Entscheidend sind an Medium zwei Dinge: Das erste ist das sehr elegante Content Management System (CMS), das es Autoren sehr leicht macht.
David Carr schreibt in der New York Times über das 2012 gegründete Medium:
The writing tool is intuitive enough to seem psychic. Just when you search for some function, it pops up out of the background. Medium’s most important feature may be all the stuff it leaves out, including endless options for sizing text or positioning pictures. Not that long ago, I used Medium to write about Philip Seymour Hoffman, and it took about 30 minutes to make the post look nice and readable.
Because it is such a pleasure to work with, Medium has become something of a fetish object for writers. In the last year, Medium has published the biographer Walter Isaacson, the author Emily Gould, the journalist Ben Smith, the entrepreneur Elon Musk and many, many others.
Aktuell erscheinen jeden Tag 1.000 bis 1.200 Artikel auf Medium.
Entscheidend sind an Medium wie gesagt zwei Dinge: Zum einen das CMS. Zum anderen der Ansatz, Redaktion und Plattform zu vereinen. Jede(r) kann auf Medium veröffentlichen (Plattform). Gleichzeitig bezahlt Medium ausgewählte Autoren für Beiträge, die teilweise eingekauft1, teilweise in Auftrag gegeben werden (Redaktion).
Medium sind weder die Ersten mit diesem Ansatz, The Huffington Post wurde zum Beispiel groß, weil es den redaktionellen Ansatz mit dem Plattformansatz verband, noch sind sie die einzigen, die heute diesen Weg einschlagen. Carr:
In that sense, Medium is a so-called platisher — a term coined by Jonathan Glick of the social network Sulia to describe a new hybrid in which media companies serve as both a platform and a publisher. And lest you think that’s just a geek impulse, keep in mind that Condé Nast Traveler announced last week that it would open its website to contributors. Entertainment Weekly is also headed in that direction, Forbes made the switch a few years ago, LinkedIn’s Influencers program is growing rapidly and there are many other examples.
Die Verbindung von Redaktion und Plattform wird, so scheint es aktuell, die vorherrschende Form großer Publikationen werden.
Oder anders: Ein rein redaktioneller Ansatz für reichweitenstarke Publikationen ergibt im Wettbewerb mit diesen Hybriden immer weniger Sinn.
Das ist quasi die andere Seite der Medienwandel-Medaille. Alles rein redaktionell, also hierarchisch und abgeschlossen, abdecken zu wollen, wird für die meisten Pressepublikationen zum Scheitern verurteilt sein.
Es ist in fast2 allen Fällen schlicht nicht ökonomisch nachhaltig und nicht wettbewerbsfähig.
Was wir hier beobachten können, ist der Anfang eines Megatrends im Medienwandel.
Ausgewählte Artikel des iPad-Magazins “The Magazine” etwa erscheinen auch auf Medium. ↩
Ausnahmen bestätigen die Regel. Pro Markt könnte es einen traditionellen, etablierten, redaktionellen Player geben, der auf die Öffnung verzichten kann. New York Times in den USA, SPON hierzulande vielleicht. Es ist noch nicht klar, ob das tatsächlich wirtschaftlich auf dieser Ebene überhaupt möglich sein wird, und damit auch, ob es überhaupt wünschenswert ist. (Sprich: Der Verzicht auf die Plattformkomponente würde bei diesen etablierten Unternehmen eher kulturell als wirtschaftlich begründet sein.) ↩