Weg, um das gesamte Potential einer Webapplikation auszuschöpfen. Voraussetzung: wenn sie auf eine bereits starke Applikation aufgesetzt werden, denn nur das zieht auch Entwickler an.
Und friendfeed hat das Potential, dieses Jahr durch die Decke zu gehen. Wie leicht sich die so schon gute Nutzbarkeit der Seite steigern lässt, zeigt bereits ein kleines Greasemonkeyscript, das es erlaubt, die Seite nach Diensten sortiert anzeigen zu lassen. So kann man an einer Leiste am oberen Rand auswählen, zum Beispiel nur SharedItems via GReader anzeigen zu lassen, oder nur del.icio.us-Links etc.
Oder diese ebenfalls noch vor dem Erscheinen der API erstellte Seite mit den Friendfeed Top 100 Most Linked-to Pages. All das wird mit einer API für Dritte viel leichter umsetzbar.
Generell Aggregatoren: Mit der nun verfügbaren API werden friendfeed-Aggregatoren in nächster Zeit geradezu aus dem Boden schiessen. Da die Aggregation unabhängig vom Gruppendenken stattfinden wird (es gibt keine digg- und kommentierbaren Frontpagethreads mit direkter Echochambereigenschaft sondern eine im Hintergrund stattfindende Addierung und Gewichtung), wird das besonders interessant werden.
Friendfeed fügt eine weitere Schicht zu bestehenden Webapplikationen hinzu und macht diese Schicht nun wieder auswertbar und in Relation setzbar. Sehr, sehr interessant.
Eine Erwähnung wert ist auch die Tatsache, dass das User Authentication Protocol oAuth für die API bald Unterstützung finden wird. Lobenswert.
Das ist alles eine erstaunliche Leistung. Denn man darf nicht vergessen, dass das Prinzip des Lifestreamings bereits seit 2005 durch das Web geistert. Die erste Seite damals war Suprglu. Eine Seite, die heute niemand mit Stauballergie ansurfen sollte. If you know what I mean.
friendfeed ist also weit davon entfernt firstmover zu sein, oder auch etwa die meisten Dienste zu unterstützen (das macht profilactic).
Aber friendfeed hat die beste User Experience und baut genau die Features ein, die es sticky machen. Rückübertragung von Kommentaren zu Twittereinträgen auf friendfeed zu Twitter zB. Und jetzt eine API, die auch offene Standards wie oAuth unterstützen wird und friendfeeds Position weiter stärken wird.
Das Team hinter friendfeed macht aktuell alles richtig. Jeder Gründer, sollte das genau beobachten und analysieren und lernen. Das ist künftiges Textbook. Besser wird es nicht.
Hörenswert in diesem Zusammenhang auch dieser Podcast mit friendfeed-Mitgründer Bret Taylor. Achtet auf die Aussagen zum scheinbar unwichtigen Detail, ob man die Kommentare threaded macht oder nicht. It's in the details, stupid.
Ich glaube mittlerweile, dass die Chancen gut stehen, dass eines meiner drei Wörter für den Rückblick 2008 friendfeed sein wird.