25. Apr. 2007 Lesezeit: 6 Min.

neue Musik online finden

Plattenladen 2.0 - Früher wühlte man sich im Plattenladen um die Ecke durch ganze Stapel an Platten, die der Verkäufer anschließend seufzend wieder einsortierten durfte. Immer ging man dann mit sich leicht versifft anfühlenden Fingern und oft mit einer oder zwei Hand voll lebenverändernden Scheiben wieder aus dem Laden (Und ab und an fragte man sich dann auch zuhause angesichts der kruden Kaufentscheidungen, ob man im Laden irgendwelche verbotenen Stoffe eingeatmet hatte).

Die Möglichkeiten, neue Musik zu entdecken haben sich in den letzten Jahren geradezu potenziert. Plattenläden haben immer noch einen gewissen Charme, können hier aber nur bedingt mithalten. Ich bin selbst ein Musikfreak vor dem Herrn. Habe Hunderte Vinylscheiben neben mir, die ebenso friedlich vor sich hinstauben wie die vielen Stapeln an CDs. Auf meiner Festplatte häufen sich Gigabytes an MP3s neben OGGs. Und, klar, ich bin immer auf der Suche nach neuer, großartiger Musik bei deren ersten Mal Hören ich gedanklich auf die Knie geh vor Ergriffenheit. Und Boy, ist das Web mit seiner stetig wachsenden Zahl an Diensten bei dieser Suche eine Hilfe. Ich stelle im Folgenden die in meinen Augen besten Dienste hierfür vor.

Aggregatoren und Musiksuchmachinen

Fangen wir gleich mit einer der besten Seiten an: Hypemachine ist ein Aggregator der beliebtesten englischsprachigen Musikblogs. Man kann nach Künstlern oder Tracks suchen. Kann sich die im Musikbloguniversum gerade angesagten Stücke anhören (Tip: Flashplayer verwenden und einfach laufen lassen) und, mindestens ebenso wichtig, mit den Links zu den Blogposts sich Hintergrundwissen zu allem aneignen, was gerade musiktechnisch angesagt ist. Seit neuestem gibt es auch das Hype Radio, das live, sprich aktuell gepostete Musik, abspielt, sogar mit kurzen, smoothen Übergängen zwischen den Songs. Dafür ohne next-Button.

Elbows ist wie Hypemachine ein Musikblogaggregator:

Elbows is a collection of great music blog posts and is meant to provide you a snapshot of what's going on in this new genre of blogging.

Die Authentic MEGA SUPER MAMMOTH MP3 Blog List dagegen bietet ganz oldschool eine händig geführte Liste von über 1200 englischen Musikblogs. Zum Teil mit Beschreibungen, welche Genres beackert werden. Tipp: Seite mit Browserfunktion 'Seite durchsuchen' nach bevorzugten Keywords durchsuchen.

Zu last.fm muss man eigentlich fast nichts mehr sagen. Jeder, der sich ab und an im Netz bewegt, dürfte von dem Dienst gehört haben. Ich bezeichne ihn mal als Musikprotokollierdienst, der anhand der eigenen Musik Vorschläge zu anderer Musik machen kann und dem Nutzer andere User mit ähnlichem Musikgeschmack zeigt.

MOG ist eine amerikanische Seite, die nach dem Vorbild von last.fm aufgebaut ist, das Soziale aber mehr in den Vordergrund stellt und mittlerweile auch mit der Einbindung von Youtube-Musikvideos und Anderem eigene Wege geht (ich hatte hier darüber berichtet).

FoxyTunes Planet ist ein Musikseitenmashup von den Machern der FoxyTunes-Firefoxerweiterung, der unter einer schicken Oberfläche so unterschiedliche Seiten vereint wie youtube , last.fm und die Hypemachine . Ich habe hier bereits einmal ausführlich über FoxyTunes Planet geschrieben .

Eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so schick umgesetzte Allinone-Lösung bietet auchmusotik. MusicPortl geht ebenfalls in diese Richtung. Es aggregiert flickr, amazon (für Releases), Wikipedia, YouTube, Last.FM, und Technorati.

GrooWe ist ebenfalls ein ähnliches Projekt, allerdings auf Wikibasis. Heißt, das Meiste was bei FoxyTunes Planet und musotik automatisch von anderen Seiten zusammengestellt wird, wird hier von Musikenthusiasten manuell zusammengewikit.

Spotback ist war eine Newsseite, die neue Nachrichten auf Algorithmusbasis und dem Bewertungsverhalten des Benutzers anzeigt und immer weiter anpasst (heute konzentriert man sich mehr auf ein Ratingwidget für jede Seite). Mit der Kategorie music auf der Newsseite wird das Prinzip auf Musikblogs angewandt. Ich schrieb hier bereits einmal darüber.

Qloud ist eine Art last.fm auf Basis der lokalen itunes-Daten:

Qloud takes all of the music information inside user’s iTunes and makes it available to all users through a browser-based, AJAX interface. Qloud then allows users to browse through everyone’s iTunes and play it all, on an unlimited, on-demand basis, all for free.

Eine ähnliche Seite ist iLike. Und Goombah. Alle 3 scheinen zu einem Großteil von itunes abzuhängen. Mystrands arbeitet neben itunes auch mit dem WindowsMediaPlayer. Im Vergleich zu last.fm und MOG fallen die 4 Seiten in meinen Augen etwas ab mit ihren Einschränkungen.

Der All Music Guide ist das umfassendste Musiklexikon, das mir bekannt ist. Auf All Music findet man Biographien und Diskographien von nahezu allen Musikern. Der Umfang ist geradezu unheimlich. Von der Relevanz kann man sagen ist All Music für Musik was imdb für Filme ist: Ein unerlässliches Nachschlagewerk. All Music wird dabei meines Wissens ausschließlich redaktionell erstellt (imdb ist User generated Content).

Neben dem All Music Guide ist Discogs die umfangreichste im Netz zu findende Datenbank in Sachen Musik. Während AMG zusätzlich zu Diskographien mit Künstlerbiographien und Albenreviews aufwartet, beschränkt sich Discogs auf die namensgebenden (und dafür größtenteils vollständigen) Diskographien und Userbewertungen (und -kommentare). Discogs wird von den Nutzern befüllt und eignet sich hervorragend um sich über die Querverbindungen von Musiker zu Musiker zu hangeln.

Bei Finetune dreht sich alles um Playlists. Jeder User kann eine Playlist aus bis zu 45 Songs zusammenstellen. Diese Playlists können als Widgets dann auf anderen Seiten wie myspace eingestellt werden. Viele User haben Dutzende von Playlists angelegt, die man als eine Art digitale Form von Mixtapes verstehen kann. Finetune bietet zum Anhören dieser Playlists auch einen stylischen Desktopplayer auf Apollo -Basis an.

Onlinecharts (kind of)

Auf Starfrosch kann man Netlabelreleases verlinken, die dann digg ähnlich von den anderen Usern bewertet werden können. Großartig an Starfrosch und meines Erachtens leicht unterschätzbar ist die Tatsache, dass alle Tags per RSS-Feed abonniert werden. Diese Tagfeeds mit enclosured MP3s können in jeden Podcatcher bequem abonniert werden. Man kann aus verschiedenen Genres, Lizenzen und Blogs(Crews) auswählen. Zusätzlich kann man nach Netlabels wählen und abonnieren, selbst wenn diese das gar nicht anbieten. Nützlich und bequem, auch wenn man vielleicht das eine oder andere Release verpasst.

CC Hits ist eine ähnliche Seite. Scheint aber weniger Nutzer zu haben.

weitere, zum Teil eher diggähnliche, Seiten:iJigg, chartu, boomp3

freie Musik

Mittlerweile entstehen immer mehr Seiten auf denen man mit Creative Commons lizenzierte Musik hosten und downloaden kann. Während einige der anderen hier vorgestellten Seiten leider zum Teil am Rande der Legalität operieren (müssen), ist man mit diesen Diensten auf der sicheren Seite:

Jamendo führte bei Redaktionsschluß (chortlechortle) 3086(!) frei downloadbare Alben. Die Alben kann man wahlweise per emule oder BitTorrent runterladen. Ich empfehle das schnellere BitTorrent. Auf Jamendo findet man erstaunlich hochwertige Musik. Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, am besten mal Jamendo Spiral ausprobieren. Ich hatte hier bereits einmal über Jamendo Spiral geschrieben.

opsound hostet ebenfalls ne Menge freier Musik. Nur die Oberfläche ist leider etwas spartanisch minimal gehalten.

Owl:

Owl is music search simplified.

  1. Open a song from your personal library
  2. Find your favorite part of the song and click "Search"
  3. Browse and enjoy hundreds of songs similar to yours!

Owl bietet Filter auf die Ergebnisse an: nach Lizenzen, Quellen, Genre und Jahr. Durchsucht unter anderem auch Jamendo.

musicip ist eine Suchmaschine für freie Musik mit grafischer widgetähnlicher Darstellung und einer internen Matchingtechnologie, die ähnliche Tracks findet. Bietet auch eigenen Softwareplayer mit dieser Technik an.

musopen hostet freie Aufnahmen von klassischer Musik. Wenn ich die Lizenz richtig verstanden habe, darf man die Aufnahmen sogar samplen.

Netlabels

Seiten, die im Netlabeldschungel helfen:

Phlow Netlabel Catalogue

Netlabel Board

Netlabelliste mit Genreangaben bei wundertunes

last not least die Internet Archive Netlabels Abteilung

neben myspace musikorientierte Social Networks

imeem will, ganz social, Musikfans, Musiker, Videoregisseure und Fotografen auf einer Seite vereinen. Interessant besonders für Contentersteller ist die Tatsache, dass sie ihre Statistiken einsehen können. Etwas auf das ich schon lange bei nahezu allen Socialirgendwas-Seiten warte.

bebo und virb dürften aber die größeren Communities haben. Während ich bei der Featurevielfalt für Contentbereitsteller von rerverbnation denke (hoffe), dass das in der Zukunft auch noch sehr groß und wichtig werden wird.

(ungewöhnliche) Webradios

Musicovery ist ein Webradio, das auf einer Art Landkarte der Musiklandschaft den Hörer mit der gerade laufenden verwandte Musik erkundschaften lässt. Man kann am Anfang einen Punkt zwischen 4 Dimensionen (Energetic, Positive, Calm und Dark) wählen und auch die Entstehungszeit der Musik eingrenzen. Genres an- und abwählen kann man auch. Ein sehr einzigartiger Weg neue Musik kennenzulernen. Am besten selbst ausprobieren!

pandora. Klar, pandora, darf nicht fehlen. Dieses großartige Onlineradio basiert auf dem Music Genome Project, das versucht soviel Songs wie möglich zu kategorisieren. Dabei werden jedem Song mehrere Stichworte vergeben (Tatsächlich werden Hobbymusiker bezahlt, die den ganzen Tag nix anderes machen als Musik anzuhören und zu betaggen). Man kann Songs überspringen und Thumps up oder down geben. Je länger man das macht, desto genauer werden die Ergebnisse logischerweise. Für verschiedene Gefühlslagen lassen sich verschiedene Stationen anlegen. Pandora darf aktuell nur innerhalb der USA verwendet werden, bei der Registrierung muss man (s)eine US-Postleitzahl eingeben. Pandora ist neben der Hypemachine meine absolute Lieblingsseite, was Musik angeht. Hmm, sozusagen ein Qualitätssandwich im heutigen Artikel.

noch mehr?

Weitere interessante Seiten bitte in den Kommentaren posten. Ich werde die dann kritisch beäugen und gegebenenfalls adden hinzufügen. (Gegebenenfalls, denn ich hab hier der Übersicht zu liebe schon eine Menge eher nicht ganz so raffinierte Seiten weggelassen.)

It's all about the music, stupid.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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