3. Sep. 2013 Lesezeit: 1 Min.

Ökonom Ronald Coase, dessen Arbeit zum Verständnis der Digitalisierung extrem wichtig ist, ist gestorben

Der US-amerikanische Ökonom Ronald Coase ist gestern in Chicago gestorben. Coase schrieb 1937 einen Aufsatz mit dem Titel "The Nature Of The Firm", in dem er Unternehmen als hierarchische Vertragsgeflechte beschrieb. Für diese und andere Arbeiten bekam Coase 1991 den Nobelpreis für Ökonomie.

Dieser bahnbrechende Aufsatz war der Grundstein für die Neue Institutionenökonomik und die Transaktionskostentheorie. Beide sind heute so wichtig wie nie zuvor, da sie nicht nur helfen zu erklären, wieso Unternehmen überhaupt existieren und warum sie welche Formen annehmen. Denn sie sind außerdem auch enorm wichtige Werkzeuge, um den von Internet und Digitalisierung ausgelösten Wandel der Wirtschaft und darüber hinaus der Gesellschaft verstehen und analysieren zu können.

Denn was das Internet vor allem verändert, sind die möglichen Ausprägungen gesellschaftlicher Organisierung.

Ich schrieb 2008 seinerzeit Bezug nehmend auf Coase bei netzwertig.com einen ausführlichen Artikel darüber, wieso und wie durch das Internet gesunkene Transaktionskosten Auswirkungen auf die Zusammenarbeit von Unternehmen haben. Damals schrieb ich:

Was bedeutet das nun für Unternehmen, besonders für große Unternehmen?

Grob ausgedrückt, dass Unternehmen, also Hierarchien, in einem Umfeld freier Märkte existieren, weil die Zuteilung von Ressourcen innerhalb einer Hierarchie effizienter geschehen kann als auf dem Markt. Ein großes Unternehmen also beispielsweise, das alle Stationen eines Produktionsprozesses abdeckt, dieses effizienter, kostensparender und damit wettbewerbsfähiger erreichen kann als viele kleine Unternehmen, die das gleiche Ergebnis über den Markt koordinieren und realisieren. Der Grund hierfür liegt in den am Markt höheren Transaktionskosten. Es ist aufwändiger, am Markt die gleichen Informationen zu erhalten als innerhalb eines Unternehmens. So recht vereinfacht ausgedrückt die Theorie.

Das Internet hat die Transaktionskosten in vielen Bereichen nun massiv abgesenkt. Man denke nur zum Beispiel daran, wie leicht es heutzutage ist, festzustellen ob ein Produkt nach Meinung anderer Konsumenten sein Geld wert ist oder nicht. Mit geringstem Aufwand kann man sich Bewertungen anderer Kunden auf Amazon und speziellen Seiten dafür durchlesen. In den USA gibt es unzählige Blogs, die manchmal semiprofessionell manchmal professionell Produkte für den Konsumenten unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls warnen. Und so weiter. Dies ist nur ein einfaches Beispiel.

Anhand der Transaktionskostentheorie und der Betrachtung, wo die Transaktionskosten durch das Internet gesunken sind, lassen sich unzählige darauf aufsetzende neue Angebote erklären: Wikipedia, AirBnB und Etsy wären drei offensichtliche Beispiele.

Coase war ein Ausnahmeökonom wie Keynes und neben Keynes und Friedman der wohl einflussreichste der letzten hundert Jahre.

Für mehr zum Schaffen von Ronald Coase siehe auch auf Wikipedia:

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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