22. Nov. 2018 Lesezeit: 1 Min.

Wenn alle Transportwege, über die wir uns als Gesellschaft austauschen, vom Wandel betroffen sind

Gestern schrieb ich in "Warum es einen neuen interdisziplinären Thinktank in Deutschland zu den digitalen Themen unserer Zeit braucht":

Ein unsichtbarer Aspekt bei der Betrachtung des Systemumbruchs, dessen Zeuge wir gerade werden, ist die simple Tatsache, dass alle Transportwege, über die wir uns als Gesellschaft austauschen, von diesem Wandel betroffen sind: Von den klassischen Massenmedien von Print bis TV bis hin zur Buchbranche – nichts bleibt unberührt. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die gesellschaftlichen Vorgänge in dieser Öffentlichkeit systemisch unterschätzt werden.

Eine realistischere Sichtweise bedeutet für einen Presseverlag, einen Buchverlag, einen TV-Sender, ein Film-Studio, einen Radiosender immer auch einen weiteren Schritt Richtung Infragestellung der eigenen Existenzgrundlage (oder zumindest der eigenen fundamentalen Grundlagen wie Prozesse, Arbeitsergebnisse).

In einer Antwort auf Facebook auf eine Frage von Thierry Chervel vom Perlentaucher habe ich das nochmal etwas ausgeführt:

Weil man sich die Tragweite so lang nicht eingesteht, bis es offensichtlich ist (und manchmal selbst dann nicht). Die Abhängigkeit von Facebook war zum Beispiel schon weit fortgeschritten, da gab es noch Artikel, die darüber sprachen, dass Facebook bald wieder verschwunden ist, zu einem Zeitpunkt, zu dem das ausgeschlossen war.

Oder Google und Google News. Journalisten machen die Manifestationen der Online-Dynamiken für ihre Miseren verantwortlich, weil sie die unverrückbaren Dynamiken nicht sehen wollen. (Wer nicht für ein Fachpublikum schreibt, also alle Publikumsverlage, wird für immer von der Distribution über andere Plattformen (Google News, Facebook, Social Media, Apple News etc) abhängig sein).

Aber was heißt das für das stolze Selbstverständnis von FAZ bis SZ wenn man relativ austauschbare Lieferanten der Tech-Plattformen wird? Was heißt es für die eigene Zukunft, dass selbst wenn FB und Google morgen sterben, ein anderes Angebot ihren Platz einnehmen wird und FAZ und SZ und co. wieder an der selben Stelle stehen? Schrecklich. Eine Sackgasse, die deprimiert. Das darf also nicht sein.

Also ist Facebook ein Spielzeug, das keinen Nutzen hat, dann ganz plötzlich ein Netzwerk, das bereits von Teenagern schon wieder verlassen wird und dann ein Netzwerk, das die Medien kaputt macht. Ich wäre sehr überrascht, wenn irgendein klassisches Publikumsmedium Facebook zum IPO eine rosige Zukunft vorausgesagt hat. Sie sind dazu nicht in der Lage. Und das betrifft auf der Makroebene so ziemlich jedes größere Umbruchsthema.

Es gibt durchaus Unterschiede qualitativ inhaltlich aber vor allem auch im Geschäftsmodell zwischen Fachmedien und Publikumsmedien. Diese Unterschiede werden durch die digitalen Dynamiken jeden Tag größer.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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