Michael Seemann versucht sich an einer Neudefinition von Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter:
[..]und so kommt in den Massenmedien nur das, was vermeintlich alle – zumindest aber die meisten – interessiert, vor. Und genau deswegen ist das Bild der Gesellschaft von sich selbst eben das einer “Gesellschaft” im arendtschen Sinn: eines homogenen Gesellschaftskorpus, der “denkt”, “fühlt” und eine bestimmte Musikrichtung “mag” – so im statistischen Durchschnitt. Und neben dem Mainstream wurde eben auch dieses merkwürdige Gespenst der öffentlichen Meinung geboren, das seitdem für allerlei Moralismen hergezogen wird – als normative Self fullfilling Prophecy.
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Und auf einmal kommt das Internet. Es kommt, dann sticht Millionen Löcher in diesen medialen Gesellschaftsluftballon und die Gatekeeper an den Nadelöhren rufen warnend, dass doch die Illusion von Einigkeit zugrunde gehen könne und dass sie jetzt dringend ein Leistungschutzgeld kassieren müssen, wenn nicht morgen die Demokratie im Eimer sein soll. Ja, die Nadelöhre verlieren an Bedeutung, wenn jeder ein Sender sein kann und die Leute sich wieder untereinander austauschen.
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Wichtig ist nicht mehr, wo jemand eine Information plaziert, wichtig ist, wann und wer und unter Einbeziehung welcher Faktoren diese abfragt.
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Der monolithische Öffentlichkeitsbegriff ist Geschichte. Die neue Öffentlichkeit ist der Andere.
weiterlesen: Vortrag: Das radikale Recht des Anderen
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