SPON-Redakteur Christian Stöcker auf Vocer über die noch immer weit verbreitete Verwechslung von Medienträger und Inhalt:
Es ist verblüffend, wie intensiv der Datenträger Papier mit bestimmten, geradezu mythischen Eigenschaften aufgeladen wird - obwohl doch auch die "Bild"-Zeitung, Hardcore-Pornografie und sogar "Mein Kampf" auf Papier gedruckt werden. Die einzige Erklärung ist, dass hier wieder einmal jemand der so unbedingten wie anlasslosen Überzeugung ist, dass Papier als Datenträger Bildschirmen überlegen sei. Dass Nachrichten irgendwie besser, wahrer, wertvoller werden, wenn man sie auf Papier druckt, das danach quer durchs Land gekarrt werden muss, damit die Papierstapel frühmorgens überall auf den Türschwellen der Abonnenten abgelegt werden können.Die Tageszeitung ist in ihrer Darreichungsform längst ein Anachronismus, und diese kaum zu leugnende Erkenntnis bereitet so manchem solche Schmerzen, dass er sein Heil in begründungslosen Behauptungen sucht.