Es gibt viele Anzeichen, dass sich eine digitale Gesellschaft entwickelt, vom Erfolg der Piratenpartei bis zur Netzselbstverständlichkeit einer jungen Generation. Aber den Rahmen für diese digitale Gesellschaft setzen bisher nicht diejenigen, die er betrifft, sondern die Aktionäre einer handvoll kalifornischer Konzerne. Und das wiederum ist die Schuld derjenigen, die Internet sagen und Social Networks meinen, die nicht bemerken, dass sie auf Facebook, Twitter und Google Plus nur zu Gast sind. Der Weg vom Netzkonsumenten zum mündigen Digitalbürger führt nur über eine selbstkontrollierte Web-Seite, alles andere ist unterhaltsames, nützliches, schmückendes Beiwerk.
Das schreibt Sascha Lobo auf Spiegel Online in seiner Funktion als Kolumnist. Er schreibt es nicht auf seinem Blog, auf dem ungefähr einmal im Monat ein Artikel über Hotels erscheint.
Sascha Lobo ist erfolgreich, auch weil er es geschafft hat, sich an die Spitze der bestvernetzten deutschen Einzelpersonen auf Facebook und Twitter zu setzen. Lassen wir einmal außer acht, dass derjenige nun zum Bloggen auffordert, der über die Reichweite dieser Netzwerke sofort ein eigenes erfolgreiches Blog betreiben könnte und genau das nicht tut:
Er hat recht mit seiner Aufforderung.
Was er aber vergisst oder nicht erwähnt, sind die Gründe, die für die Nutzung von Social Networks sprechen. Twitter, Google+ und Facebook machen das Vernetzen und alles was damit einhergeht, sehr viel einfacher. Das hat nur bedingt etwas mit Bequemlichkeit zu tun (obwohl die auch ok und wichtig ist), sondern mehr etwas mit mehr Reichweite und einfacherer Auffindbarkeit.
Diese Vorteile zeigen auch direkt auf, wie man Social Networks und das eigene Blog am besten benutzt: Social Networks für die Verbreitung der Inhalte, die Inhalte selbst auf dem eigenen Blog. Also da, wo man nicht nur die Kontrolle über die Inhalte hat, sondern auch die Möglichkeiten, sie so aufzubereiten, wie man das gern möchte.
Die selbstbestimmte Onlinepräsenz als Hauptquartier, die Netzwerkpräsenzen als Außenposten.
Denn ohne Social Networks geht es auch nicht. Muss es auch nicht und sollte es auch nicht.
Übrigens: Wir sollten den US-Konzernen von Facebook bis Twitter dankbar dafür sein, dass es sie gibt und sie innovativ ihre Angebote vorantreiben. Sonst wären wir hierzulande immer noch auf YiGG und co. beschränkt. Den Blogs wäre nicht geholfen.
Abschlussbemerkung: Manche Blog-/Netzwerk-Anbieter wie Tumblr unterscheiden sich in einem Aspekt von zum Beispiel Facebook-Fanpages oder Twitter-Accounts ganz wesentlich: Ihr Angebot kann auf einer eigenen URL laufen und die Inhalte lassen sich exportieren. Plattformanbieter, bei denen das möglich ist, erlauben also einen möglichst reibungslosen Wechsel von der Bequemlichkeit zur Eigenbestimmtheit.
Ein guter Kompromiss für jeden, der anfangen will, seinen eigenen Weg zu gehen.
Siehe zum Thema auch: