28. Juni 2018 Lesezeit: 2 Min.

Warum Amazons Logistik-Plattform schneller wachsen wird als die meisten denken

Amazon treibt seine Logistikanstrengungen weiter rasant voran. Neben Flex (P2P-Modell wie Uber), geht es jetzt zunehmend auch um lokale Zusteller, die die letzte Meile für Amazon übernehmen sollen.

Der Unterschied zur Zusammenarbeit mit DHL: Amazon orchestriert die gesamte Zustellung. (und lässt sich das auch nach außen branden) Nur die Ausführung, der 'dumme' Teil, fällt auf die Subunternehmer.

Warum es wichtig ist: Wenn Amazon die eigene Logistik kontrolliert, "Ende zu Ende", wie das Unternehmen selbst sagt, wird Amazon (und damit auch der Amazon Marktplatz) in der Lage sein, Onlinehandel in Qualität, Vielfalt und Bequemlichkeit anzubieten, wie wir ihn heute noch nicht kennen. Eben weil die klassische Paketzustellung von DHL und co. sehr enge, starre, aber trotzdem unsichtbare Grenzen zieht.

Jochen Krisch auf Exciting Commerce:

Wer eine Flotte mit 40 Fahrzeugen betreibt, könne mit Umsätzen bis zu 4,5 Mio. Dollar rechnen, heißt es in den Werbe-Unterlagen.

Auch hierzulande tritt Amazon seit drei Jahren („Amazon baut Amazon City Logistik für Deutschland auf“) gegen DHL & Co. an und hat zuletzt vier regionale Transportgesellschaften gegründet.

Taylor Soper berichtet auf Geekwire vom Presseevent:

It’s “the next big building block of our end-to-end supply chain,” said Dave Clark, the Amazon executive who oversees the worldwide delivery logistics infrastructure for the e-commerce giant, in an interview with GeekWire, after a preview of the service for reporters in Seattle on Wednesday.

Amazon is announcing the new “Delivery Service Partners” program tonight. It’s the company’s latest move to build its own alternative to (if not yet a replacement for) USPS, FedEx, the U.S. Postal Service and other traditional shipping companies and postal services.

Und mehr Details:

The new program lets anyone run their own package delivery fleet of up to 40 vehicles with up to 100 employees. Amazon works with the entrepreneurs — referred to as “Delivery Service Partners” — and pays them to deliver packages while providing discounts on vehicles, uniforms, fuel, insurance, and more. They operate their own businesses and hire their own employees, though Amazon requires them to offer healthcare, paid time off, and competitive wages. Amazon said entrepreneurs can get started with as low as $10,000 and earn up to $300,000 annually in profit.

Logistik aufbauen braucht seine Zeit. Aber Amazons Reise wird schneller gehen als die meisten Beobachter denken.

Die Gründe sind simpel:

  • Plattformansatz: Auf einen Marktplatz/Plattformansatz zu setzen, erlaubt eine schnellere Expansion, als alles inhouse und klassisch mit Subunternehmen zu machen. (wie es etwa DHL macht.) In-house + lokale professionelle Zusteller + Flex heißt für Amazon: Flexible Kapazitäten schnell aufzubauen.
  • Nachfrage: In Verbindung mit dem eigenen Geschäft, klassisch plus Marktplatz, wird Amazon die Nachfrage nach der eigenen Logistik nicht ausgehen. Das beeinflusst die Investmententscheidungen entsprechend. (Siehe im Gegensatz dazu etwa Logistik-Startups, die nicht auf einen 10-Jahres-Plan setzen können.)
  • Digitale Koordination: Nicht nur Uber und Flexbus profitieren von der Allgegenwärtigkeit der Smartphones, um neue Transportdienste zu etablieren und zu koordinieren. Auch Amazon kann darauf aufsetzend eine Koordination von sehr vielen von einander unabhängigen Parteien zentral organisieren. Die Optimierung auf Gesamtsystemebene findet dann in den Amazon-Servern statt.
  • Perspektive: Mit Amazon Key, Hub usw. usf. schafft sich Amazon weitere Flexibilitäten und, ganz nebenbei, das Fundament für das für Endkunden bequemste System. Entsprechende Effekte auf Nachfrage und Preiselastizität folgen..

Logistik aufzubauen, dauert trotzdem seine Zeit. Aber gerade deshalb sollten DHL und co. sich warm anziehen. Weil ihre (modellseitig weitergedachten) Antworten heute bereits stehen müssten, um übermorgen mit der Amazon-Plattform mithalten zu können. Stattdessen werden DHL und Hermes aller Voraussicht nach irgendwann ein Puzzleteil von vielen in Amazons "Google News für Logistik" sein.

Denn Amazon geht den vielversprechenderen Weg.

Amazon ist der Dirigent und macht den Rest des Marktes zum Orchester.

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Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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