4. Nov. 2013 Lesezeit: 2 Min.

Industrielle Informationsökonomie gegen vernetzte Informationsökonomie

Nico Lumma:

Jedenfalls stehen wir 2013 an einer Stelle der Diskussion, bei der die einen entnervt sagen “jaahaaa, darüber reden wir doch seit 10 Jahren!” und die anderen sagen “hmm, dass das alles so kommen würde, hätte uns ja echt mal jemand sagen können!” – für mich stellt sich allerdings die Frage, wie wir jetzt weitermachen. Einen großen Anteil daran haben natürlich auch unsere Massenmedien, die ebenfalls versucht haben, möglichst wenig Impulse in Richtung digitale Gesellschaft zu geben und auch nicht für den nötigen Druck gesorgt haben, damit sich mal mehr Menschen mit dem Thema auseinandersetzen. Andererseits haben digitale Vordenker es leider auch nicht aus eigener Kraft geschafft, das Thema auf die Agenda zu setzen.

Wir haben in Deutschland viel zu viel Zeit damit verbracht, kollektiv abzuwarten, ob man noch mal aus dieser Digitalisierungsnummer wieder rauskommen könnte. Der Zug ist abgefahren, seit mindestens 15 Jahren bereits. Es kommt jetzt darauf an, dass die beiden Generationen zusammen den Transformationsprozess der Gesellschaft begleiten, damit wir gestärkt aus der Digitalisierung hervorgehen.

“Gestärkt hervorgehen” ist eine Frage der Perspektive und der jeweiligen Eigeninteressen. Die deutschen Massenmedien haben von 2009 bis 2013 eindeutig gezeigt, dass sie notfalls auch mit brutalen Lügen ihre eigenen Interessen auf Kosten des Gemeinwohles voranbringen1.

Das war ein Vorgeschmack auf die nächsten 20 Jahre, in denen auf uns als Gesellschaft ein Krieg2 der Organisationsformen zukommt: Industrielle Informationsökonomie gegen vernetzte Informationsökonomie.

Wir sind bereits mittendrin und die industrielle Seite hat eine erste Schlacht gewonnen. Angesichts der aktuellen politischen Konstellation in Deutschland wird es nicht die letzte sein.

Tatsächlich sieht es aktuell danach aus, als habe die vernetzte Seite in den USA bereits fast gewonnen3 während Deutschland als der Gegenpol am anderen Ende der Bandbreite mit allen Mitteln an der alten gemütlichen, ineffizienten Top-Down-Welt festhalten wird.


Leistungsschutzrecht für Presseverleger

Gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine Seite unterstützen, schwächen die andere. Deswegen geht es um Deutungshoheit und die politische Macht, Gesetze in entsprechende Richtungen zu drücken. Manchmal kann die Lösung im Idealfall ein “Und” sein, sehr oft ist sie aber ein “Oder”. Ein restriktives Urheberrecht schützt etwa die industrielle Produktion von Kulturgütern, schwächt aber gleichzeitig die vernetzte Produktion, weil die damit einhergehenden Massnahmen die Infrastruktur für die vernetzte Selbstorganisation schwächen. Man beachte hierfür als prominentes Beispiel die Nachteile die auf YouTube durch ContentID entstehen. Mehr Beispiele zu dieser Problematik und eine weitergehende Auseinandersetzung findet man in diesen Artikeln.

Es schadet nicht, dass neben der schnelleren Adoption neuer Kulturtechniken in den USA dort auch die kommerzielle Infrastruktur beheimatet ist.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
Großartig! Du hast Dich erfolgreich angemeldet.
Willkommen zurück! Du hast Dich erfolgreich eingeloggt.
Du hast neunetz.com erfolgreich abonniert.
Dein Link ist abgelaufen.
Erfolg! Suche Dein in Deiner E-Mail nach einem magischen Link zur Anmeldung.
Erfolg! Deine Zahlungsinformationen wurden aktualisiert.
Deine Abrechnung wurde nicht aktualisiert.