6. Mai 2011 Lesezeit: 2 Min.

Springer Verlag will Geld für Zitate von Exciting Commerce und anderen Sites

Der Axel Springer Verlag testet schon mal, wie so ein Leistungsschutzrecht für die Presse in der Realität aussehen könnte. Geld verlangen für Zitate. Telepolis schreibt:

Gestern erhielt der Münchener Journalist Claus Vester, der unter anderem die Kinderbuchwebsite Erlebnis Lesen betreibt, ein Schreiben des Axel-Springer-Verlages, in dem er aufgefordert wird, wegen der Verwendung eines 397 Zeichen langen Zitats aus einer Rezension des Kinderbuchs Skogland 500 Euro zu zahlen. Vester hatte das Zitat allerdings nicht direkt der Springer-Publikation entnommen, sondern der Website des Oetinger-Verlages, der damit das Buch bewirbt.

Nun hat auch Exciting Commerce, wo ich als Autor tätig bin, ein entsprechendes Schreiben vom Springer Verlag erhalten. In dem Schreiben heißt es unter anderem:

Auf Basis unserer üblichen Tarife (siehe axelspringer.de/artikel/Axel-Springer-Infopool_40362.hml) haben wir eine Berechnung für die bisherige Nutzung der Artikel erstellt. Den Eingang des sich daraus ergebenden Schadensersatzbetrages in Höhe von 400,00 Euro auf das unten genannte Konto erwarten wir bis spätestens zum 13. Mai 2011.

Jochen Krisch zur Arbeitsweise von Exciting Commerce:

Bei Exciting Commerce ist es üblich, Abschnitte aus online verfügbaren Quellen lieber in klar erkennbarer Form im Wortlaut zu zitieren (und explitzit mit der Quelle zu verlinken) als, wie in der Medien- und Verlagsbranche üblich, ohne Quellenangabe ganze Passagen leicht umformuliert zu übernehmen. An dieser Vorgehensweise, die bei Weblogs gängige Praxis ist, hat sich bei inzwischen fast 4.500 Beiträgen in sechs Jahren noch nie jemand gestört.

Die Konsequenz ist offensichtlich:

Natürlich respektieren wir die Rechtsauffassung der Axel Springer AG. Um jedoch weiteren Konflikten mit der Axel Springer AG aus dem Weg zu gehen, werden wir bei Exciting Commerce die Publikationen der Axel Springer AG künftig nicht mehr als Quelle nutzen und uns weder direkt noch indirekt auf online gestellte Inhalte der Axel Springer AG beziehen.

Es versteht sich von selbst, dass diese neue Policy nun auch für neunetz.com und neumusik.com gilt. Nicht nur aus Verbundenheit zu Exciting Commerce, sondern auch, weil ich kein Interesse daran habe, den Springer Verlag dafür zu bezahlen, Hinweise und damit verbundene Links auf seine Artikel setzen zu dürfen.

Je mehr der Springer Verlag in diese Richtung aktiv wird und je mehr diese Aktivität selbst publik wird, desto mehr werden Zitate und damit Links auf Springer-Angebote von Blogs und anderen Online-Angeboten weniger werden. Wer will schon Gefahr laufen wollen, bezahlen zu müssen?

Interessant in diesem Zusammenhang auch, wie sich Springer-Mitarbeiter sonst verhalten:

Bei den Live Shopping Days war eine Publikation der Axel Springer AG die einzige, die wir von der Veranstaltung ausschließen mussten, nachdem sich der von der Redaktion beauftragte Vertreter statt des vereinbarten einen kostenfreien Pressetickets mit dem Pressecode zwei Tickets (im Wert von je 299 Euro) für sein eigenes Unternehmen besorgen wollte.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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