Meinen Kommentar zu Martins Artikel "Fehlende Medienkompetenz: Wie aus Schülern Lehrer werden" fand ich repostenswert für hier:
Interessant, wie sich manche an einzelnen Formulierungen festhalten. Ich halte die Aussage “Erstmalig in der Geschichte der Menschheit” für die vorliegende Situation durchaus treffend.
Warum:
Die Umwälzungen sind tiefgreifend. So tiefgreifend, dass sie gesellschaftsverändernd sind.
Eine solche Situation, die einen so radikalen Bruch herbeiführte, gab es noch nicht so oft in der Menschheitsgeschichte.
Der Buchdruck zählt dazu. Die Industrialisierung ebenfalls. Dann wird es aber schon wieder rar.
Zwischen den eben genannten Brüchen und dem Internet bzw. der Digitalisierung (was der übergeordnete Umstand ist) gibt es einen wesentlichen Unterschied: Die Zeitspanne, in der sich diese Veränderungen vollziehen.
Vom Buchdruck zur Aufklärung sind mehr als ein paar Jährchen vergangen. Und die doch recht hohen Markteintrittsbarrieren aufgrund hoher Investitionen haben die Industrialisierung auch nicht zu dem Disruptionstsunami gemacht, der die Digitalisierung ist.
Letztere hat durch das Internet und seine Vernetzung neue Dimensionen in der Geschwindigkeitssteigerung in jede Rechtung erhalten.
Wir halten fest: tiefgreifend und (für diese Verhältnisse) schnell ablaufend.
Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass diejenigen im Vorteil sind, die eine intrinsische Motivation haben, sich das Neue anzueignen. Ob das aus dem sozialen Umfeld kommt (wenn keiner der Freunde Zeitung liest und alle in Social Networks unterwegs sind, dann ist das beim gemeinen 15jährigen völlig natürlich auch so) oder einfach, weil man ohne Vorkenntnisse auswählt und dann bewusst oder unbewusst das auswählt, was ‘besser’ ist (Online ist schlicht in fast allen Bereichen effizienter als TV, Print, Telefon, Post).
Denen, die schon etwas länger auf der Welt sind, fällt das meist natürlich schwerer. Zum einen, weil sie manche Dinge erst verlernen müssen, um sich auf das Neue einzulassen (Feedreader statt Tageszeitung?) oder weil sie, ganz profan, in ihrer Geschäftsgrundlage von den Veränderungen bedroht werden, und dann natürlich erst recht nicht sehen wollen, dass das alles vielleicht gut begründend geschieht und nicht der Untergang diverser Kulturkreise bedeutet.
Da bleibt dann nur die extrinsische Motivation. Die bleibt hinter der Motivation der anderen natürlich idR zurück. Das führt zur beschriebenen Diskrepanz, die gesellschaftsübergreifend durch alle Bevölkerungsschichten geht.
Damit ist der gemeine 18jährige heute auch nicht automatisch jedem Lehrer, Dozenten, Professor und generell Menschen über, sagen wir, 40 überlegen. Ganz und gar nicht. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die meisten Jugendlichen heute besser mit der neuen Technik zurechtkommen als die meisten Entscheider der Gesellschaft.
Eine vergleichende Studie, bei der den Teilnehmern Fragen gestellt werden wie z.B. was ein Browser ist, dürfte offenlegen, dass mehr ‘Fachwissen’ an einer beliebigen Schule vorhanden ist als im Bundestag. Das ist doch das eigentlich Tragische und Beunruhigende.