27. Okt. 2010 Lesezeit: 1 Min.

Wie eine erfolgreiche deutsche Web-TV-Plattform gestaltet sein müsste

Bertram Gugel erstellt wie immer sehr gut und ausführlich so etwas wie eine Idealvorstellung einer deutschen Web-TV-Plattform und kommt zu dem Schluss:

Im Spannungsfeld von Werbekunden, Senderinteressen und Content-Inhaber sollte sich die TV-Plattform konsequent auf die Seite der Nutzer schlagen. Letzten Endes sind es die Nutzer, die über den Erfolg und Misserfolg entscheiden weshalb alles daran gesetzt werden sollten den Nutzerinteressen Rechnung zu tragen.

[..]

Für eine deutsche TV-Plattform gilt es des Weiteren im nächsten Jahr auf den Markt zu kommen ansonsten könnte sich das Fenster für eine deutsche Lösung sehr schnell schließen. Netflix hat gerade bekannt gegeben, dass sie bis zu $50 Millionen im nächsten Jahr in die internationale Expansion investieren wollen. Welcher Markt läge da näher als der zweitgrößte Fernsehmarkt der Welt?

Unter anderem pocht Gugel zu recht darauf, dass die Plattform nutzerfreundlich sein muss. Nutzerfreundlichkeit ist enorm wichtig, um in einem neuen Markt schnell Marktanteile zu sichern.

Ob das kommende Joint Venture von ProSiebenSat1 und RTL tatsächlich nutzerfreundlicher sein wird - oder überhaupt sein kann - als etwa Hulu, oder ob es das US-Vorbild auch in diesem Bereich als, nun, geradezu vorbildlich erscheinen lassen wird, weil man hierzulande weitaus weniger marktorientiert aufgestellt sein wird, bleibt abzuwarten.

Aber wenn ich wetten müsste, würde ich mein Geld nicht auf das deutsche Joint Venture setzen. Schaut man sich die bisherigen Versuche verschiedener deutscher Medienunternehmen an, deutet nichts daraufhin, dass in absehbarer Zeit etwas aus diesem Bereich kommt, das in Sachen Marktüberlebenschancen mit vergleichbaren Angeboten aus den USA mithalten kann. Wohl auch, weil hierzulande der Druck einfach noch nicht groß genug ist.

Ein Beispiel: Hulu scheint mit den im Vergleich zum US-TV geradezu lächerlich seltenen und kurzen Werbeunterbrechungen verstanden zu haben, dass man auch mit illegalen, werbepausenfreien Angeboten konkurriert. Man vergleiche das mit den Prerolls bei ProSieben unter der Überschrift Userexperience in dem Gugel-Artikel.

Wahrscheinlich ist also meines Erachtens vielmehr, dass die deutschen Angebote nicht Fuß fassen können und die Contentanbieter irgendwann an ausländische Plattformen andocken, weil irgendwann das Publikum einfach dort ist. Stichworte: Netflix, Google TV, Boxee und AppleTV.

Hulu hat eine Verhandlungsmacht in den USA aufgebaut, weil man dank der oft exklusiven Inhalte und einer guten Handhabung Reichweite aufbauen konnte. Ob das dem deutschen Joint Venture auch gelingen wird, bleibt wie gesagt abzuwarten.

Marcel Weiß
Unabhängiger Analyst, Publizist & Speaker ~ freier Autor bei FAZ, Podcaster auf neunetz.fm, Co-Host des Onlinehandels-Podcasts Exchanges
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