10. Mai 2011 Lesezeit: 2 Min.

Nicht jedes Geschäftsmodell funktioniert bei jedem Kreativen

Wenn man über erfolgversprechende Geschäftsmodelle im Filesharingzeitalter spricht, wird als Kritik oft vorgebracht, dass ein spezielles Geschäftsmodell nicht bei Künstler XY funktioniert. Ein Musiker, der Kopfhörer-Musik produziert, kann etwa sein Geld nicht mit Auftritten verdienen.

Das ist ein relativ albernes Argument. Denn natürlich ist es so, dass das, was für Künstler A funktioniert, nicht für Künstler B funktionieren muss. Die Digitalisierung hat mit illegalem Filesharing ein bestimmtes Geschäftsmodell schwieriger gemacht (Verkauf einer einzelnen Kopie). Sie hat aber gleichzeitig dank enormer Kosten- und Aufwandssenkung in vielen Bereichen auch eine Vielzahl an neuen Geschäftsmodellen für eine breitere Basis an Kreativen ermöglicht. Und diese Vielzahl nimmt dank immer neuer Startups in diesem Bereich auch stetig zu.

Auf dem Buchmesse-Blog wird eine Diskussion auf der Informare!-Konferenz zusammengefasst. Unter der schönen Überschrift Aus den Totenschädeln verhungerter Urheber (via) heißt es dort auch:

Autoren sollen es eben so wie der Songwriter Clueso machen: Der lebe nur von Live-Gigs und verschenke nebenbei seine CD an Konzertbesucher. “Für stotternde Autoren sind Live-Lesungen aber kein gutes Geschäftsmodell”, bemerkte dazu Dr. Sprang.

Was sagt das über das Geschäftsmodell aus, mit Lesungen Geld zu verdienen? Die banale Erkenntnis, dass das etwas ist, was nicht jeder machen kann. Die Tatsache, dass Stotterer auf diese Weise es eher schwer haben, macht es für andere Autoren nicht automatisch unsinnig. Im Gegenteil, es ändert überhaupt nichts daran, dass das für Autoren ein sinnvolles Geschäftsmodell sein kann. Es kann, muss aber nicht.

Als Leander Wattig und ich auf der re:publica einige Geschäftsmodelle vorgestellt haben, die im Filesharingzeitalter funktionieren können, haben wir bewusst immer wieder darauf hingewiesen, dass wir eher Vorschläge und Anregungen geben, als die eine Universallösung für alle vorzustellen und dass jeder entsprechend seiner persönlichen Situation die besten Wege aus den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten selbst finden muss.

Die Digitalisierung hat die Kreativität zu den Geschäftsmodellen gebracht. Industrielle Verarbeitung von Kulturgütern hat gewisse, streng vorgegebene, Wege vorgezeichnet. Diese brechen jetzt auf. Und das ist super.

Wer sagt, dass XY nicht funktioniert, und damit impliziert, das gar nichts außer dem direkten Verkauf einer Kopie des Werkes funktionieren kann, muss auch erklären, warum nicht jeder Kreative mit diesem Verkauf seinen Lebensunterhalt verdienen kann und konnte.

Es gab zum Beispiel schon immer (nebenbei: sehr viele) Musiker, die nur von Liveauftritten lebten und gleichzeitig andere, die von komplett anderen Einkommensquellen lebten. Dass nicht jeder Musiker jeden Weg erfolgreich gehen konnte, ist für die, die auf ihre Art erfolgreich waren vollkommen irrelevant.

Daran ändert sich nichts Grundlegendes. Nur die Bandbreite der Möglichkeiten wird größer, während gleichzeitig lediglich ein einzelner Weg zunehmend unlukrativer wird.

Vielleicht sollten wir langsam aufhören, diesen einen Weg wie einen Fetisch zu behandeln.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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