Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer der taz, im taz Hausblog:
Die Trends sind eindeutig. Besonders die überregionalen Leitmedien leiden: Bei den Verlagen fallen die Anzeigenerlöse schneller, als die des Vertriebs steigen, und das tun sie auch nur in Folge höherer Verkaufspreise. Im Ergebnis zeigen sich durchweg rote Zahlen.
Und weiter:
Der vertriebliche Aufwand der überregionalen Zeitungen ist nun mal per se hoch. Wie weit ihre LeserInnen bereit sind, solchen Aufwand mit immer höheren Abonnementspreisen zu bezahlen, bleibt die spannende Frage der Zeit.
Höhere Zeitungspreise werden den Auflagenschwund weiter befeuern, auch wenn unklar ist wie stark (Stichwort: Preissensitivität).
Eins ist aber klar: Die Abwärtsspirale ist längst unaufhaltbar geworden. Auch im deutschen Markt.
Vor zwei Jahren schrieb ich über „die letzte gedruckte Tageszeitung“:
Leser sind in der Regel preissensitiver als Werbekunden, was man unter anderem daran sehen kann, dass der Inhalt von Tageszeitungen fast kostenlos abgegeben wird. Der Verkaufspreis, mit dem die Einheiten an den Grossisten abgegeben werden, deckt in der Regel kaum mehr als die Distributionskosten.
Steigt der Verkaufspreis jetzt, sinkt die Auflage und mit ihr der Gesamtumsatz, weil jeder eingenommene Euro durch höhere Preise auf Leserseite mehr als einen verlorenen Euro auf Werbekundenseite bedeuten wird.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit.
Und innovative Lösungsansätze sind bei keinem deutschen Presseverlag sichtbar.
Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum etwa der Ton in der aktuellen Anti-Google-Kampagne rauer wird.
Unternehmen, die in ihrer Geschäftsgrundlage bedroht werden, reagieren wie verletzte Tiere. Auch und gerade Presseverlage, die ihre Chance und Rettung in ihrer Öffentlichkeitsmacht sehen, weil sie über Regulierung ihr eigenes Marktumfeld verändern können; das scheint zumindest die Hoffnung zu sein.
In der aktuellen Ausgabe des neunetzcast sprechen wir auch ausführlich über den Medienwandel, die Erkenntnisse aus dem geleakten Innovationsbericht der New York Times und den deutschen Kampagnenjournalismus zu digitalen Themen.